Von Sigrun Stock und Jan-Gerrit Vahl
Leipzig - Bei einer Demonstration auf der Eisenbahnstraße im Leipziger Osten haben die Teilnehmer am Freitagabend eine Barrikade errichtet und angezündet. Zuvor hatte es einen Aufruf zum "Massencornern", als Reaktion auf die Räumung mehrerer besetzter Häuser durch die Polizei in der vergangenen Woche gegeben. Zeitweilig fanden sich etwa 200 bis 300 Menschen ein.
Wie Polizeisprecher Tom Erik Richter mitteilte, wurde bereits gegen 20.50 Uhr auf der Ecke Eisenbahnstraße/Elisabethstraße eine Barrikade aus Baustellenabsperrungen und Mülltonnen errichtet und später in Brand gesetzt. Die Feuerwehr rückte an und löschte die Flammen.
Gegen 22 Uhr begannen die Polizisten dann mit der Räumung der immer noch besetzten Kreuzung.
"Im Rahmen dieser wurden die Einsatzkräfte aus der Personengruppe heraus mit Gegenständen beworfen, wobei ein Polizeibeamter getroffen wurde", so Richter. Der Tatverdächtige habe ermittelt werden können, ein Strafverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung sowie Widerstands und tätlichen Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte sei eingeleitet worden.
Im weiteren Verlauf des Abends kam es dann immer wieder zum Bau von Barrikaden und Abbrennen von Pyrotechnik, sowie zu einem Flaschenwurf auf die Polizisten.
Mehrere Hausbesetzungen in der vergangenen Woche
Gegen zwei weitere Personen wurden aufgrund der ihnen unterstellten Beteiligung am Bau von Barrikaden Ermittlungen wegen des Gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr aufgenommen. "Nach einem weiteren Flaschenwurf wurde auch hier eine tatverdächtige Person bekannt und wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung angezeigt", so der Polizeisprecher weiter.
Aufgrund des "insgesamt gewaltbereiten Verhaltens" der anwesenden Person sei zudem ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet worden.
Bereits in den Vortagen waren bei einer Aktionswoche gegen steigende Mieten mehrfach Häuser in Leipzig besetzt worden. Am Mittwochabend hatten die Beamten ein besetztes Haus im Osten der Stadt geräumt. Am Wochenende hatte es bereits ähnliche Aktionen gegeben.
Die Demonstranten wollen darauf aufmerksam machen, dass es viel Leerstand gibt und mit Wohnraum spekuliert wird. "Während die Mieten ins Unermessliche steigen und vielen sozialen Projekten die Förderungen gekürzt werden, stehen Hunderte Wohnungen leer, und es gibt immer weniger Möglichkeiten des sozialen Austauschs und Zusammenkommens", heißt es in einem Aufruf der Besetzer.
Erstmeldung Samstag, 7.40 Uhr, aktualisiert 13.02 Uhr.