Frau versucht möglichst viele Menschen in Bus zu töten: Richterin greift knallhart durch

Von Claudia Irle-Utsch

Siegen - Weil sie versuchte in einem Bus im westfälischen Siegen möglichst viele Menschen zu töten, ist eine Messerangreiferin (32) zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Die 32-Jährige hatte Ende August 2024 in einem Shuttlebus zum Siegener Stadtfest mit einem Messer auf mehrere Fahrgäste eingestochen.
Die 32-Jährige hatte Ende August 2024 in einem Shuttlebus zum Siegener Stadtfest mit einem Messer auf mehrere Fahrgäste eingestochen.  © Sascha Ditscher/dpa

Das Landgericht Siegen erklärte die 32-Jährige für schuldig, Ende August 2024 in einem Shuttlebus zum Siegener Stadtfest drei junge Männer mit einem Einhandmesser lebensgefährlich verletzt zu haben.

Sie stach die Geschädigten jeweils unvermittelt in den Hals. Das Urteil lautete auf versuchten Mord aus Heimtücke in allen drei Fällen.

Glücklichen Umständen sei es zu verdanken, dass bei dieser Messerattacke niemand ums Leben gekommen sei, so die Vorsitzende Richterin, Elfriede Dreisbach. Nur deshalb sehe das Gericht von der seitens der Staatsanwältin geforderten Feststellung der besonderen Schwere der Schuld ab.

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Die Tat hatte im vergangenen Sommer bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil sie nur eine Woche nach dem tödlichen Messeranschlag von Solingen erfolgte.

Bei dem Terrorakt waren drei Menschen ums Leben gekommen. Im Prozess hatte die Frau angegeben, ihr sei bei der Zeitungslektüre über den Messeranschlag der "flüchtige Gedanke" gekommen, dass sie vielleicht sogar mehr Menschen töten könnte.

Angeklagte handelte aus Perspektivlosigkeit - Opfer leiden an massiven psychischen Folgen

Das Landgericht Siegen sprach die 32-Jährige am Mittwoch des versuchten Mordes aus Heimtücke in drei Fällen für schuldig. (Archivbild)
Das Landgericht Siegen sprach die 32-Jährige am Mittwoch des versuchten Mordes aus Heimtücke in drei Fällen für schuldig. (Archivbild)  © Oliver Berg/dpa

Die Frau habe mit ihrer Tat eine möglichst hohe Aufmerksamkeit erzeugen wollen, führte die Richterin nun aus. Sie sei mit der Absicht zu töten zum Stadtfest aufgebrochen. Ihren Plan, dort Menschen anzugreifen, habe sie im Bus verworfen und sich auf die Attacke während der Fahrt konzentriert.

Hintergrund der Tat ist nach Ansicht des Gerichts eine Perspektivlosigkeit gewesen, die sich mit dem dauerhaften Verlust ihres Führerscheins noch verstärkt habe. Die 32-Jährige habe auf ihr Leid aufmerksam machen wollen, indem sie versuchte "völlig Unbeteiligte um ihr Leben zu bringen".

Auch wenn der Frau eine mittelschwere psychische Erkrankung attestiert worden sei, gelte sie in vollem Umfang als schuldfähig, so das Gericht. Zwar habe sie sich geständig gezeigt, doch fielen die "kriminelle Energie", der Tötungsvorsatz und die Folgen für die Opfer erheblich ins Gewicht.

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Die drei Geschädigten seien nicht nur lebensbedrohlich verletzt worden, sondern litten auf lange Sicht an massiven psychischen Folgen, betonte die Richterin. "Alle drei sind sehr ängstlich, haben Panikattacken und sind in ihrer Lebensführung erheblich eingeschränkt."

Verletzt wurde in dem Bus auch eine der beiden Frauen, denen es gelang, die Täterin im Bus zu fixieren und mit der Hilfe eines hinzugerufenen Mannes zu entwaffnen. Noch ist das Urteil gegen die 32-Jährige nicht rechtskräftig.

Titelfoto: Sascha Ditscher/dpa

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