Hells Angels vs. United Tribuns: Rockerkrieg ist endgültig Geschichte - für 58.000 Euro

Leipzig - Jetzt kommt endgültig der Deckel drauf: Das Leipziger Landgericht hat dem Antrag der Staatsanwaltschaft zugestimmt, auch die letzten Strafverfahren zur tödlichen Rocker-Schießerei 2016 in Leipzig einzustellen. Dafür müssen zwölf Hells Angels etwas tiefer in die Portokasse greifen.

Oberstaatsanwalt Guido Lunkeit (l.) ermittelte neun Jahre lang gegen die Hells Angels und beantragte letztlich die Einstellung der Verfahren. Der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr (r.) stimmte mit seiner Strafkammer dem Prozedere jetzt zu.
Oberstaatsanwalt Guido Lunkeit (l.) ermittelte neun Jahre lang gegen die Hells Angels und beantragte letztlich die Einstellung der Verfahren. Der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr (r.) stimmte mit seiner Strafkammer dem Prozedere jetzt zu.  © Bildmontage: Ralf Seegers, Hendrik Schmidt/dpa

Die Zahlen zuerst: Exakt 3336 Tage ermittelten rund 100 Polizisten und Staatsanwälte gegen zwölf Rocker, die seinerzeit die Kutte der Hells Angels trugen.

Den Ermittlungen zufolge waren sie an der Schießerei auf der Eisenbahnstraße beteiligt, bei der ein Anwärter der United Tribuns (UT) starb und zwei UT-Rocker schwer verletzt wurden.

Anders als ihre vier Club-Kameraden, die 2019 wegen gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, soll das rot-weiße Dutzend jedoch nicht aktiv gegen die Rocker-Konkurrenz vorgegangen sein.

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Und das zahlt sich nun aus.

Nach der Schießerei haben Polizisten diesen Hells-Angels-Rocker am Boden fixiert.
Nach der Schießerei haben Polizisten diesen Hells-Angels-Rocker am Boden fixiert.  © Ralf Seegers

Zahlungsziel Oktober: Siebenmal 4000 Euro, fünfmal 6000 Euro

Nach den tödlichen Schüssen auf ihren Club-Bruder Veysel A. (†27) zogen die Rocker der United Tribuns in einem Trauermarsch durch den Eisenbahnstraßen-Kiez.
Nach den tödlichen Schüssen auf ihren Club-Bruder Veysel A. (†27) zogen die Rocker der United Tribuns in einem Trauermarsch durch den Eisenbahnstraßen-Kiez.  © Peter Endig/dpa

Dem Antrag der Staatsanwaltschaft, nach neun Jahren die wegen schweren Landfriedensbruchs und versuchter gefährlicher Körperverletzung geführten Verfahren gegen Geldauflagen einzustellen, ist das Landgericht nun gefolgt.

Ein Gerichtssprecher bestätigte dies auf Anfrage.

Und so sieht der Deal konkret aus: Sieben Höllenengel, die sich bei der Schießerei nicht von der Stelle bewegt hatten, sollen jeweils 4000 Euro zugunsten der Staatskasse zahlen, die anderen fünf - sie sind den flüchtenden UT-Rockern hinterhergerannt - müssen je 6000 Euro berappen.

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Ist das Geld bis zum 7. Oktober gezahlt, sind die Verfahren endgültig eingestellt, ist der Rockerkrieg von 2016 auch juristisch Geschichte.

Titelfoto: Peter Endig/dpa

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