Frank-Walter Steinmeier bittet um Vergebung für Verbrechen der Judenvernichtung

Warschau - Zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67, SPD) zur deutschen Verantwortung für die Vernichtung der Juden bekannt und um Vergebung gebeten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67, r) und der polnische Präsident, Andrzej Duda (50) während der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67, r) und der polnische Präsident, Andrzej Duda (50) während der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Bei einer Gedenkveranstaltung in Warschau zusammen mit den Präsidenten Polens und Israels, Andrzej Duda (50) und Izchak Herzog (62), bedankte er sich am Mittwoch zugleich für die Versöhnung beider Staaten mit den einstigen Tätern.

Diese sei ein "unendlich kostbares Geschenk", sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext am Denkmal der Helden des Ghettos in der polnischen Hauptstadt.

Deutsche hätten das Menschheitsverbrechen der Shoah minutiös geplant und durchgeführt. "Deutsche haben Europas Jüdinnen und Juden, die Jüdinnen und Juden Warschaus mit einer Grausamkeit und Unmenschlichkeit verfolgt, versklavt, ermordet, für die uns die Worte fehlen", sagte Steinmeier.

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Und weiter: "Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben." Er stehe hier "in Trauer und Demut".

Aufstand im Warschauer Ghetto begann am 19. April 1943

Frank-Walter Steinmeier besucht die Ausstellung "Erinnerung 1943" in der Galerie Kordegarda in Warschau.
Frank-Walter Steinmeier besucht die Ausstellung "Erinnerung 1943" in der Galerie Kordegarda in Warschau.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Der Bundespräsident betonte, die Deutschen wüssten um ihre Verantwortung und um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten ihnen hinterlassen hätten. "Wir nehmen ihn an. Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft."

Das Warschauer Ghetto war im Herbst 1940 von den deutschen Besatzern errichtet worden. Rund 450.000 Menschen wurden dort auf engstem Raum eingeschlossen.

1942 begannen die Nationalsozialisten mit der Deportation der Juden in Vernichtungs- und Arbeitslager. Zwischen Juli und September wurden 250.000 bis 280.000 Menschen verschleppt oder ermordet.

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Als am 19. April 1943 SS-Einheiten in das Ghetto einmarschierten, begann der Aufstand des nur schwach bewaffneten jüdischen Widerstandes.

Die Kämpfe dauerten bis Mitte Mai. Dabei wurden mehr als 56.000 Juden getötet oder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.

Mateusz Morawiecki (54, M), Ministerpräsident von Polen), steht nach der Blumenniederlegung vor der Gedenktafel für die Soldaten der Heimatarmee, im Rahmen einer Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.
Mateusz Morawiecki (54, M), Ministerpräsident von Polen), steht nach der Blumenniederlegung vor der Gedenktafel für die Soldaten der Heimatarmee, im Rahmen einer Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.  © Rafal Guz/PAP/dpa
Ein Mann steht am Jüdischer Friedhof am Tag vor einer Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.
Ein Mann steht am Jüdischer Friedhof am Tag vor einer Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto.  © Szymon Pulcyn/PAP/dpa

Wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte: "Nie wieder!"

Die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte laute "Nie wieder!", betonte Steinmeier. Die Deutschen hätten diese Lehre gelernt.

Nie wieder, das bedeute, dass es in Europa keinen verbrecherischen Angriffskrieg wie den Russlands gegen die Ukraine geben dürfe. "Nie wieder, das bedeutet: Wir stehen fest an der Seite der Ukraine - gemeinsam mit Polen und mit unseren anderen Bündnispartnern. Wir unterstützen die Ukraine humanitär, politisch und militärisch - gemeinsam mit Polen und unseren Bündnispartnern."

Titelfoto: Bernd von Jutrczenka/dpa

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