Industrie-Standort Leuna unter Druck: "Es macht Angst, dass das gute Leben endet"
Leuna - Aufsteigender Dampf aus den Schornsteinen ist in Leuna (Saalekreis) seit jeher das Symbol für Wohlstand. Als einer der wenigen Industriestandorte Ostdeutschlands hat "das Werk" den radikalen Umbruch der Wiedervereinigung überlebt und galt lange Zeit als Musterbeispiel der Deutschen Einheit. Die MDR-Dokumentation "Leuna-Komplex" widmet sich der Geschichte und Zukunft des größten Industriegebiets im deutschen Osten unter den Herausforderungen der Gegenwart.

Die 100 Unternehmen auf knapp 13 Quadratkilometern und ihre etwa 15.000 Beschäftigten des Chemieparks Leuna leiden unter den gestiegenen Kosten für fossile Energieträger infolge des Krieges in der Ukraine.
Firmen halten sich mit Investitionen zurück, auch beim Personal wird bereits gespart.
"Es ist in der Stadtratssitzung ganz offiziell gesagt worden, dass es momentan keine Alternative zu Erdöl und Erdgas gibt, um die Betriebe am Standort am Laufen zu halten", sagt Matthias Jenzsch, Ortsbürgermeister von Spergau und Stadtrat in Leuna.
"Das werden wir mit Photovoltaik und Windkraft nicht schaffen. Das macht schon Angst, dass der Wohlstand und das gute Leben endet - und das treibt die Leute um."
Steigende Energiekosten bedrohen Standort

"Wenn die Anlagen nicht ausgelastet sind, ist für jeden klar, dass auch kein Gewinn erwirtschaftet wird", sagt unterdessen Christof Günther, Geschäftsführer von InfraLeuna.
"Wir verbrauchen aktuell ungefähr so viel Strom wie Zweidrittel aller Haushalte in Sachsen-Anhalt. Mit den aktuellen Energiepreisen sind wir langfristig nicht wettbewerbsfähig."
Um die Abwärtsspirale der energieintensiven Industrie zu durchbrechen, brauche es dringend eine Veränderung der Rahmenbedingungen sowie ein Umschwenken in der Energiepolitik der Bundesregierung. "Sonst droht irreparabler Schaden", warnt Günther.
Für die Stadt sowie die Bewohner hätte dies dramatische Folgen. Dank Milliardeninvestitionen und weit überdurchschnittlicher Steuereinnahmen durch die Industrie ist Leuna heute eine von wenigen schuldenfreien Kommunen. Doch erst im August kündigte der US-Chemieriese Dow an, einen Teil seiner Anlagen im sächsischen Böhlen stillzulegen. Für die Raffinerien Leunas bricht damit ein Großkunde weg.
Laut dem Branchenverband VCI sank die Kapazitätsauslastung der deutschen Chemieindustrie im zweiten Quartal 2025 deutlich und erreichte nur noch 71,1 Prozent - der niedrigste Wert seit 1991.

Mit welchen weiteren Herausforderungen sich Leuna noch konfrontiert seht, erfahrt Ihr in der Dokumentation "Leuna - Komplex", jederzeit zu sehen in der ARD-Mediathek und am 19. November im MDR.
Titelfoto: PR/MDR