17 Jahre unschuldig im Knast? Münchner "Parkhausmord" wird wohl neu aufgerollt

Von Britta Schultejans

München - 2006 starb eine Parkhaus-Millionärin aus München, rund 17 Jahre saß ihr Neffe Benedikt T. wegen Mordes in Haft - und genauso lange beteuerte er seine Unschuld. Wird der Fall nun neu aufgerollt?

Benedikt T. (r.) wurde wegen Mordes aus Habgier verurteilt. Doch es gibt Zweifel an seiner Schuld.
Benedikt T. (r.) wurde wegen Mordes aus Habgier verurteilt. Doch es gibt Zweifel an seiner Schuld.  © Tobias Hase/dpa

Das Landgericht Augsburg hat den nunmehr dritten Wiederaufnahmeantrag von Benedikt T. in zwei Punkten für zulässig erklärt, wie das Gericht mitteilte. Es begründet den Beschluss damit, dass es inzwischen eine neue Aussage einer Zeugin gibt, die sich in der Hauptverhandlung am Landgericht München I noch auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht berufen hatte.

Außerdem liegen zwei neue Sachverständigengutachten zum Tatablauf vor, die "möglicherweise neue Beweismittel" darstellen. "Das Gericht schloss in seiner Entscheidung eine mögliche Auswirkung auf den Schuldspruch nicht aus", heißt es in der Mitteilung.

Ob der Münchner "Parkhausmord" auch tatsächlich in einer Hauptverhandlung neu aufgerollt wird, ist damit allerdings noch nicht entschieden. Wenn die Entscheidung rechtskräftig wird, startet zunächst das nicht-öffentliche, sogenannte Probationsverfahren, bei dem Zeugen und Sachverständige angehört werden, um zu prüfen, ob die angegebenen Gründe eine Wiederaufnahme des Verfahrens rechtfertigen.

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Erst am Ende dieses Verfahrens wird dann entschieden, ob der Fall noch einmal vor Gericht verhandelt wird.

"Parkhausmord": Neffe hatte stets seine Unschuld beteuert

Ist Benedikt T. ein Justizopfer? 17 Jahre lang saß er im Gefängnis.
Ist Benedikt T. ein Justizopfer? 17 Jahre lang saß er im Gefängnis.  © Tobias Hase/dpa

Nach fast 17 Jahren im Gefängnis war der wegen Mordes verurteilte Neffe der Millionärin im vergangenen Jahr aus der Haft entlassen worden. Die schwerreiche Witwe Charlotte Böhringer, die zur Münchner High Society gehörte, war im Mai 2006 in ihrer Penthouse-Wohnung erschlagen worden.

Wenig später wurde ihr Neffe festgenommen und 2008 verurteilt - wegen Mordes aus Heimtücke und Habgier.

Der damals 33-Jährige hatte seine Schuld stets bestritten und sich als Justizopfer gesehen. Der Fall hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt, auch weil Familie und Freunde versuchten, die Unschuld des Verurteilten zu beweisen. Auch das Fernsehen griff den Fall auf. Zuletzt veröffentlichte der Bezahlsender Sky eine True-Crime-Dokumentation mit dem Titel "Der Parkhausmord - Wer tötete Charlotte Böhringer?".

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Darin kam auch der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (77) zu Wort. Er sei nicht von der Unschuld des Neffen überzeugt, sagt er in der Doku. Aber die Kette der Vorwürfe sei so fragwürdig gewesen, so voreingenommen und manches so fehlerhaft, dass man einen Menschen damit nicht für Jahrzehnte hätte hinter Schloss und Riegel bringen dürfen.

Auch Benedikt T. selbst erzählt in dem Film seine Sicht der Dinge. "Ich bin ja quasi wie lebend tot gewesen", sagt er rückblickend über seine Zeit in Haft.

Titelfoto: Tobias Hase/dpa

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