"Schneewittchen" am Theater Magdeburg: Ballett holt Standing Ovations - zu Recht!

Magdeburg - Nachdem das Theater Magdeburg bereits mit "Blume von Hawaii", "Wolf" und "Jagdszenen" drei Erfolge in dieser Spielzeit erzielen konnte, folgte nun auch das erste Ballett. Am Samstagabend feierte die Tanzcompagnie die Uraufführung von "Schneewittchen". TAG24 war vor Ort und stellte die Performance auf den Prüfstand.

Das Theater Magdeburg inszeniert "Schneewittchen" als Ballett.
Das Theater Magdeburg inszeniert "Schneewittchen" als Ballett.  © Theater Magdeburg/Ida Zenna

Das alte Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen kennt jedes Kind - doch die Geschichte als Ballett zu inszenieren, haben dafür eher wenige versucht.

Magdeburgs Ballettdirektor Jörg Mannes (54) choreografierte die Handlung um das hübsche Schneewittchen, den gutmütigen Jäger, die eitle Königin und die hilfsbereiten sieben Zwerge mit geübter Hand und bietet ein visuell starkes Tanzstück für Groß und Klein.

Bei dem Ballett wird, im Gegensatz zu etwa "Le Sacre du Printemps", komplett auf ein Orchester verzichtet. Die musikalische Untermalung besteht aus Bausteinen drei verschiedener Musikstücke. Hauptsächlich wurden Konzertsuiten zum Ballett "Wild Swans" von Elena Kats-Chernin (65) genutzt, die auch die diesjährige Kinderoper "Der Wind in den Weiden" inszenieren wird.

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Das Theater bietet bei "Schneewittchen" (mal wieder) ein tolles Bühnenbild, das mit Bildschirmen, Spiegeln und wenigen Requisiten auskommt. Die Kostüme sind wunderbar minimalistisch gehalten, machen aber dennoch die Figuren auf den ersten Blick erkennbar.

Das ist auch schon der erste von vielen Pluspunkten: Die Geschichte von Schneewittchen wird gut verdeutlicht, und das ist nicht zuletzt den tollen Charakterisierungen der Tänzer zu verdanken.

Ballettdirektor inszeniert gekonnt Märchen-Ballett für die ganze Familie

Schon zu Beginn des ersten Akts warten so tolle Tanzeinlagen auf das Publikum, dass spätestens nach dem Pas de Deux zwischen der Königin und ihrem Spiegel klar sein sollte, dass die nächsten eineinhalb Stunden ein wahrer Gaumenschmaus der Tanzkunst werden.

Mannes wählte dabei statt nur einer bösen Königin gleich drei - eine Änderung der Ursprungsgeschichte, die vielleicht erst verdutzt. Doch es wird bald deutlich, dass es an sich ein dramaturgisch spannender Ansatz und ein Kommentar zur Macht und Eitelkeit der Figur ist.

Und weil dann noch die drei Tänzerinnen, Anastasiya Kuzina, Aurora Conte und Chiara Amato, eine hervorragende Performance abgeben, ist auch der letzte Kritiker im Publikum überzeugt.

Die Tänzer verkörpern gekonnt die Figuren aus dem Märchen - ob der Spiegel, die böse Königin ...
Die Tänzer verkörpern gekonnt die Figuren aus dem Märchen - ob der Spiegel, die böse Königin ...  © Theater Magdeburg/Ida Zenna

"Schneewittchen" am Theater Magdeburg: Ist es einen Besuch wert?

... Schneewittchen, ihr Prinz und natürlich die sieben Zwerge!
... Schneewittchen, ihr Prinz und natürlich die sieben Zwerge!  © Theater Magdeburg/Ida Zenna

Generell glänzt das gesamte Ensemble mit einer so explosiven Spielfreude wie vorher noch nie so toll gesehen. Dabei versteht Jörg Mannes, die Choreografie perfekt den Figuren anzupassen.

Die böse Königin bewegt sich mit anmutigen und selbstsicheren Bewegungen vorwärts, wo Schneewittchen eher mit einer verspielten, kindlichen Leichtigkeit in der Geschichte auftritt.

Der Spiegel, der phänomenal von Joshua Hunt getanzt wird, wird mit einem echten Spiegel, einem funkelnden Kostüm und stolzen und gleichzeitig dynamischen Bewegungen voller Grand Jetés zu einer tollen Hauptfigur. Hunt darf dabei wieder sein großes, großes Talent zeigen, was er ja aber spätestens seit "Was ihr wollt" eigentlich niemandem mehr beweisen müsste.

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Der Höhepunkt dieses Balletts ist aber, so vorhersehbar es auch sein mag, das romantische Doppel zwischen Schneewittchen und ihrem Prinzen, verkörpert von Louise Curien und Stefano Sacco. Curien und Sacco bringen dabei nicht nur eine fast einmalige Präzision an ihre Bewegungen, sondern auch tolle Chemie und eine tänzerische Meisterleistung. Dem steht aber auch in keinster Weise das dramatische Duell zwischen der bösen Königin und Schneewittchen weder in Talent noch inszenatorischer Brillianz nach.

Fazit: Der minutenlange Applaus und die Standing Ovations sind an sich Erklärung genug. Ballettdirektor Jörg Mannes präsentiert mit "Schneewittchen" ein fabelhaftes, auf den Punkt choreografiertes Ballett und weiß dieses auch mit schierem Talent zu besetzen. Die gesamte Ballettcompagnie ist in absoluter Höchstform und hat wieder einmal bewiesen, warum Tanzstücke an dem Vierspartenhaus so beliebt sind. "Schneewittchen" ist echt was fürs Auge und unterhaltsam für Zuschauer aller Altersklassen. Wenn Ihr Euch nur ein Tanzstück diese Spielzeit anschaut, dann MUSS es "Schneewittchen" sein - wirklich!

Weitere Vorstellungen von "Schneewittchen" findet Ihr auf dem Spielplan vom Theater Magdeburg.

Titelfoto: Bildmontage: Theater Magdeburg/Ida Zenna

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