Schockstudie: Ist Gewalt gegen Frauen für jeden dritten jungen Mann wirklich vollkommen okay?

Deutschland - Es sind erschreckende Zahlen zu einem erschreckenden Thema! Wie eine neue Studie nun herausgefunden haben will, ist die Gewaltbereitschaft hierzulande gegenüber Frauen unter der jüngeren Generation besonders ausgeprägt. Doch wie aussagekräftig sind die schockierenden Resultate? An den Ergebnissen gibt es auch Kritik.

Gewalt gegen Frauen ist auch hierzulande ein häufiges Problem. (Symbolbild)
Gewalt gegen Frauen ist auch hierzulande ein häufiges Problem. (Symbolbild)  © picture alliance / Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Jeder Dritte würde skrupellos zuschlagen!

Eine Studie der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Plan International Deutschland wollte in Erfahrung bringen, wie es um die Gewaltaffinität junger Männer im Umgang mit Frauen steht.

Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd, denn es offenbart die dunkle und brutale Seite vieler junger Männer.

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Demnach sprechen sich 33 Prozent der männlichen Erwachsenen zwischen 18 bis 35 Jahren in Deutschland dafür aus, dass sie im Falle eines Streits mit der Partnerin Gewalt prinzipiell nicht ablehnen. Dabei wurde konkret danach gefragt, ob das "Ausrutschen der Hand" eine Option darstelle, was jeder Dritte bejahte.

Dieses zunächst theoretische Ergebnis soll jedoch ein sehr gutes Bild von der Realität zeichnen, denn 34 Prozent der Befragten gaben zu, bereits handgreiflich gegen Frauen geworden zu sein.

Traditionelle Rollenbilder als Wurzel allen Übels?

Gewalt kennt viele Facetten. Klar ist: Wer handgreiflich wird, macht sich strafbar. (Symbolbild)
Gewalt kennt viele Facetten. Klar ist: Wer handgreiflich wird, macht sich strafbar. (Symbolbild)  © Annette Riedl/dpa

Noch deutlich höher als die Neigung zur Gewalt gegen Frauen fällt die Ablehnung gegen Homosexuelle aus.

Hier zeigt sich knapp jeder Zweite (48 Prozent) der Befragten als äußerst intolerant und gibt an, sich durch das öffentliche zur Schau stellen von gleichgeschlechtlichen Gefühlen gestört zu fühlen.

Nicht viel weniger (42 Prozent) würden sich im Falle eines weiblich auftretenden Mannes zu einem "Spruch" veranlasst fühlen.

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Damit verwundert es nicht, dass die klassischen Rollenbilder weiterhin sehr präsent in den Köpfen vieler junger Männer sind. 52 Prozent der Befragten betrachten ihre Rolle darin, genug Geld zu verdienen, sodass sich die Frau hauptsächlich um den Haushalt kümmern könne.

Jeder zweite junge Mann möchte laut den Daten keine Beziehung mit einer Frau, die schon viele Sexualpartner hatte.

Kritik an der Studie

Wie repräsentativ und seriös eine Online-Umfrage tatsächlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. (Symbolbild)
Wie repräsentativ und seriös eine Online-Umfrage tatsächlich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. (Symbolbild)  © Joerg Carstensen/dpa

Allerdings ist die Studie - oder besser gesagt deren Methodik - nicht ganz unumstritten. So kamen Zweifel über ihre Repräsentativität auf.

Plan International hatte sich am Montag wie folgt zu den Vorwürfen geäußert: "Die in einigen Medien geübte Kritik an der Umfragemethodik weisen wir zurück und bestätigen die Repräsentativität", stellte eine Sprecherin gegenüber der Berliner Morgenpost klar.

Doch Experten sehen die Rechtfertigungsversuche kritisch und wollen trotz allem eine "intransparente Methodik" in der Durchführung der Studie gesehen haben. Doch was heißt das jetzt? Ist die Studie glaubhaft oder nicht?

Die Umfrage basiert auf den Antworten von 947 Männern und 949 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Sie alle wurden online befragt. Und genau hier liegt das Problem.

Online-Umfragen seien für solche Statistiken weniger gut geeignet. Zu dieser Einschätzung kommt Ulrich Kohler, Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Potsdam. Seine Begründung schiebt der Dozent im Gespräch mit dem ZDF auch direkt hinterher: weil sich die Befragten quasi selbst auswählen:

"Dadurch ist das potentiell hochselektiv - es gibt in dem ganzen Verfahren nichts, das sicherstellt, dass keine wesentliche Verzerrungen eintreten können", so der Experte.

Titelfoto: picture alliance / Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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