Tschüss, rote Doppeldecker: Leipziger Stadtrundfahrten verschwinden
Von Lutz Brose und Nico Zeißler
Leipzig - Die roten Doppeldecker-Busse sind markant und gehören zum Leipziger Stadtbild. Doch in zwei Wochen ist damit Schluss. Das Unternehmen stellt den Betrieb ein. Zumindest vorübergehend.
Alles in Kürze
- Leipziger Stadtrundfahrten-Busse stellen den Betrieb ein.
- Vertrag mit Leipzig Tourismus und Marketing GmbH wurde gekündigt.
- Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz zum 31.7.2025.
- Unternehmen verlor Gerichtsprozess gegen Konkurrenten.
- Tödlicher Unfall überschattete Geschäft der roten Stadtrundfahrt-Tour.

"Bitte beachten Sie, dass aufgrund firmeninterner Umstrukturierung unsere Tickets vorerst nur bis zum 31.7.2025 gültig sind", heißt es auf der Homepage der Leipziger Stadtrundfahrten GmbH.
Nach TAG24-Informationen wurde der Vertrag mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM) zum Ende des Monats gekündigt und auch die Mitarbeiter sollen ihren Arbeitsplatz zu diesem Datum verlieren, jedoch angeblich noch wenige Monate weiterbezahlt werden.
Die Firma, die vor 2019 noch als Royal London Bus GmbH agierte, wollte sich auf TAG24-Anfrage nicht zu den Umstrukturierungen oder gar einer Betriebsschließung äußern.
Einige Busse mit der roten Lackierung und den großen gelben "Stadtrundfahrt"-Lettern stehen schon seit geraumer Zeit auf einem Gewerbegrundstück an der Riesaer Straße, mindestens zwei von ihnen sollen zum Verkauf stehen.
Leipziger Stadtrundfahrten GmbH verlieren Gerichtsprozess gegen Konkurrenten

Seit 2021, also dem Jahr nach der Corona-Pandemie, schrieb die GmbH schwarze Zahlen, war zuvor in den Jahren ab 2015 nur 2016 (leicht) rentabel, hatte sonst höhere Ausgaben als Einnahmen.
Mehrfach stritt sich das Unternehmen vor Gericht mit dem fast namensgleichen Konkurrenten Stadtrundfahrt Leipzig GmbH.
Unter anderem ging es um die identisch - wenn auch in umgekehrter Richtung - genutzte Fahrtroute, gegen die die Blau-Gelben erfolgreich vorgingen.
Fortan wurde die Strecke der Roten derart beschnitten, dass aufgrund dessen möglicherweise auch Fahrgäste ausblieben. Zudem drängt sich die Frage auf, ob es in Leipzig überhaupt zwei Anbieter solcher Busfahrten geben muss.
Erwachsene fahren für 18 Euro mit den Blau-Gelben auf der rund eineinhalbstündigen Tour vorbei am Zoo, dem Völkerschlachtdenkmal, der Oper, durch das Musikviertel und über die Kneipenmeile "Karli". Die Roten bieten ihre auf der Internetseite nicht näher definierte Tour für zwei Euro weniger an.
Die grüne Umlandtour zum Markkleeberger See startet letztmalig am 26. Juli.
Tödlicher Unfall überschattete Geschäft der roten Stadtrundfahrt-Tour

Hinfällig wird zumindest vorübergehend auch die Partnerschaft der Leipziger Stadtrundfahrten GmbH mit dem Stadthafen Leipzig. Mit einem Kombiticket konnte man bislang die Messestadt auch per geführter Bootstour auf den Kanälen besichtigen und ganz neue Örtlichkeiten entdecken.
Überschattet wurde die Geschäftstätigkeit der nun (vorerst) verschwindenden roten Stadtrundfahrt von einem tödlichen Unfall im November 2014.
Auf der B95 nahe Rötha geriet ein Doppeldecker-Oldtimerbus in Brand, wodurch 26 Personen verletzt wurden. Ein 78-Jähriger starb später im Krankenhaus.
Nach etwa sieben Jahren entschied sich das Amtsgericht, wegen unzureichenden Tatverdachts nicht gegen die Betreiber vorzugehen.
Titelfoto: Bildmontage: Lutz Brose