Steht Deutschlands neues Flaggschiff schon vor dem Aus?
Von Carsten Hoffmann und Annette Birschel
Alles in Kürze
- Deutschlands neues Flaggschiff erleidet Schiffbruch.
- Fregatten-Beschaffung verzögert sich um mindestens ein Jahr.
- Probleme mit IT-Schnittstellen verursachen Verzögerungen.
- Niederländischer Staat hilft Werft mit 270 Millionen Euro.
- Bundeswehr rechnet mit zeitlichen Verzögerungen beim Projekt.
Berlin/Amsterdam - Vorzeigeprojekt erleidet Schiffbruch: Die bis zu zehn Milliarden Euro teure Beschaffung neuer Fregatten für die Marine wird sich verzögern.

"Der Auftragnehmer, die Damen Schelde Naval Shipbuilding B.V., hat eine verspätete Ablieferung der Schiffe aufgrund von Problemen mit IT-Schnittstellen bei der firmeneigenen Konstruktions- und Fertigungssoftware angezeigt", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zuerst hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet.
Das erste von sechs geplanten Schiffen sollte unter Führung der niederländischen Werft eigentlich 2028 an die Marine übergeben werden. Im Dezember 2023 war mit dem Bau der ersten Fregatte begonnen worden.
Die Kampfschiffe sollen im weltweiten Einsatz zu einer "dreidimensionalen Seekriegführung" befähigt sein. Das heißt, sie können Ziele unter Wasser, auf dem Wasser und in der Luft bekämpfen.
Der niederländische Staat will dem angeschlagenen Unternehmen Damen Naval unterdessen mit einem umfangreichen Paket helfen. Eine breite Mehrheit des Parlaments stimmte in Den Haag einem entsprechenden Vorhaben zu. Nach Angaben von Regierungskreisen geht es um einen Überbrückungskredit in Höhe von 270 Millionen Euro.
Die Abgeordneten waren für diese Entscheidung aus ihrer Sommerpause zurückgekehrt, sie waren vor der Abstimmung vertraulich informiert worden.

Verteidigungsminister Boris Pistorius bezeichnet neue Fregatte als "Meilenstein" für Bundeswehr

Die "Wirtschaftswoche" berichtete über erhebliche finanzielle Schwierigkeiten als Folge der Verzögerung bei dem Projekt und dass die Regierungen der Niederlande und Deutschlands auch vor einer Nachverhandlung des Vertrags stünden.
In dem Bericht heißt es, das Fregatten-Projekt stehe sonst vor dem "Aus". Die Werft selbst äußerte sich auf dpa-Anfrage nicht zu Details der Situation.
Der Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums sagte: "Zum aktuellen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass das Projekt, wenn auch mit zeitlichen Verzögerungen, fortgeführt werden kann."
Die Bundeswehr verspricht "imposante Schiffe" von 166 Metern Länge und mit einer Verdrängung von etwa 10.000 Tonnen. Es würden "die größten Kampfschiffe der Bundeswehr mit Besatzungen von jeweils bis zu 198 Soldatinnen und Soldaten".
Verteidigungsminister Boris Pistorius (65, SPD) bezeichnete die Kiellegung im vergangenen Juni als einen "Meilenstein" und sagte, die Fregatte stehe für eine Zeitenwende, für Deutschlands Einsatz für die internationale Ordnung und für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit.
Titelfoto: Stefan Sauer/dpa (Bildmontage)