Nach umstrittener Protestaktion gegen Anschlags-Stück: Theater Magdeburg bezieht Position
Magdeburg - Nach den Demonstrationen um ein geplantes Theaterstück über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt meldet sich nun erneut das Theater Magdeburg zu Wort.
Am 9. November hatten sich mehrere Bürgerinnen und Bürger vor dem Opern- und Schauspielhaus in Magdeburg versammelt, um gegen das geplante Stücke "3 Minuten (AT)" zu demonstrieren, welches sich mit dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt von 2024 befassen soll.
Aktuell befindet sich das Schauspiel noch in der Konzeptionsphase, erklärte das Theater in einem Statement. Dennoch hat die Planung bereits für mächtig Aufsehen in Teilen der Bevölkerung gesorgt.
Aber auch der etwa sechsstündige Protest zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Während der Demo wurden immer wieder rechte Banner gezeigt.
Auf diesen stand unter anderem: "Remigration rettet Menschenleben" und "Schluss mit Politik gegen das eigene Volk". "Dabei handelte es sich keineswegs um eine unpolitische Demonstration, wie der Anmelder vorgab", kritisierte das Theater die Aktion.
"Die sechsstündige 'Mahnwache' setzte sich klar aus Teilen des rechten Milieus zusammen und verfolgte das Ziel, [...] die Freiheit der Kunst als Teil unserer demokratischen Grundrechte zu relativieren", hieß es weiter.
Besucher und Mitarbeitende von Demonstranten beleidigt
Das Theater gab zudem an, dass Kritik "jederzeit legitim" sei. Jedoch sei es nicht in Ordnung, wie es die Demonstrierenden getan haben sollen. Unter anderem soll eine Lesung (von Texten Victor Klemperers zur Sprache des Nationalsozialismus) durch lautstarke Rufe und Musik gestört und Besucher sowie Mitarbeitende des Theaters beschimpft worden sein.
"Es ist nicht in Ordnung, dass unser Publikum das Gefühl haben muss, unter Polizeischutz ins Theater zu gehen", erklärte das Theater.
Autor seit Monaten im Gespräch mit Betroffenen
Der Anschlag soll in dem Schauspiel zudem keineswegs nachgestellt werden. Vielmehr "steht die Frage im Zentrum, wie eine Stadtgemeinschaft mit einem solchen Trauma umgeht", schilderte das Theater die Idee. Es sollen die Folgen für die Stadt und die Menschen dargestellt werden.
Der beauftragte Autor recherchiert seit Monaten und ist dafür auch mit Betroffenen, Politikern und Religionsvorstehern im Gespräch.
"Wir haben volles Vertrauen in den Autor und alle an der Produktion Beteiligten, dass das in diesem Fall mit höchster Sorgfalt gegenüber allen Betroffenen geschehen wird", hieß es weiter.
Das Theater Magdeburg stehe außerdem für Dialog, Offenheit und Verantwortung. Kritik am Theater sei notwendig. Wer jedoch Kunstfreiheit relativiert, "verlässt den Boden demokratischer Grundüberzeugung".
Titelfoto: Bildmontage: 7aktuell.de | Luca Woitow, Isabelle Wiermann/TAG24

