Während sie im "Tag X"-Einsatz waren: Anschläge auf Privatautos von Polizisten

Leipzig - Gelöste Radmuttern, geschlitzte Reifen - in Leipzig hat es mutmaßlich gezielte Anschläge auf Privatfahrzeuge von Polizeibeamten gegeben, die während der "Tag X"-Aktionen im Einsatz waren. Keine Einzelfälle, wie die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) erklärte. Im Innenministerium möchte man das Thema offenbar unter der Decke halten.

Vorsichtsmaßnahme: Ein Polizist prüft den Sitz der Radmuttern an einem Auto.
Vorsichtsmaßnahme: Ein Polizist prüft den Sitz der Radmuttern an einem Auto.  © Tino Plunert

Sie waren vermutlich ausgespäht worden: Polizisten, die zum "Tag X"-Einsatz fuhren und ihre Privatfahrzeuge im Umfeld der Polizeidienststelle Paunsdorf abstellten.

"Nach Dienstende stellten mehrere Kollegen Manipulationen an ihren Fahrzeugen fest - mal waren die Radmuttern gelockert, an anderen Autos die Innenflanken der Reifen angestochen oder die Luft zur Hälfte abgelassen", berichtet einer der Beamten.

Merkwürdig: Der Anschlag auf die eigenen Leute tauchte intern in keiner WE-Meldung (WE: Wichtige Ereignisse) auf. Auch öffentlich wurden die Vorfälle nicht kommuniziert.

Leipzig: Wer erkennt ihn? Bundespolizei auf der Suche nach diesem Mann!
Leipzig Crime Wer erkennt ihn? Bundespolizei auf der Suche nach diesem Mann!

Erst auf Anfrage von TAG24 bestätigte das Innenministerium:

"Es sind Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen bekannt geworden. Diese werden aktuell geprüft. Das beinhaltet auch die Überprüfung, ob ein Zusammenhang mit dem Einsatzgeschehen besteht."

Polizisten sichern während der "Tag X"-Aktionen eine Kundgebung ab. Von einigen wurden die Privatautos vor der Dienststelle manipuliert.
Polizisten sichern während der "Tag X"-Aktionen eine Kundgebung ab. Von einigen wurden die Privatautos vor der Dienststelle manipuliert.  © Hendrik Schmidt/dpa
Das Behördenzentrum Paunsdorf - hier haben unter anderem Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, MEK sowie SEK ihren Dienstsitz.
Das Behördenzentrum Paunsdorf - hier haben unter anderem Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, MEK sowie SEK ihren Dienstsitz.  © Silvio Bürger
Der Parkplatz vor der Polizeidienststelle Paunsdorf - hier wurden an Privatautos von Polizisten Radmuttern gelockert und Reifen angestochen.
Der Parkplatz vor der Polizeidienststelle Paunsdorf - hier wurden an Privatautos von Polizisten Radmuttern gelockert und Reifen angestochen.  © Silvio Bürger

Gewerkschaft fordert sichere Parkplätze an Polizeidienststellen

Cathleen Martin (49), sächsische Landes-Chefin der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), fordert gesicherte Parkplätze für Polizisten im Einsatz.
Cathleen Martin (49), sächsische Landes-Chefin der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), fordert gesicherte Parkplätze für Polizisten im Einsatz.  © Andreas Weihs

Keine Einzelfälle, wie Sachsens DPolG-Landes-Chefin Cathleen Martin (49) erklärt: "Leider haben wir mit dem Phänomen seit Jahren zu tun, vor allem in Leipzig", erzählt die Gewerkschafterin.

Ein Kollege, an dessen Auto vor der Polizeidirektion die Radmuttern gelockert wurden, habe das erst auf der Autobahn gemerkt und in letzter Sekunde einen Unfall verhindern können.

"Für mich ist so etwas ein versuchtes Tötungsdelikt", sagt Martin, die selbst betroffen war. "2017 hat man versucht, mein Auto vor der Dienststelle anzuzünden."

Leipzig: Über 3,6 Promille: Frau (32) fährt betrunken durch Leipzig
Leipzig Crime Über 3,6 Promille: Frau (32) fährt betrunken durch Leipzig

Fragen, welche Schlussfolgerungen aus den Vorfällen gezogen und wie Autos von Beamten im Einsatz vor den Dienststellen besser geschützt werden können, hat das Innenministerium TAG24 nicht beantwortet.

Die Polizeigewerkschaft fordert gesicherte Parkplätze an den Dienststellen. "Denn jeder Polizist hat das Recht, nach dem Dienst gesund nach Hause zu kommen", so Martin.

Titelfoto: Bildmontage: Tino Plunert, Silvio Bürger

Mehr zum Thema Leipzig Crime: