Suche nach Yolanda geht weiter: "Kein klassischer Vermisstenfall"

Leipzig - Wo steckt Yolanda K.? Seit mittlerweile mehr als drei Jahren beschäftigt diese Frage Leipzigs Justiz. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiterhin in dem Fall, gehen noch immer neuen Hinweisen nach. Ein Ende, so sagte Staatsanwalt Andreas Ricken gegenüber TAG24, sei derzeit nicht in Sicht.

Seit mehr als drei Jahren sucht die Polizei bereits nach Yolanda K. Auch heute noch gehen die Beamten neuen Möglichkeiten nach, wie Staatsanwalt Andreas Ricken erklärte.
Seit mehr als drei Jahren sucht die Polizei bereits nach Yolanda K. Auch heute noch gehen die Beamten neuen Möglichkeiten nach, wie Staatsanwalt Andreas Ricken erklärte.  © Polizei Leipzig

"Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich im vorliegenden Fall um keinen 'klassischen Vermisstenfall' handelt", erklärte der Staatsanwalt auf eine Anfrage zu möglichen Neuigkeiten im Fall der vermissten Studentin.

Mehr als drei Jahre lang sucht Leipzigs Justiz nun schon nach Yolanda K. Im September 2019 wurde die damals 23-Jährige als vermisst gemeldet, nachdem sie von einem mutmaßlichen Shoppingtrip im IKEA in Günthersdorf nicht zurückgekehrt war.

Weil auch ein Verbrechen nicht ausgeschlossen werden kann, hat inzwischen die Staatsanwaltschaft den Fall übernommen. "Es wird weiterhin in alle Richtungen ermittelt, sodass derzeit weder eine Straftat, noch ein Unfall oder ein eigenständiges Verschwinden durch Yolanda naheliegend ist bzw. ausgeschlossen werden kann", so Ricken weiter.

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Zahlreichen Hinweisen sind die Ermittler schon nachgegangen. Zuletzt geriet dabei auch die Sekte Scientology wieder verstärkt in den Fokus. Sowohl Yolandas Vater als auch ihre Mutter und Schwester sollen der Organisation angehört haben oder sogar noch Mitglied sein. Yolanda hingegen sei ausgestiegen, habe deshalb unter Druck gestanden.

Wie es um die Spur steht und welchen weiteren Ansätzen Polizei und Staatsanwaltschaft aktuell nachgehen, konnte Andreas Ricken aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht erläutern.

Eine Einstellung des Verfahrens sei indes nicht in Sicht. "Erst wenn alle Ermittlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, würde das Verfahren eingestellt." Wann dies der Fall sein wird, sei derzeit jedoch nicht abzuschätzen.

Videobänder nicht eingesehen: "Muss erstmal konkreter Grund vorliegen"

Staatsanwalt Andreas Ricken bei einer Verhandlung im Amtsgericht 2020. Ricken zufolge handelt es sich im Fall Yolanda nicht um einen "klassischen Vermisstenfall".
Staatsanwalt Andreas Ricken bei einer Verhandlung im Amtsgericht 2020. Ricken zufolge handelt es sich im Fall Yolanda nicht um einen "klassischen Vermisstenfall".  © Ralf Seegers

Damit die Polizei bei der Suche nach einer vermissten Person auf Videoüberwachung zurückgreift, müsse indes erst ein konkreter Grund vorliegen, erklärte Polizeisprecher Olaf Hoppe gegenüber TAG24.

Hintergrund: Nachdem Yolanda verschwunden war, hatte die Polizei die Videoaufnahmen der Busse und Straßenbahnen nicht einsehen können, die die Studentin vermutlich auf ihrem Weg zu IKEA nutzte. Als die Ermittler diese anforderten, waren die Bänder bereits gelöscht worden. Ein routinemäßiges Vorgehen, wie TAG24 von den Leipziger Verkehrsbetrieben erfuhr.

"Grundsätzlich ist Videomaterial ein guter Ansatz, um herauszufinden, wo jemand steckt. Gleichzeitig handelt es sich dabei jedoch auch um einen Eingriff in die Grundrechte", so Hoppe. "Bei Erwachsenen muss dafür erst einmal ein konkreter Vermisstenfall feststehen. Das ist jedoch schwierig, denn im Gegensatz zu Kindern besitzen sie ja auch eine Bewegungsfreiheit."

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Eine allumfassende Antwort, wann und wie schnell Videoaufnahmen eingesehen werden, gebe es deshalb nicht. "Am Ende ist der Faktor Zeit jedoch immer entscheidend, weil die Videos nach einer gewissen Zeit eben auch gelöscht werden."

Titelfoto: Montage: Polizei Leipzig + Ralf Seegers

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