Leipzig - Sie zündeten Pyrotechnik, errichteten Straßenbarrikaden und griffen erneut die Polizeiwache Wiedebachpassage an: Mutmaßliche Linksextremisten wüteten am Freitag einmal mehr im Leipziger Stadtteil Connewitz. In einem Bekennerschreiben zeigten sich die Täter solidarisch mit der "Antifa Ost"-Gruppe um Maja T. (24) und Lina E. (30).
"Wir werden nicht tatenlose zusehen, wie immer mehr Antifaschist:innen inhaftiert werden und ihr Leben hinter Gittern verbringen müssen", erklärten die Angreifer in dem Schreiben, das sie auf der Plattform "indymedia.org" veröffentlichten. Dabei bestätigten sie Attacken auf den Polizeistandort in Connewitz und andere Objekte Freitagnacht sowie das Errichten von Barrikaden.
Wie Polizeisprecher Chris Graupner am Sonntag mitteilte, hatte die Gruppe gegen 21.15 Uhr zugeschlagen. Etwa 15 schwarz gekleidete Personen hatten demnach Pyrotechnik gezündet und sowohl am Connewitzer Kreuz als auch an der Wiedebachpassage sowie auf der Bornaischen Straße Barrikaden errichtet. "Dazu nutzten sie Baustellenabsperrungen und Mülltonnen. Anschließend wurden diese in Brand gesetzt", so der Polizeisprecher.
Bereits während der Aktion sollen die Täter mehrfach die Parole "Free Maja" skandiert haben. Lang wehrte der Spuk jedoch nicht: Schon nach wenigen Minuten und noch vor Eintreffen der Polizei zerstreuten sich die Angreifer.
Die Brände konnte die Polizei zum Teil selbst löschen, an anderen Stellen unterstützte die Feuerwehr. Wie hoch der Schaden durch die Randale-Tour ausfällt, konnte am Sonntag noch nicht beziffert werden.
Es wurden Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs eingeleitet. Einem Bericht des MDR zufolge hat diese inzwischen der Staatsschutz übernommen.
USA setzen Gruppierung auf Terrorliste
Anlass für die Attacke ist offenbar der Beginn der zweiten Runde im sogenannten "Antifa-Ost-Prozess". Sieben Personen stehen ab Dienstag in Dresden vor dem Oberlandesgericht. Unter anderem wird ihnen gefährliche Körperverletzung sowie Mitgliedschaft beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Laut Tagesschau sind einige auch wegen versuchten Mordes angeklagt.
Das Verfahren ist im Grunde die Fortsetzung der Verhandlung gegen die an gleicher Stelle verurteilte Lina E. und drei ihrer Mitstreiter. Alle sollen der gleichen Gruppierung angehören. Auch die in Budapest inhaftierte, non-binäre Person Maja T. wird der Gruppe zugeordnet.
Größere Aufmerksamkeit erhielt "Antifa Ost" zuletzt durch die Einstufung als Terrororganisation durch die US-Regierung. Die deutschen Behörden sollen darüber im Vorfeld nicht informiert worden sein. Laut Bundesinnenministerium habe sich das Gefährdungspotenzial der Gruppe zuletzt deutlich verringert.
Neben der Randale kam es am frühen Sonntagmorgen in Connewitz zudem zum Brand eines Audi Q5 sowie einer Mülltonne. Die Polizei prüft Zusammenhänge zu den Vorgängen vom Freitagabend.