Ex-Tontechniker erstach erste Gemahlin: Wollte er seine zweite Frau mit Kerzenständer erschlagen?

Leipzig - In einer Villensiedlung am Cospudener See soll ein ehemaliger Tontechniker versucht haben, seine Ehefrau mit einem Kerzenständer zu erschlagen. Seit Montag steht Klaus U. (72) wegen versuchten Mordes vor Gericht. Seine erste Gattin hatte er vor knapp 22 Jahren erstochen.

Seit Juli in U-Haft: Der frühere Tontechniker Klaus U. (72) soll versucht haben, seine zweite Frau zu erschlagen. Die erste Gattin erstach er.
Seit Juli in U-Haft: Der frühere Tontechniker Klaus U. (72) soll versucht haben, seine zweite Frau zu erschlagen. Die erste Gattin erstach er.  © Ralf Seegers

Er wirkt gebrechlich, als ihn Justizbeamte in den Gerichtssaal führen. Beim Verlesen der Anklage zittert Klaus U. am ganzen Körper. Am 20. Juli soll er in seinem Eigenheim erneut für eine Tragödie gesorgt haben.

Gegen 10 Uhr schlich er sich laut Anklage in das Schlafzimmer seiner Frau Susanne (56), schlug ihr erst mit der Faust, danach mit einem 2,8 Kilo schweren Kerzenständer gegen den Kopf - in purer Tötungsabsicht, wie der Staatsanwalt meint.

Als seine Frau in den Zeugenstand gerufen wird, wandelt sich seine Erscheinung. Das Zittern hört auf, mit durchdringendem Blick fixiert Klaus U. die zierliche Schul-Assistentin. Für die Zeugin wirkt das so einschüchternd, dass die Kammer auf Bitten der Nebenklage-Anwältin den Angeklagten so umsetzt, dass ihre Mandantin dessen stechenden Blicken ausweichen kann.

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"Ich war noch im Halbschlaf, als die Tür aufging und ich einen Schatten wahrnahm", beschreibt sie den Beginn der Attacke. Er habe sofort auf sie eingeschlagen. Im Schlafgemach entspann ein Kampf um Leben und Tod. Mit einem letzten Aufbäumen konnte sich Susanne U. befreien.

Blutüberströmt und mit gebrochenem Schädel lief sie vors Haus und rief die Polizei.

Geht von einem heimtückischen Mord-Versuch aus: Staatsanwalt Torsten Naumann.
Geht von einem heimtückischen Mord-Versuch aus: Staatsanwalt Torsten Naumann.  © Ralf Seegers

Erste Ehefrau erstochen - Berliner Gericht sprach ihn frei

Solch ein Kerzenständer soll die Tatwaffe gewesen sein.
Solch ein Kerzenständer soll die Tatwaffe gewesen sein.  © 123RF

Welch großes Glück sie im Unglück hatte, ermisst sich aus dem Vorleben ihres Gatten. Am 25. April 2001 hatte der im Streit bereits seine erste Ehefrau attackiert - mit mehreren Messerstichen. Die Kubanerin überlebte den Angriff nicht.

Doch die Justiz meinte es damals gut mit Klaus U. Das Landgericht Berlin wertete das Geschehen als Affekttat und sprach den Tontechniker wegen Schuldunfähigkeit frei.

Vier Jahre später lernte Klaus U. Susanne kennen - 2016 heirateten beide. Doch die Ehe stand unter keinem glücklichen Stern, wie die Frau im Zeugenstand berichtete. Ihren Gatten beschrieb sie als vereinnahmend, selbstgerecht und extrovertiert. Es habe oft Streit gegeben.

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Dokumentiert ist ein Polizeieinsatz genau am 20. Jahrestag der Ermordung der ersten Gattin. Im Streit um eine Zimmerpflanze hatte Klaus U. der zweiten Ehefrau mit voller Wucht gegen den Kopf geschlagen.

Selbst wollte sich der Angeklagte am gestrigen Montag nicht zu den Vorwürfen äußern. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Ralf Seegers

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