Bleibende Schäden und Job-Auswirkungen: Prügel-Opfer sieht "keinen Grund, dass es so ausgeartet ist"

Leipzig - "Ein Abend in Leipzig ruinierte mir meinen ganzen Sommer, meine berufliche Laufbahn und es bleibt eine Narbe für mein restliches Leben!" Diese Worte stammen von Robert Hebestreit (33), der von Türstehern in einem Leipziger Tanzclub schwer verletzt wurde. Sieben Monate nach dem Vorfall sprach TAG24 exklusiv mit ihm.

Fotos von Robert Hebestreit (33) kurz nach der Attacke (l.) und aus der Klinik (r.).
Fotos von Robert Hebestreit (33) kurz nach der Attacke (l.) und aus der Klinik (r.).  © Bildmontage: Instagram/robert_hebestreit

"Ich habe niemanden bewusst gestört", beteuert der 33-Jährige erneut: "Ich sehe den Grund nicht, dass es so ausgeartet ist. Es gab keinen Grund, mich so zu vermöbeln!"

Diese Einschätzung kann der Berliner nach einer Partynacht im Leipziger "Spizz" Ende Mai selbstbewusst geben, denn er hat mithilfe seines Anwalts endlich Akteneinsicht bekommen. Der Blick hinein gibt ihm die Sicherheit, nicht hauptverantwortlich für die Gewalteskalation gewesen zu sein. Homophobie als Auslöser schwebt weiterhin im Raum.

"Mir sind 1000 Steine vom Herzen gefallen. Ich war am Überlegen, ob ich zu betrunken war und die Türsteher dumm angemacht hab, dass es zu der Auseinandersetzung kam", sagt Hebestreit. Nach Ansicht einiger in der Akte befindlicher Screenshots der Überwachungskameras weiß er aber: "Der erste Schlag kam von den Türstehern!"

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Der laut seinen Aussagen Hauptverdächtige habe ihn angerempelt, sich vor ihm aufgebäumt und gestoßen. "Ich hab' das Schubsen erwidert und daraufhin hat er mich dann mehrfach ins Gesicht geschlagen", berichtet der Geschädigte. Anschließend habe der Securitymann die Kette des Clubbesuchers von dessen Hals gerissen und ihn damit geschlagen. "Es ist alles sehr, sehr eindeutig. Ich bin so happy, dass das jetzt auch so drin steht. Das hat mir schlaflose Nächte bereitet."

Ein Vorwurf gegenüber Hebestreit war, er habe mindestens einen der Türsteher angespuckt. "Das stimmt, ich habe gespuckt. Allerdings habe ich mein eigenes Blut ausgespuckt. Das war auch mein einziger Grund, mich irgendwie zu wehren", sagt er heute.

Prügel-Opfer in Leipzig: "Damit muss ich mein ganzes Leben leben, das regt mich auf"

Mittlerweile kann der Berliner wieder seinem Job nachgehen. Seinen Festvertrag verlor er allerdings.
Mittlerweile kann der Berliner wieder seinem Job nachgehen. Seinen Festvertrag verlor er allerdings.  © Bildmontage: Instagram/robert_hebestreit

Schwer gezeichnet zeigte sich Robert Hebestreit kurz nach der Attacke aus dem Krankenwagen und nahm auch seine mittlerweile 15.000 Instagram-Follower auf seinem monatelangen Leidensweg mit.

Bei der Prügelei erlitt der damals 32-Jährige laut eigenen Aussagen einen doppelten Kiefer-, dreifachen Nasenbein- und fünffachen Jochbeinbruch. Zudem musste ein Zahn entfernt werden und er hat noch immer ein Loch im Trommelfell, weshalb er regelmäßig einen Druckausgleich machen muss.

Später wurde auch noch ein Handwurzelbruch festgestellt. Dieser soll aufgetreten sein, als der Hauptbeschuldigte mit seiner Hand Hebestreits Hand gegen dessen Hals drückte. "Ich kann meine Hand nie wieder so bewegen, wie ich sie bewegen konnte. Der Knochen wird immer wehtun. Damit muss ich mein ganzes Leben leben, das regt mich auf."

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Zwei Monate war der Berliner nach der Attacke durchgehend krankgeschrieben und nach zwei Wochen Arbeit nochmals für vier Wochen. Die lange Abwesenheit hatte auch Auswirkungen auf seinen Job als Set-Aufnahmeleiter für die RTLZWEI-Produktion "Berlin - Tag & Nacht". "Weil ich so oft krank war, habe ich meinen Festvertrag verloren. Ich bin zwar noch angestellt, werde aber nur noch auf Tagesgage geführt."

Grundsätzlich will sich Hebestreit auch nach diesem Vorfall "für niemanden verstellen. Hätte ich mich anders verhalten, hätte ich mich verstellt." Zwar würde er sich nun an die Hausordnung und Hinweise des Personals halten und sein Oberteil anbehalten. Make-up, Nagellack und Glitzeroberteil will der 32-Jährige aber immer wieder so tragen.

Auf eine Kontaktaufnahme seitens der vom "Spizz" extern eingesetzten Securityfirma wartet er noch heute.

Titelfoto: Bildmontage: Instagram/robert_hebestreit

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