Nach 44 Ehejahren: Rentner (66) tötet seine Frau (†67) mit 23 Hammerschlägen

Leipzig - Sie waren 44 Jahre verheiratet. Zumeist glücklich, wie Nachbarn berichten. Doch dann tötete ein Rentner in Borna seine Ehefrau mit unzähligen Hammerschlägen. Warum - das versucht seit dem heutigen Freitag das Leipziger Schwurgericht zu ergründen. Ein erschütternder Fall voller Rätsel.

Ein Justizbeamter führt Klaus N. (66) in den Gerichtssaal. Er soll seine Gattin mit 23 Hammerschlägen ermordet haben.
Ein Justizbeamter führt Klaus N. (66) in den Gerichtssaal. Er soll seine Gattin mit 23 Hammerschlägen ermordet haben.  © Ralf Seegers

Als Klaus N. (66) am Morgen des 16. Juni den Notruf wählte, atmet er schwer. "Ich habe meine Frau umgebracht und will mich jetzt selbst töten. Bitte kommen Sie schnell", stöhnt der Mann ins Telefon.

Minuten später steht als erster Polizeihauptmeister Björn M. (48) vor der Wohnungstür der Familie N. Auf sein Klopfen öffnet ihm der blutverschmierte Rentner die Tür. "Er fiel kurz darauf rückwärts um und röchelte."

Der Polizist bindet zuerst die Schnittwunde am rechten Arm des Mannes ab und schaut dann ins Schlafzimmer. "Die Frau lag zwischen Bett und Schrank, ich habe sofort gesehen, dass da keine Hilfe mehr möglich war", berichtete Björn M.

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Rechtsmediziner lokalisierten später 23 Einschläge an der Leiche. Klaus N. hatte seiner Gattin Karin (67) regelrecht den Schädel zerschlagen. Der Hammer lag noch am Tatort.

Laut Anklage war Karin N. am Vorabend arglos eingeschlafen, rechnete nicht mit einem Angriff. Nachbarn hatten der Polizei erzählt, dass das Ehepaar eine harmonische Ehe führte und am Tag zuvor auf dem Balkon noch gemeinsam Kaffee getrunken habe.

Kann ein forensischer Psychiater diesen rätselhaften Fall knacken?

Oberstaatsanwalt Ulrich Jakob hat den Rentner wegen heimtückischen Mordes angeklagt.
Oberstaatsanwalt Ulrich Jakob hat den Rentner wegen heimtückischen Mordes angeklagt.  © Ralf Seegers

Warum der einstige Landwirt dann gegen 7.45 Uhr zum Hammer griff und wie von Sinnen auf seine schlafende Frau eindrosch, ist eines der noch ungelösten Rätsel in dem Kriminalfall. Laut Rekonstruktion der Mordkommission schaffte es Karin noch, das Bett zu verlassen, brach jedoch davor zusammen. Auch jetzt soll Klaus N. noch auf die wehrlose Frau eingeschlagen haben, bis ihr Hirn austrat.

Die Staatsanwaltschaft hat den Rentner wegen heimtückischen Mordes angeklagt. Er selbst wollte sich zum Prozessauftakt nicht zum Geschehen äußern. In der Wohnung hatte er einer Polizistin noch gesagt: "Ich habe Scheiße gebaut, ruft meine Tochter in Nürnberg an."

Wollte Klaus N, der sich oberflächliche Schnittwunden am Arm beibrachte, tatsächlich gemeinsam mit seiner Frau aus dem Leben scheiden? Dagegen sprechen der Notruf und die massive Gewalt, die er anwendete. Kriminalisten sprechen in solchen Fällen vom "Übertöten" - wenn der Täter also weit mehr Gewalt anwendet, als zum "Taterfolg" notwendig wäre. Oft sind purer Hass oder unbändige Wut der Antrieb. War die Ehe also doch nicht so harmonisch, wie sie nach außen schien?

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Bei ihrem Aufklärungsversuch erhofft sich die Kammer auch Hilfe vom renommierten Tübinger Gerichtspsychiater Dr. Peter Winckler, der Klaus N. während der U-Haft in die Seele blickte.

Der Prozess wird im Januar fortgesetzt.

Mord nach 44 Jahren "harmonischer" Ehe: Die 16. Strafkammer am Leipziger Landgericht will den rätselhaften Kriminalfall aufklären, hat dafür fünf Verhandlungstage bis zum 24. Januar anberaumt.
Mord nach 44 Jahren "harmonischer" Ehe: Die 16. Strafkammer am Leipziger Landgericht will den rätselhaften Kriminalfall aufklären, hat dafür fünf Verhandlungstage bis zum 24. Januar anberaumt.  © Ralf Seegers

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über mögliche Suizidversuche. Da der Vorfall aber in Zusammenhang mit einem Prozess stattfindet, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren. 


Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123 oder unter www.telefonseelsorge.de.

Titelfoto: Ralf Seegers

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