Mädchen täglich in kleinen Raum gesperrt? Das sagt ihr Vater zu den Vorwürfen

Von Friederike Hauer und Ute Wessels

Vilsbiburg - Weil ein elfjähriges Mädchen in Niederbayern nach der Schule regelmäßig in einem Abstellraum auf seine berufstätigen Eltern warten musste, ermittelt die Polizei wegen Verdacht auf Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht.

In diesem Raum musste das Mädchen nach der Schule warten.
In diesem Raum musste das Mädchen nach der Schule warten.  © NEWS5 / Sebastian Pieknik

Gegenüber den Reportern von News5 schildert der Vater, der anonym bleiben möchte den Fall anders. "Den Raum gibt es erst seit einer Woche und meine Tochter war da vielleicht für 15 Minuten drinnen".

"Ich will einfach nur klarstellen, wie es wirklich war. Das hier ist kein Abstellraum", betont er und zeigt den Reporter den kleinen Raum.

Ein Sessel, ein Tisch, einen Heizlüfter gibt es - aber keine Toilette. Dafür musste das Mädchen in den Garten gehen.

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"Erst hat das Jugendamt gesagt, das passt alles, jetzt haben sie angerufen und gesagt, mit dem Raum, das geht doch nicht", schildert der Alleinerziehende.

Andere Eltern im Ort reagieren mit Unverständnis. So wundert sich die alleinerziehende Mutter Jana D., warum das Kind nicht in die Wohnung durfte. "Wenn man Angst hat, dass irgendwas in Brand gesetzt wird oder so, dann räumt man es weg. Sicherung rausmachen oder die Küche zumachen? Keine Ahnung. Aber in einen Raum sperren ohne Toilette, das ist unzumutbar", findet sie.

"Das ist einfach nur krass", erklärt Annalena K., ebenfalls selbst Mutter. "Ich persönlich denke schon so in der fünften oder sechsten Klasse, wenn die Eltern berufstätig sind, könnte sich das Kind schon für ein paar Stunden auf jeden Fall alleine zu Hause versorgen".

Vilsbiburg: Mädchen muss nach der Schule auf Eltern warten, Polizei ermittelt

Polizisten holten das Mädchen aus dem Keller und brachten es auf die Dienststelle. (Symbolbild)
Polizisten holten das Mädchen aus dem Keller und brachten es auf die Dienststelle. (Symbolbild)  © Moritz Frankenberg/dpa

Das Kind war am Montag von Beamten auf einen anonymen Hinweis hin aus dem Fahrradabstellraum eines Gebäudes in Vilsbiburg geholt worden.

In Absprache mit dem Kreisjugendamt sei es zwischenzeitlich wieder den Eltern übergeben worden, teilte die Polizei mit.

Den Erkenntnissen nach musste das Mädchen regelmäßig bis zu zwei Stunden lang in dem vier Quadratmeter großen Raum auf das Heimkommen der Eltern warten.

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Die Beamten hätten die Schülerin mit zur Dienststelle genommen und das Jugendamt sowie die Eltern informiert.

Der Vater habe am Telefon "sehr ungehalten" auf die polizeiliche Maßnahme reagiert, hieß es weiter.

Erstmeldung 8. Oktober, 19 Uhr, zuletzt aktualisiert 9. Oktober 11.18 Uhr

Titelfoto: NEWS5 / Sebastian Pieknik

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