Mit Atomkraft und mit Verbrennungsmotor: Fortschritt nach FDP-Art

Berlin - Das Präsidium der FDP hat sich am Montag in einem Beschluss dafür ausgesprochen, das Prinzip der Technologiefreiheit im Gesetz zu verankern. Dadurch soll Deutschland im Bereich neuer technologischer Entwicklungen in Zukunft nicht von anderen Staaten abgehängt werden.

Das FDP-Präsidium hat einen Beschluss erarbeitet, in dem neue Technologien in den Fokus gerückt werden, die Deutschland fortschrittlicher und unabhängiger machen sollen.
Das FDP-Präsidium hat einen Beschluss erarbeitet, in dem neue Technologien in den Fokus gerückt werden, die Deutschland fortschrittlicher und unabhängiger machen sollen.  © Friso Gentsch/dpa

Der Präsidiumsbeschluss steht unter dem FDP-typischen Motto "Freiheit anstatt Regulierung". Neue Technologien müssten demnach vom Staat gefördert werden, ohne begrenzende Vorgaben und Verbote.

"Der Weg hin zu Fortschrittstechnologien sollte der Wissenschaft, den Forscherinnen und Forschern sowie dem technologischen Wettbewerb überlassen werden", so die Kernaussage des vierseitigen FDP-Dokuments.

Welche neuen Technologien dabei besonders vielversprechend für den Wirtschaftsstandort Deutschland sein können, betont das FDP-Präsidium ebenfalls in seinem Beschluss.

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Neben einigen Forschungen zur klimaneutralen Energieversorgung hat die FDP auch ein Auge auf Möglichkeiten im Bereich der künstlichen Intelligenz und der Biotechnologie geworfen.

Für die Freien Demokraten ist es dabei von großer Bedeutung, die neuen Technologien aus deutscher Sicht mehr als Chancen anstatt als Risiko zu betrachten.

Kernkraft, Fracking und E-Fuels - So will die FDP die Energieversorgung sichern

Die Laufzeiten der Atomkraftwerke sollen verlängert werden, damit die Energiepreise bezahlbar bleiben.
Die Laufzeiten der Atomkraftwerke sollen verlängert werden, damit die Energiepreise bezahlbar bleiben.  © Lino Mirgeler/dpa

Von insgesamt sechs beschriebenen Technologien, die aus der Sicht der FDP Potenzial für die Zukunft bieten, drehen sich fünf um den Bereich Klimawandel und Energieversorgung.

Mit einer Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke über den 15. April 2023 hinaus soll zunächst die bezahlbare Energieversorgung im Hier und Jetzt gesichert werden.

Zum gleichen Zweck fordert die FDP auch eine Aufhebung des "Fracking"-Verbots. Gasvorkommen auf deutschem Boden sollen schließlich nutzbar gemacht werden.

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Für die Zukunft erhofft sich die FDP dann einen Umschwung auf die Kernfusion. Nachdem US-Forschern Mitte Dezember ein Durchbruch in der Effizienz des Fusionsvorgangs gelungen war, soll künftig auch Deutschland die Forschungen fördern, fordert die FDP.

Wie schon die Kernkraftwerke will man bei der FDP auch die Verbrennungsmotoren noch nicht abschreiben. Stattdessen sollen neu entwickelte, klimaneutrale Kraftstoffe, sogenannte "E-Fuels", eine klimafreundliche Betankung von klassischen Fahrzeugen ermöglichen.

Weiterhin hält die FDP in ihrem Beschluss die unterirdische CO2-Speicherung ebenso für innovativ wie eine Bio-Technologie, mit deren Hilfe Pflanzen gentechnisch verändert werden, um sie resistenter gegen die klimatischen Veränderungen zu gestalten.

FDP-Beschluss bietet Streitpunkte für SPD und Grüne

Die FDP stellt sich in der kontroversen Debatte um das Fracking von unterirdischem Gas klar auf die Seite der Befürworter.
Die FDP stellt sich in der kontroversen Debatte um das Fracking von unterirdischem Gas klar auf die Seite der Befürworter.  © Holger Hollemann/dpa

Einzig die Forschungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz haben in erster Linie keinen Bezug zu den vorgestellten Klima-Technologien. Die FDP fürchtet eine Abhängigkeit von China, sollte Deutschland nicht in die Entwicklung von KI investieren.

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass der FDP-Beschluss einen starken Bezug zu vielen traditionellen Technologien besitzt, die aktuell für ihre Umweltbelastung in der Kritik stehen.

Anstatt Atomkraftwerke und Verbrennungsmotoren zu bekämpfen, setzt die FDP auf eine Weiterentwicklung, bis auch die herkömmliche Art der Energieversorgung klimaneutral gestaltet werden kann.

Durch die Forderung nach Fracking stellt sich die FDP mit einer Technologie dabei sogar gegen ihren eigenen Fokus auf Klimaneutralität. Die Nutzung von unterirdischem Gas ist höchst umstritten und belastet die Umwelt.

Gerade im Bereich Klima offenbart die FDP, dass sie sich gegen eine komplette Abkehr von altbekannten Methoden der Energieversorgung ausspricht und stattdessen Neues und Altes durch Innovation unter einen Hut bringen möchte.

Was letztlich die Koalitionspartner SPD und Grüne von den Vorschlägen der FDP halten, bleibt abzuwarten. Gerade Kernkraft und Fracking bieten jedoch Streitpotenzial.

Titelfoto: Friso Gentsch/dpa

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