Über 75 Prozent mehr Gewaltdelikte! Leipzigs Bahnhofspolizei zieht Bilanz

Leipzig - 135.000 Besucher pro Tag, Verkehrsknotenpunkt, Einkaufszentrum. Der Leipziger Hauptbahnhof ist ein Ort des ständigen Treibens im Herzen der Messestadt. Gerade für die Polizeibehörden birgt Deutschlands flächenmäßig größter Bahnhof (80.000 Quadratmeter) jedoch besondere Herausforderungen.

Die Polizei verzeichnete 2022 eine drastische Zunahme an Straftaten im Bereich des Leipziger Hauptbahnhofs und Zentrums. Die Zahl der Diebstähle befinde sich inzwischen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. (Archivbild)
Die Polizei verzeichnete 2022 eine drastische Zunahme an Straftaten im Bereich des Leipziger Hauptbahnhofs und Zentrums. Die Zahl der Diebstähle befinde sich inzwischen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt dpa/lsn

Drogenkriminalität, Diebstähle und Gewaltdelikte gehören zum Alltag und haben 2022 noch einmal drastisch zugenommen, wie die Jahresbilanz der Gemeinsamen Einsatzgruppe "Bahnhof-Zentrum" zeigt.

Das Jahr sei geprägt gewesen vom Wegfall der Corona-Regeln. Damit einhergegangen sei jedoch ein "spürbarer Zulauf vom Szeneklientel", wie Leipzigs Polizei und Bundespolizei am Freitag mitteilten. Innerhalb des Bahnhofs sowie in den umliegenden Parks und Straßen nahm die Zahl der Straftaten, die durch die Einschränkungen zunächst zurückgegangen war, wieder zu.

Die Behörden reagierten darauf mit gemeinsamen Streifen des Stadtordnungsdienstes sowie der DB Sicherheit. Über 4700 Personen seien dabei kontrolliert und über 2600 davon durchsucht worden. 268 Platzverweise wurden erteilt und 93 Menschen vorläufig fest- beziehungsweise in Gewahrsam genommen.

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In Sachen Drogenkriminalität beschlagnahmte die Polizei insgesamt 3,8 Kilogramm an Betäubungsmitteln, darunter vor allem Marihuana und Haschisch (2,6 Kilo) sowie Ecstasy (0,8 Kilo). Es folgten Heroin und Crystal.

638 Gewaltdelikte in einem Jahr

Noch besorgniserregender fällt die Zahl der Gewaltdelikte aus, wo ein Anstieg von 76,5 Prozent verzeichnet wurde. (Archivbild)
Noch besorgniserregender fällt die Zahl der Gewaltdelikte aus, wo ein Anstieg von 76,5 Prozent verzeichnet wurde. (Archivbild)  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

785 Ladendiebstähle wurden im Bereich des Hauptbahnhofs und des Leipziger Zentrums im vergangenen Jahr verzeichnet. Zum Vergleich: 2021 seien es noch 469 Diebstähle gewesen. Ein Anstieg um 67 Prozent! "Damit ist dieses allgegenwärtige Deliktsfeld bereits wieder auf Stand der vorpandemischen Zeiten."

Noch düsterer fiel die Bilanz im Bereich der sogenannten Rohheitsdelikte wie beispielsweise Raubstraftaten und Körperverletzungen aus. Hier verzeichneten die Behörden sogar einen Anstieg um 76,5 Prozent. Waren es 2021 noch 437 Gewaltdelikte, wurden im vergangenen Jahr 638 Fälle registriert.

Schwerpunkte für die Gewalttaten seien die Hauptausgänge des Hauptbahnhofs sowie die Bereiche Kleiner Willy-Brandt-Platz, Schwanenteich sowie Bürgermeister-Müller-Park. Allein in letzterem seien 45 Delikte festgestellt worden.

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Weil sich Straftäter im Bereich Hauptbahnhof und Innenstadt zwischen den Zuständigkeiten von Landes- und Bundespolizei bewegen, wurde im Jahr 2000 die Gemeinsame Einsatzgruppe Bahnhof-Zentrum, kurz "GEG BaZe", gegründet. Die Kriminalität sei damals die gleiche gewesen, hieß es in der Mitteilung.

Durch den Bau des Citytunnels ab 2013 sowie die Zunahme der Migration ab 2015 habe sich das Aufgabenfeld der Einsatzgruppe jedoch stetig erweitert.

Titelfoto: Hendrik Schmidt dpa/lsn

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