Seit 22 Jahren vermisst: Belohnung im Fall Hilal auf 20.000 Euro erhöht

Hamburg - 22 Jahre nach ihrem Verschwinden erhöht die Staatsanwaltschaft die Belohnung im Fall der Vermissten Hilal Ercan aus Hamburg.

Die damals zehn Jahre alte Hilal verschwand am 27. Januar 1999.
Die damals zehn Jahre alte Hilal verschwand am 27. Januar 1999.  © Polizei Hamburg

Statt 5000 gibt es nun bis zu 20.000 Euro für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit.

Hilal verschwand am 27. Januar 1999. An diesem Tag ging das damals zehn Jahre alte Mädchen ins Einkaufszentrum "Elbgaupassage". Wegen ihres guten Halbjahreszeugnis hatte ihr Vater ihr erlaubt, dort Süßigkeiten zu kaufen. Hilal kam nicht mehr nach Hause zurück.

Zeugen beschrieben der Polizei, dass ein Mann mit rotblondem Haar ein Kind in einen dunklen BMW gezerrt haben soll. Eine Frau erinnerte sich an den furchtbaren Schrei eines Kindes und sah aus ihrem Küchenfester einen BMW schnell wegfahren. Waren es Hilal und ihr Entführer?

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Eine großangelegte Suche nach dem Mädchen verlief ergebnislos. Der Fall lässt Ermittler und Familie bis heute nicht los.

Tatverdächtiger gesteht und widerruft wenig später

Mit Schaufeln und Baggern suchten Polizisten im September 2018 im Altonaer Volkspark nach Hilal.
Mit Schaufeln und Baggern suchten Polizisten im September 2018 im Altonaer Volkspark nach Hilal.  © Bodo Marks/dpa

Zwischendurch vermutete die Polizei, dass Verwandte Hilal in die Türkei entführt haben, örtliche Ermittler durchsuchten etliche Gebäude und fanden nichts.

Bewegung kam im Jahr 2005 in den Fall. Der wegen Kindesmissbrauch vorbestrafte Dirk A. gestand, Hilal entführt und getötet zu haben. Doch als er verraten sollte, wo die Leiche des Kindes liegt, zog er sein Geständnis zurück. Die Polizei suchte vergeblich im Volkspark.

Nur ein paar Monate später führt ein erneutes Geständnis von A. in eine Kiesgrube in Rissen. Per Bagger suchen die Beamten nach der Leiche, finden aber nur Steine.

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Zwischendurch prüften die Ermittler, ob ein Zusammenhang zu den Taten der rechtsextremen Terrorgruppe NSU besteht. Doch auch diese Spur führte ins Leere.

Nach einem neuen Zeugenhinweis im September 2018 wurde wieder in einem Waldgebiet im Volkspark gesucht. Erneut vergeblich.

Bus mit Zeugenaufruf fährt durch Hamburg

Abbas Ercan präsentiere kürzlich den VHH-Bus mit dem Zeugenaufruf.
Abbas Ercan präsentiere kürzlich den VHH-Bus mit dem Zeugenaufruf.  © Daniel Reinhardt/dpa

Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass das Mädchen auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum gegen ihren Willen in ein Auto gezogen und anschließend an einen unbekannten Ort gebracht wurde.

Hilal ist das einzige Kind in Hamburg, das so eine lange Zeit vermisst wird. Immer wieder wendet sich die Polizei an die Öffentlichkeit, brachte vor drei Jahren eine Hinweistafel am Einkaufszentrum "Elbgaupassage" an. Bislang ohne heiße Spur.

Auch ihre Familie gibt Hilal nicht auf. Auf Initiative von Hilals älterem Bruder Abbas Ercan und der Belegschaft der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) fährt seit Ende Mai ein VHH-Bus mit einem Zeugenaufruf durch Hamburg.

Die nun erfolgte Erhöhung der Belohnung geschehe laut Mitteilung wegen der Schwere des Tatvorwurfs sowie vor dem Hintergrund, dass der Verbleib von Hilal trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten weiterhin offen ist.

Mit der neuen Summe hoffen Staatsanwaltschaft und Polizei, auch Zeugen zu einer Aussage zu motivieren, die sich in den vergangenen Jahren möglicherweise bewusst nicht gemeldet haben.

Hinweise nimmt das Landeskriminalamt Hamburg unter der Telefonnummer 040 4286 56789 oder jede andere Dienststelle entgegen.

Titelfoto: Montage: Daniel Reinhardt/dpa, Polizei Hamburg

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