Schwuler Handballer Lucas Krzikalla: "Wünsche mir, dass sich ein Fußballspieler outet!"

Leipzig - Das Leipziger Stadtbüro am Burgplatz war am Donnerstagabend gut gefüllt. Mit Stargast Lucas Krzikalla (29), dem ersten geouteten homosexuellen Handballprofi Deutschlands, fand eine Podiumsdiskussion im Rahmen des Leipziger Christopher Street Days (CSD) statt, für den er in diesem Jahr Botschafter ist.

Der Leipziger Handballer Lucas Krzikalla (29) ist Deutschlands erster aktiver Profisportler, der seine Homosexualität veröffentlicht hat.
Der Leipziger Handballer Lucas Krzikalla (29) ist Deutschlands erster aktiver Profisportler, der seine Homosexualität veröffentlicht hat.  © Picture Point/S. Sonntag

Im Oktober 2022 ging der Rechtsaußen von Handball-Bundesligist SC DHfK Leipzig den mutigen und keinesfalls selbstverständlichen Schritt, seine Homosexualität öffentlich zu machen.

Zuvor musste er sich seiner Neigung zunächst im Klaren werden und diese akzeptieren, bevor er sich mit Anfang 20 Freunden und Familien anvertraute.

Mit seinem Partner sowie dem Rückhalt von Verein und Umfeld wurde Anfang Oktober ein Interview mit Krzikalla veröffentlicht. Ein Novum in Deutschland, denn der 29-Jährige ist der erste aktive Profisportler des Landes, der offen homosexuell lebt.

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Durchweg habe er zwar fast nur positives Feedback erlebt, bekam auch bei Auswärtsspielen Zuspruch von gegnerischen Fans. Allerdings flatterte in die Geschäftsstelle seines Vereins ein Hass-Brief mit dem Inhalt, er solle in ein Umerziehungslager gehen und bitte sterben. DHfK-Präsident Bernd Merbitz (67) erstattete eine Anzeige gegen unbekannt.

Davon ließ sich der Handballer nicht beeindrucken ("Ich würde es immer wieder so machen!"), ging seinen mutigen Weg weiter und wurde für andere Sportler zur Symbolfigur. "Es haben sich mehrere Jugendspieler gemeldet und freuen sich, jetzt ein Vorbild zu haben", so Krzikalla am Donnerstag.

Er selbst hätte sich mit Anfang 20 ein ähnliches Vorbild gewünscht, stand aber leider im Sport-Business allein da. Nur von ausländischen Sportlern, die ihr Coming-Out hatten, holte er sich Ratschläge ein.

Lucas Krzikalla (l.) mit Podiumsgästen der Diskussion "Queer im (Profi-)Sport" am Donnerstag.
Lucas Krzikalla (l.) mit Podiumsgästen der Diskussion "Queer im (Profi-)Sport" am Donnerstag.  © Nico Zeißler

Lucas Krzikalla ist Leipziger CSD-Botschafter: "Als die Anfrage kam, dachte ich an einen Strafzettel"

Die CSD-Demo findet am Samstag in Leipzig statt.
Die CSD-Demo findet am Samstag in Leipzig statt.  © Sebastian Willnow/dpa

Der 29-Jährige, der sich erfolgreich für eine Regenbogenflagge bei DHfK-Heimspielen einsetzte, kennt in der 1. und 2. deutschen Handball-Bundesliga fünf andere schwule Spieler, die mit ihm als Vorreiter möglicherweise einen ähnlichen Schritt gehen. Selbst wenn nicht, wäre das für den Rechtsaußen zwar schade, aber aufgrund des persönlichen Themas auch in Ordnung.

Vielmehr blickt er zum Fußball, wo ein Coming-Out eine noch größere Strahlkraft hätte. "Ich würde wir wünschen, dass sich im Fußball aufgrund der Vorbildfunktion ein Spieler outet." Bislang ist Thomas Hitzlsperger (41) der erste offen schwul lebende Mann aus dem deutschen Fußball, der allerdings erst nach seiner aktiven Karriere über seine Sexualität sprach.

Gerade in der Männerdomäne Fußball, der bedeutsamsten Sportart Deutschlands, sind die Hürden für Profis aber noch höher als in einer "kleineren" Sportart.

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In diesem Jahr ist Lucas Krzikalla einer der CSD-Botschafter Leipzigs. "Als die Anfrage der Stadt kam, dachte ich, ich kriege den nächsten Strafzettel", lachte er. Der Handballer überlegte zunächst, ob er der Rolle gewachsen sei, die Verantwortung übernehmen und authentisch rüberkommen kann, sagte aber zu.

Am Samstag wird er im Rahmen der Demo, deren Route aufgrund der zu erwarteten Hitze verkürzt wurde, zu sehen und hören sein.

Titelfoto: Picture Point/S. Sonntag

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