Verzweifelter Hilferuf aus Leipziger Lokal: "Entsorgen jede Woche Lebensmittel für 600 Euro!"
Leipzig - "Hilferuf aus dem Herzen Leipzigs. Wir sind der Platzhirsch und wir brauchen Euch", schreibt Gastronom Oliver Matte (46) auf dem Instagram-Account seines Restaurants. Er wolle kein Mitleid, sondern nur eine Chance, die Menschen mit seinem Essen zu überzeugen und den Betrieb offenzuhalten.
Seit Juni betreibt Matte den "Platzhirsch" am Floßplatz/Riemannstraße, wo früher mal das "Oskar" war. Die Zeiten für gastronomische Betriebe sind hart. Der Gastronom steckt viel Herzblut in sein Restaurant, macht jedoch kaum Gewinn.
Die Preise sind an allen Ecken und Enden zu hoch. "Wir verdienen kaum an den Lebensmitteln", erklärte er gegenüber TAG24. Um wirklich Gewinn zu machen, müsste er zum Beispiel das Gulasch für 26 Euro anbieten. "Das wollen die Gäste nicht bezahlen", sagte er und hält die Preise deswegen niedriger.
Trotzdem sind viele Plätze in seinem Restaurant oft leer. Im Biergarten kann er theoretisch 110 Personen bewirten. Durch den regnerischen Sommer blieb Kundschaft aus. Drinnen können 42 Gäste speisen, aber auch hier ist es an vielen Tagen nicht voll.
"Wir sind gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen (von neun sind nur noch drei übrig) und jede Woche Lebensmittel im Wert von über 600 Euro zu entsorgen. Das ist weder nachhaltig noch tragbar", beklagte der Inhaber.
"Platzhirsch" droht die Schließung
Der "Platzhirsch" liegt eigentlich sehr zentral, nur wenige Meter von der Münzgasse und der Karl-Liebknecht-Straße entfernt.
Oliver Matte gab aber zu, dass er beim Thema Werbung heute Dinge anders machen würde. "Wir haben am Anfang auf Flyer und Print-Werbung gesetzt, das funktionierte nicht."
Stattdessen wendet er sich jetzt über Social Media an seine Kundschaft und bewirbt seine Speisekarte und spezielle Aktionen, wie den Mittagstisch, der maximal 11,90 Euro kostet, oder das Kneipenquiz am letzten Donnerstag im Monat. Sein Lokal kann auch für Veranstaltungen, wie Weihnachtsfeiern, Hochzeiten oder Geburtstage, gebucht werden.
Ob das ausreicht, wird sich am Ende des Jahres zeigen. Bis dann möchte Matte sich überlegen, ob er das Restaurant weiter fortführen kann. "Es ist kurz vor knapp", erklärte der Wirt.
"Wir sprechen im Team sehr offen über die finanziellen Probleme", sagte er. Mit ihm arbeiten aktuell noch vier Personen im Lokal. Pro Schicht gibt es oft nur einen Kellner.
Gäste werden geringere Mehrwertsteuer wohl kaum bemerken
Zum 1. Januar 2026 soll der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie von 19 auf 7 Prozent sinken.
"Das würde sehr helfen", erklärte Oliver Matte. Er möchte aber auch klarstellen, dass sich die Preise in den meisten Restaurants dadurch wohl nicht ändern werden.
"Wir müssen uns den Gewinn leider einstecken, denn die Lebensmittelpreise sind enorm gestiegen", begründete Matte. Er spricht von Kosten, die um 35 bis 40 Prozent gestiegen sind. Das kann die geringere Mehrwertsteuer nicht ausgleichen.
Oliver Matte wünscht sich, dass die Arbeit der Gastwirte mehr gewürdigt wird. "Wir sind ein Kulturbetrieb. Die Gastronomie muss erhalten werden."
Titelfoto: Bildmontage: Silvio Bürger

