Bewegung im Hungerstreik-Camp in Berlin: "Pfad der Zerstörung"

Berlin - Bei der Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid" gibt es Bewegung im Camp in Berlin. Doch die geforderte Reaktion von Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) bleibt weiterhin aus.

Markus Müller (59) aus Karlsruhe ist seit 14 Tagen einer der Hungerstreikenden für mehr Klimaehrlichkeit.
Markus Müller (59) aus Karlsruhe ist seit 14 Tagen einer der Hungerstreikenden für mehr Klimaehrlichkeit.  © Hungern bis ihr ehrlich seid, Jens Kalaene/dpa (Bildmontage)

Wie die Kampagne am Mittwoch mitteilte, beendete der Ingenieur Titus Feldmann (41) nach 25 Tagen seinen Hungerstreik.

Dafür trat eine weitere Person namens Markus Müller (59) vor 14 Tagen den Hungernden bei. Der Software-Entwickler aus Karlsruhe nahm am 30. Mai das letzte Mal feste Nahrung zu sich. Da er sich als pressescheu beschreibt, wird er nicht dauerhaft in das Hungerstreik-Camp in Berlin einziehen, so das Bündnis.

"Wo stehen wir heute? Die Wissenschaft warnt uns immer eindringlicher und konkreter, dass wir uns auf einem Pfad der Zerstörung befinden", so Müller.

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Offenbar sei vielen Menschen die Dramatik der Lage nicht bewusst.

Viele würden sagen: "Wenn wirklich eine Zivilisation zerstörende Katastrophe auf uns zurollen würde, dann müsste doch die Politik sofort drastische Maßnahmen zur Abwendung dieser Katastrophe ergreifen. Darüber hinaus müsste dies das Top-Thema in den Nachrichten eines jeden Tages sein", so Müller.

Hungernde setzen ihr Leben für Klimaehrlichkeit aufs Spiel

Adrian Lack (34, l.) isst und spricht nicht. Wolfgang Metzeler-Kick (49) aß 92 Tage lang nichts.
Adrian Lack (34, l.) isst und spricht nicht. Wolfgang Metzeler-Kick (49) aß 92 Tage lang nichts.  © Jens Kalaene/dpa (Bildmontage)

Aus diesem Grund sei eine Aufklärung der Bevölkerung unabdingbar. Die für Klimagerechtigkeit Hungernden fordern von Kanzler Scholz, dass er die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Dramatik der Klimakatastrophe in einer Regierungserklärung ausspricht.

Doch bislang hat Scholz keine Stellung genommen, obwohl die sich im Hungerstreik befindenden Menschen ihm am vergangenen Donnerstag eine Woche Bedenkzeit eingeräumt und ihren Hungerstreik entschärft hatten.

"Eine solche Weigerung steht im fundamentalen Widerspruch zu den Grundpfeilern unseres menschlichen Zusammenlebens", so Müller. Am morgigen Donnerstag will die Kampagne ihre neue Strategie bei einer Pressekonferenz im Invalidenpark vorstellen.

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Adrian Lack (34) hungert schweigend seit mittlerweile 37 Tagen und spricht erst wieder, wenn Scholz sein Schweigen bricht. Wolfgang Metzeler-Kick (49) nimmt, nach insgesamt 92 Tagen ohne zu essen, seit sechs Tagen wieder feste Nahrung zu sich. Er bereitet sich jedoch darauf vor, erneut in den trockenen Hungerstreik zu treten. Soña (46), eine Mutter zweier Kinder, isst seit zwei Tagen nichts mehr.

Mit einem täglichen Slow-Walk durch das Regierungsviertel erhoffen sich die Klimaaktivisten, von den Politikern wahrgenommen zu werden.

Titelfoto: Hungern bis ihr ehrlich seid, Jens Kalaene/dpa (Bildmontage)

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