Deutsche Autofahrer reiben sich die Hände: Tanken in Polen immer billiger!

Warschau/Pirna - Nicht nur in Polen freuen sich die Menschen über die Steuersenkungen, die dort ab Februar in Kraft treten. Vor allem die Deutschen, die in grenznahen Gebieten wohnen, dürften jubeln. Denn von der Senkung der Mehrwertsteuer ist auch Treibstoff betroffen. Tanken wird also erneut billiger.

Polen will ab dem 1. Februar vorübergehend den Steuersatz auf Treibstoff von 23 auf acht Prozent senken.
Polen will ab dem 1. Februar vorübergehend den Steuersatz auf Treibstoff von 23 auf acht Prozent senken.  © 123rf.com/pryzmat

Viele deutsche Autofahrer, die in der Nähe der Grenze zu Polen leben, tanken wegen der viel günstigeren Spritpreise bereits regelmäßig im Nachbarland.

Regierungschef Mateusz Morawiecki (53) kündigte an, angesichts der hohen Inflation ab 1. Februar für sechs Monate die Bürger zu entlasten: Vorübergehend ganz entfallen soll die Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln, Düngemitteln und Gas. Deutlich sinken bei Benzin und Dieselkraftstoff - von derzeit 23 auf acht Prozent. Laut Morawiecki werde sich der Treibstoffpreis um umgerechnet bis zu 15 Cent pro Liter verbilligen.

Alle Steuersenkungen zusammen könnten den Haushalts-Etat mit umgerechnet bis zu 4,4 Milliarden Euro belasten, sagte der Regierungschef.

Auto rast in Menschenmenge: 19 Personen verletzt!
Polen Auto rast in Menschenmenge: 19 Personen verletzt!

Laut Zentraler Statistikbehörde betrug die Teuerungsrate in Polen im Dezember 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Auch die Bundesregierung senkte im Zusammenhang mit den Folgen der Pandemie befristet die Mehrwertsteuer: Vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 wurde damals der Regelsteuersatz von 19 Prozent auf 16 Prozent gesenkt, der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent auf fünf Prozent.

Polen umgeht die Richtlinien der Europäischen Kommission

Für die meisten Lebensmittel, mit Ausnahme von Luxuswaren, gilt in Polen ein Steuersatz von fünf Prozent. Dieser soll für sechs Monate entfallen.
Für die meisten Lebensmittel, mit Ausnahme von Luxuswaren, gilt in Polen ein Steuersatz von fünf Prozent. Dieser soll für sechs Monate entfallen.  © 123rf.com/dziurek

Vor allem die Spritsteuersenkung dürfte dazu führen, dass sich deutsche Autofahrer schon jetzt die Hände reiben.

Gegenüber dem polnischen Nachrichtenportal Interia kündigte Morawiecki an, dass der Kraftstoffpreis von derzeit rund sechs Złoty (1,32 Euro) auf etwa fünf Złoty (1,10 Euro) sinken solle.

Gleichzeitig fügte er hinzu, dass Polen damit die Richtlinien der Europäischen Kommission umgehe. Ihn interessiere mehr, was die Menschen "in Gorlice oder Szczecinek, in Ełk, Rawicz oder Siedlce denken als die europäischen Bürokraten in Brüssel oder Berlin", kommentierte er.

Mann stirbt an hausgemachter Sülze - Polizei ermittelt gegen Marktbetreiber!
Polen Mann stirbt an hausgemachter Sülze - Polizei ermittelt gegen Marktbetreiber!

Eine Senkung der Kraftstoffsteuern führte bereits am ersten Wochenende des neuen Jahres dazu, dass zahlreiche deutsche Autofahrer an den Grenztankstellen in Polen auftauchten. Erleichternd kommt hinzu, dass sie vielerorts problemlos mit dem Euro bezahlen können. Und wer ein Stück ins Landesinnere fahre, könne sogar von noch niedrigeren Preisen profitieren.

Wird das nun eine Welle deutscher Autofahrer an polnischen Tankstellen auslösen und den Tank-Tourismus vor allem aus Brandenburg und Sachsen ankurbeln?

Bundespolizei in Sachsen will Tanktourismus im Blick behalten

Auszuschließen ist das nicht! Etwa Dieselfahrer müssen hierzulande aktuell so viel zahlen wie noch nie: Im bundesweiten Tagesdurchschnitt kostete ein Liter Diesel am heutigen Mittwoch 1,55 Euro, der Preis für Superbenzin der Sorte E10 liegt sogar zwischen 1,61 Euro und 1,65 Euro.

In Sachsen will die Bundespolizei den Tanktourismus im Blick behalten und sich mit den anderen Behörden abstimmen. Dass die Kraftstoffpreise im Nachbarland schon jetzt niedriger seien, bestätigte Sprecher Marcel Pretzsch am Mittwoch in Pirna. Zu Staus an der Grenze habe das bislang nicht geführt.

"Man kann damit rechnen, dass - wenn die Preise niedriger sind - sich die Bevölkerung aus den grenznahen Gebieten auf den Weg machen wird", sagte Pretzsch.

Titelfoto: 123rf.com/pryzmat

Mehr zum Thema Polen: