Bücher, nur wenige Zentimeter groß: Leipziger Autorin bringt Literatur auf die Fingerkuppe
Von André Jahnke
Leipzig - Die Bücher von Kathrin Hohensee verschwinden nahezu in den Händen der Leser - das kleinste passt gerade einmal auf die Fingerkuppe. Seit rund 30 Jahren stellt die gelernte Buchbinderin aus Leipzig Miniatur- oder Puppenhausbücher her. Gut 200 Titel hat sie entwickelt, geschrieben und gesetzt: Bücher für Kinder, Naturfreunde oder auch über Städte.
"Das Machen ist meine Leidenschaft und durch den Verkauf ernte ich eine kleine Anerkennung", sagt die 64-Jährige. Ihre Bücher verkauft sie auf Börsen auch in den USA, in England, den Niederlanden und Frankreich.
Angefangen habe es mit der Zusammenarbeit mit einem Holzspielzeugmacher in den 1990er Jahren. "Dieser wollte für seine Puppenhäuser kleine, echte Bücher als Requisite."
Bei der Arbeit wird mit dem Text jongliert, schließlich soll auf kleinstem Raum eine Beschreibung oder eine Geschichte stehen, erläutert Hohensee. Der Text und die Bilder bestimmen die Größe des Buches. Einzige Vorgabe: Es soll immer in ein Puppenhaus passen, also den Rahmen des 1:12-Maßstabes nicht sprengen.
Sie gestaltet die einzelnen Seiten und ordnet diese in Druckbögen an. Nach dem Druck beginnt die buchbinderische Handarbeit: Falzen, Schneiden und Zusammenfügen der einmal gefalzten Bögen. Zum Abschluss werden Deckelpappen und Rückeneinlagen bemessen und zugeschnitten.
Bücher über Städte, US-Präsidenten oder Unterwäsche
Vor allem Sammler von Puppenhäusern seien an den Büchern interessiert, erklärt die 64-Jährige. "Es ist vergleichbar mit dem Auf- und Ausbau von Modelleisenbahnen: Viele bauen ihr Puppenhaus selbst und suchen dann passende Accessoires". Und dann steht halt ein echtes Buch in der Puppenstube.
Am umfangreichsten sind wohl ihre Städtebücher über Leipzig, Rom, London oder New York. Die meisten haben mehr als 90 Seiten und sind trotzdem nicht dicker als ein Zentimeter.
Sie hat aber auch ein Buch über Unterwäsche, Corsagen, Braut- und Bademode mit Bildern zum Teil aus den 1920ern und von den US-amerikanischen Präsidenten gestaltet.
Am erfolgreichsten seien aber wohl ihre Kinderbücher über Max und Moritz und dem Struwwelpeter.
Titelfoto: Montage Waltraud Grubitzsch/dpa

