So sieht es aus, wenn die Bundeswehr ihr eigenes Schiff angreift

Eckernförde/Schönhagen - Explosion auf der Ostsee! Die Bundeswehr hat am Dienstag einen sogenannten Ansprengversuch an ihrer ausgemusterten Fregatte "Karlsruhe" (F212) vorgenommen.

Die "Karlsruhe" (F212) war bis 2017 in Dienst gestellt. (Archivbild)
Die "Karlsruhe" (F212) war bis 2017 in Dienst gestellt. (Archivbild)  © Carmen Jaspersen/dpa

In einem auf X, ehemals Twitter, geteilten Video zeigt das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), wie es aussieht, wenn 50 Kilogramm Sprengstoff auf die "Karlsruhe" treffen.

Die Detonation fand etwa vier Kilometer vor der Küste im Sperrgebiet Schönhagen auf der Ostsee vor Olpenitz und Damp in Schleswig-Holstein statt.

Dabei wurde der Sprengstoff unter dem Meeresspiegel gezündet, wie bei einem Torpedoangriff oder beim Auslösen einer Seemine.

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Während ein lauter Knall zu hören war, stieg eine kleine Wasserfontäne auf und die Explosionswelle breitete sich mit hoher Geschwindigkeit auf der gesamten Backbordseite des 128 Meter langen Schiffs aus.

Die Ansprengversuche sind vielleicht "keine filmreifen Explosionen", aber elementar wichtig für die Sicherheit der Soldaten der Deutschen Marine, so das BAAINBw.

Interessant an der "Karlsruhe" ist, dass es sich um ein Schiff neuerer Bauart handelt. Erstmalig könnten die Auswirkungen von Sprengkörpern und Seeminen auf eine moderne Fregatte untersucht werden.

Dadurch werden wichtige Daten für den Bau zukünftiger Marineschiffe gesammelt. Ziel sei es, auf Basis der daraus gewonnenen Erkenntnisse die Sicherheit für die Besatzungen weiter zu erhöhen.

Ansprengversuch auf Fregatte "Karlsruhe" im Video auf X

Crashtest-Dummys ersetzen die Soldaten in der Fregatte

Im Schiff sind "Crashtest-Dummys" verteilt, die die Auswirkungen der Explosionen auf Menschen messen sollen.
Im Schiff sind "Crashtest-Dummys" verteilt, die die Auswirkungen der Explosionen auf Menschen messen sollen.  © Sven Diedrichsen/Bundeswehr

Zur Datensammlung hat die Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung (WTD 71) in Eckernförde auf der "Karlsruhe" viele Sensoren und Aufzeichnungsgeräte eingebaut. Um Verformungen durch die Explosion zu erkennen, werden spezielle Messmethoden verwendet.

Aber nicht nur die Stabilität der Außenhaut ist bei den Tests von Interesse. Innerhalb des Schiffes werden lebensgroße Puppen eingesetzt. Die Crashtest-Dummys sind ebenso voller feiner Sensorik, die die Wirkung der Sprengkraft auf die Besatzung messbar macht.

Die Karlsruhe überstand den ersten Ansprengversuch, über Schäden ist bislang nichts bekannt. Bis spätestens 4. November ist ein weiterer Test mit 175 Kilogramm Sprengstoff geplant. Bis 2028 plant die Bundeswehr außerdem jährliche Ansprengungen mit steigender TNT-Menge. Nach den bisherigen Planungen soll das Schiff dabei nicht versenkt werden.

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Um die Umwelt - vor allem die Schweinswale - vor den Auswirkungen der Tests zu schützen, wird ein doppelter Blasenschleier um die Fregatte gelegt, der die Reichweite der Druckwelle reduziert. Vergrämungsmaßnahmen sollen die Meeressäuger vorher aus dem Sperrgebiet vertreiben.

Bei der Sprengung alter Weltkriegsminen im Jahr 2019 starben zwei Dutzend Schweinswale in der Ostsee, deswegen verzögerten sich auch die Ansprengversuche der Bundeswehr um mehrere Jahre.

Titelfoto: Screenshot/Twitter/BaainBw

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