Heaven Shall Burn im Interview: "Folgt bald das nächste Album?"

Leipzig - Sie sind mittlerweile Headliner auf dem Wacken Open Air, ihre Alben schaffen es an die Spitze der Charts und mit ihren Auftritten füllen sie nicht nur hierzulande Konzerthallen. Die Rede ist von der Heavy-Metal-Gruppe Heaven Shall Burn (HSB). Mit ihrem Auftritt auf dem Highfield-Festival endete für die Thüringer nun ihre Sommer-Tour. TAG24 hat sich mit Gitarrist Maik Weichert (45) zusammengesetzt, um über die Shows und Politik zu reden und die Frage zu stellen, was als nächstes für die Band kommt.

Maik Weichert (45), Gitarrist von Heaven Shall Burn, bei ihrem Auftritt auf dem diesjährigen Highfield.
Maik Weichert (45), Gitarrist von Heaven Shall Burn, bei ihrem Auftritt auf dem diesjährigen Highfield.  © Christian Grube

TAG24: Hey Maik, wie war die Sommer-Tour?

Maik Weichert: Die lief super! Man darf sich für die Shows abseits der Festivals jetzt nicht sooo viel vornehmen, weil dort natürlich schon ganz viele Leute sind. Aber deswegen suchen wir uns dann auch kleinere Clubs aus, wo es spaßiger zugeht und es auch für die Leute etwas Besonderes ist, uns mal in einem kleineren Rahmen zu sehen.

TAG24: Ihr habt unter anderem als Headliner auf dem Wacken gespielt. Wie habt ihr die Schlammschlacht vor Ort mitbekommen?

Leipzig: Mit Gummistiefeln und Mülltüte: Leipziger Schüler hat ungewöhnliches Hobby
Leipzig Kultur & Leute Mit Gummistiefeln und Mülltüte: Leipziger Schüler hat ungewöhnliches Hobby

Maik Weichert: Witzigerweise haben wir davon gar nicht so viel mitbekommen. Wir haben ja am letzten Festival-Tag gespielt und sind da bei bestem Sonnenschein vorgefahren. Natürlich ging dann auch nochmal der eine oder andere Schauer drüber, aber die Messe war eigentlich schon gesungen. Die Leute waren super eingepegelt, alles lief super. Natürlich haben wir es aber auch aus der Entfernung beobachtet. Am Dienstag wussten wir beispielsweise noch nicht mal, ob wir überhaupt spielen, bis sich die Lage dann stabilisiert hatte.

Für uns war es natürlich auch ein Highlight, Headliner auf dem Wacken zu sein. Da waren wir schon erleichtert, als es dann hieß, dass wir spielen können. Die Show hat unsere Erwartung schließlich riesig übertroffen! War supercool!

Interview mit HSB: "Unser Tour-Zyklus ist erstmal wieder zu Ende"

Mit der Festival-Show endete für die Thüringer Metal-Band die diesjährige Sommer-Tour, die sie unter anderem als Headliner auf das legendäre Wacken Open Air führte.
Mit der Festival-Show endete für die Thüringer Metal-Band die diesjährige Sommer-Tour, die sie unter anderem als Headliner auf das legendäre Wacken Open Air führte.  © Christian Grube

TAG24: Was kommt nach der "Summer Battles"-Tour, die nun mit dem Highfield endet? Folgt bald das nächste Album?

Maik Weichert: Also "bald" ist ja relativ. Aber wir arbeiten auf jeden Fall an neuem Material. Unser Tour-Zyklus ist jetzt erst einmal wieder zu Ende und jetzt wollen wir bald wieder ins Studio gehen.

TAG24: Ihr als Band habt euch schon immer für Antifaschismus engagiert und euch klar positioniert. Nun stehen im kommenden Jahr Wahlen in eurer Heimat Thüringen an. Wie sehr bereitet euch das aktuelle politische Klima dabei Sorgen?

Leipzig: Von Gaming-Messe zur XXL-Schlagernacht: Leipzig tischt am Wochenende richtig auf
Leipzig Kultur & Leute Von Gaming-Messe zur XXL-Schlagernacht: Leipzig tischt am Wochenende richtig auf

Maik Weichert: Also, selbst wenn sich die aktuelle Lage noch bessern sollte, wird es trotzdem hässlich werden. Ich glaube, die Prognose kann man da schon wagen. Ich habe keine Ahnung, was das werden soll, genau wie alle anderen auch. Und gerade diese Ungewissheit ist es ja dann auch, was einen belastet.

Man kann nur hoffen, dass die demokratischen Parteien da schlau und stabil genug sind, um doch noch zusammenzuarbeiten und eine Mehrheit zu finden und nicht irgendwelche machtgeilen Provinzpolitiker mithilfe der AfD den Staatsstreich versuchen, wie zuletzt die FDP. Also das hoffe ich ganz klar! Aber natürlich sind wir auch angespannt angesichts dieser Entwicklungen.

HSB-Gitarrist Maik Weichert: "Den Frust kann ich absolut nachvollziehen"

Inzwischen arbeitet die Band an neuem Material. "Jetzt wollen wir bald wieder ins Studio gehen", so Maik Weichert.
Inzwischen arbeitet die Band an neuem Material. "Jetzt wollen wir bald wieder ins Studio gehen", so Maik Weichert.  © Christian Grube

TAG24: Was kann man als Band gegen den Rechtsruck tun?

Maik Weichert: Also wir beispielsweise versuchen den Leuten immer wieder bewusst zu machen, dass es für komplexe Probleme nun mal keine einfachen Antworten gibt. Aber genau so gibt es für einfache Fragen auch Antworten, die gar nicht so komplex sind, wie Politiker oft tun.

Gerade bei uns im Osten ist das ja so ein ganz großes Problem. Mich ärgert das immer, wenn aus so einer Kölner Blase über den dummen Ossi gewettert wird, der die AfD wählt. Dabei wird das Wichtigste gar nicht gesehen: Es gibt noch so viele Leute, die haben wenigstens noch so viel Anstand, nicht loszugehen und die AfD zu wählen. Gleichzeitig haben sie trotzdem keine Ahnung, was sie wählen sollen, weil sie die SPD genau so beschissen finden wie die Grünen, die CDU und die FDP. Und die Gründe dafür sind ja auch vollkommen verständlich.

Dass diesen Leuten nichts geboten wird, ist ein Skandal, der mindestens genauso groß ist wie die Typen, die die AfD wählen. Dass Leute, die sich der AfD verweigern und nicht den Protestwähler machen, keine Alternative haben.

TAG24: Kannst du den Frust da nachvollziehen?

Maik Weichert: Absolut. Dass jemand loszieht und die AfD wählt, natürlich nicht. Aber den Frust kann ich absolut nachvollziehen, weil sich Parteien inzwischen durch die Bank weg Problemlösungen verweigern. Strategisches und visionäres Denken, das über Wahlperioden hinausgeht, wird doch inzwischen komplett verweigert, weil es Machtpositionen in Gefahr bringt. So kann sich eine Gesellschaft aber nicht weiterentwickeln. Da kann man nicht in Vier- oder Fünf-Jahres-Perioden denken.

Maik Weichert im Interview: Kommt mal wieder eine Jugenclub-Tour?

Wann die neue Platte erscheinen soll, stehe allerdings noch nicht fest. Weichert dazu: "'Bald' ist ja relativ."
Wann die neue Platte erscheinen soll, stehe allerdings noch nicht fest. Weichert dazu: "'Bald' ist ja relativ."  © Christian Grube

TAG24: Einige Bands wie Kraftklub oder Feine Sahne Fischfilet haben sich in den letzten Jahren wieder häufiger in der Provinz gezeigt, wo es alternative Angebote oftmals schwerer haben, zu unterstützen. Eure Anfänge liegen ja auch in den Jugendzentren des Ostens. Kann man demnächst mal wieder eine HSB-Jugendhaus-Tour erwarten?

Maik Weichert: Ich weiß nicht, ob es jetzt gleich eine Tour wird. Früher hat man ja auch keine Tour veranstaltet. Da haben wir die Klamotten Freitagmittag eingepackt, sind losgefahren und standen am Montagmorgen wieder zum Zivildienst im Krankenhaus. Sowas machen wir ja auch heute noch und das wird auch in Zukunft weiter passieren.

Für uns ist es dabei aber auch wichtig, es, ich sage mal, wie Kraftklub zu halten und eben nicht nur in diesen Gegenden zu spielen, wenn gerade mal wieder ein armes Schwein zusammengeschlagen oder ein Wohnheim angezündet wurde. Man hat ja manchmal das Gefühl, es gibt da schon eine Taskforce irgendwo zwischen Peter Maffay, Udo Lindenberg und wie sie nicht alle heißen, die dann immer gleich ein Benefizkonzert auf die Beine stellen.

Aber es muss an diesen Orten eben auch was stattfinden, wenn da gerade mal nichts los ist. Eben damit da mal was los ist. Das ist doch die Gegenkultur. Nicht immer nur als Reaktion auf etwas, sondern selber mal aktiv werden. Das ist viel, viel wichtiger. Und Bands wie Kraftklub oder Feine Sahne machen das super und wir versuchen das auch so.

Titelfoto: Montage: Christian Grube

Mehr zum Thema Leipzig Kultur & Leute: