Magdeburg-Todesfahrer erhielt Asyl wegen Kritik am Islam

Von Christopher Kissmann

Magdeburg - Der Magdeburger Todesfahrer soll sich vor seinem Asylantrag in Deutschland mit saudi-arabischen Institutionen in Verbindung gesetzt und seine Ablehnung gegenüber der dortigen Herrscherfamilie und gegenüber dem Islam deutlich gemacht haben.

Neue Informationen zum Asylstatus vom Magdeburg-Attentäter Taleb Al-Abdulmohsen (50) wurden veröffentlicht.  © Handout/AFP

Der Mann habe zwei Tage vor seiner Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Kontakt mit der Botschaft aufgenommen, sagte ein ehemaliger Mitarbeiter des BAMF vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Landtag von Sachsen-Anhalt. In der Folge erhielt Taleb al-Abdulmohsen (50) Asyl als politisch Verfolgter.

Er sei bei der Anhörung im Jahr 2016 sicher aufgetreten und habe genau gewusst, was er sagen müsse, so der ehemalige BAMF-Mitarbeiter, der inzwischen im Ruhestand ist.

"Der Mann hat einen ganz soliden Eindruck gemacht." Kritik am Islam und der Herrscherfamilie führten in Saudi-Arabien zu Gefängnisstrafen, Folter oder Todesstrafe. "Es ist ein totalitärer Staat."

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Al-Abdulmohsen habe in dem Gespräch sein Handy gezeigt und so die Kontaktaufnahme mit der Botschaft belegt, sagte der ehemalige BAMF-Mitarbeiter.

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Bundesamt für Migration hatte "gar keine andere Möglichkeit", als Taleb A. Asyl zu erteilen

Al-Abdulmohsen fuhr am 20. Dezember mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt und tötete sechs Menschen.  © Hendrik Schmidt/dpa

Aufgrund der drohenden Gefahren habe es letztlich keine Alternative zur Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung gegeben. Das Risiko für Folter oder eine Haftstrafe bei einer Rückkehr nach Saudi-Arabien wolle er nicht tragen, sagte der ehemalige BAMF-Mitarbeiter. "Sie haben gar keine andere Möglichkeit."

Mehrere Abgeordnete hakten nach, wie die Kontaktaufnahme mit den saudi-arabischen Behörden nachgeprüft worden sei. Ob al-Abdulmohsen die Nachricht wirklich abgeschickt hat, blieb im Ausschuss offen. "Nachprüfen kann ich das nicht", sagte der ehemalige BAMF-Mitarbeiter.

Der Vortrag des Mannes und die beschriebene Abkehr vom Islam seien insgesamt aber glaubwürdig gewesen.

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Kurz vor Weihnachten 2024 war al-Abdulmohsen mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Sechs Menschen verloren ihr Leben, mehr als 300 Personen wurden verletzt.

Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft al-Abdulmohsen unter anderem sechsfachen Mord vor und versuchten Mord an 338 Personen. Der Gerichtsprozess soll am 10. November beginnen.

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