Influencerin spricht über AfD und hat Angst, "dass die Dich und mich jagen"

Koblenz/Berlin - Der jüngste Wahlerfolg der rechtspopulistischen AfD bei einer Landratswahl in Thüringen hat bei vielen Menschen große Sorgen ausgelöst, dies zeigte auch das am gestrigen Freitag bekannt gewordene ZDF-Politbarometer. Auch die bekannte Influencerin Mademoiselle Nicolette ist deshalb sehr aufgewühlt - die 35-Jährige hat regelrecht Angst.

Nicolette Fountaris alias Mademoiselle Nicolette (35, r.) brach in Tränen aus, während sie von ihrer ersten Begegnung mit Rechtsextremismus in ihrer Jugend erzählte, Dragqueen Candy Crash (30) hörte ihr derweil betroffen zu.
Nicolette Fountaris alias Mademoiselle Nicolette (35, r.) brach in Tränen aus, während sie von ihrer ersten Begegnung mit Rechtsextremismus in ihrer Jugend erzählte, Dragqueen Candy Crash (30) hörte ihr derweil betroffen zu.  © Montage: Screenshot/Youtube/Teufels Küche

Mademoiselle Nicolette, die mit bürgerlichem Namen Nicolette Fountaris heißt, betreibt seit einiger Zeit zusammen mit der Berliner Dragqueen Candy Crash (30) einen wöchentlichen Podcast mit dem Titel "Teufels Küche", dieser wird unter anderem auf YouTube verbreitet.

In dem Format plaudern die Koblenzerin und der Berliner über die unterschiedlichsten Themen, in der jüngsten Folge kamen sie unter anderem auf die AfD und den Rechtsextremismus in Deutschland zu sprechen.

Beide zeigten sich angesichts des wachsenden Zuspruchs, den die AfD aktuell in Deutschland erhält, äußerst besorgt. Candy Crash zog Parallelen zwischen der aktuellen Situation und den Erfolgen des Nationalsozialismus in Deutschland in den 1930er-Jahren.

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Auch Mademoiselle Nicolette zeigte sich "schockiert". "Glauben die Leute wirklich, dass das Wählen von solchen gefährlichen Parteien denn die Lösung ist?", fragte sich die 35-Jährige.

Danach brachte sie ihre offensichtliche Angst bezüglich möglicher weiterer Wahlerfolge der Rechtspopulisten wie folgt auf den Punkt: "Vielleicht sollte man das mal deutlich sagen: Wenn solche Parteien an die Macht kommen, und wir sind wirklich ganz, ganz, ganz nah dran, ich nehme jetzt mal Dich und mich als Beispiel (dabei wandte sich Mademoiselle Nicolette an Candy Crash), Du und ich, wir können unsere Koffer packen und gucken, dass wir ganz schnell, ganz, ganz schnell das Land verlassen."

Etwas später kam die Influencerin durch eine Frage der Dragqueen auf ihre erste Begegnung mit Rechtsextremismus in Deutschland zu sprechen - Erinnerungen, welche die Koblenzerin mit griechischen Wurzeln zum Weinen brachten.

Die jüngste Folge des Podcasts "Teufel Küche" auf YouTube

"Erinnere mich an Tag, als ein Nachbar zu meinem Vater gesagt hat, er soll in das Land zurückgehen, wo er hergekommen ist."

Influencerin und Comedian Mademoiselle Nicolette (35) lebt in Koblenz - sie hat über ihren Vater griechische Wurzeln.
Influencerin und Comedian Mademoiselle Nicolette (35) lebt in Koblenz - sie hat über ihren Vater griechische Wurzeln.  © Screenshot/Instagram/nicolette.vlogt

Die 35-Jährige wuchs in Köln auf, ihr Vater stammt aus Griechenland. Rückblickend erzählte sie hierzu aus ihrer Jugendzeit.

Demnach wuchs Mademoiselle Nicolette in einem Stadtteil auf, der damals mehrheitlich von Menschen mit Migrations-Hintergrund bewohnt wurde. Eines Tages mussten viele der dort lebenden Menschen entdecken, dass ihre Häuser mit Hakenkreuzen in roter Farbe besprüht worden waren - auch das Haus der Familie Fountaris.

"Ich erinnere mich an den Tag, als ein Nachbar zu meinem Vater gesagt hat, er soll in das Land zurückgehen, wo er hergekommen ist", fügte die 35-Jährige unter Tränen hinzu.

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"Das sind Erinnerungen, da bin ich zum allerersten Mal damit in Berührung gekommen, dass ich zur Hälfte nicht Deutsch bin, dass ich zu 50 Prozent nicht willkommen sein kann", erklärte die Influencerin weiter. Damals habe sie "zum ersten Mal gelernt, dass es so was gibt".

Danach kam die Koblenzerin wieder auf die aktuelle Situation in Deutschland zu sprechen: Wenn eine Partei wie die AfD hier an die Macht käme, erklärte Mademoiselle Nicolette, müssten viele Menschen "ganz schnell gucken", wo sie blieben.

Alleine die Podcast-Folge, die sie und Candy Crash gerade aufnähmen, fuhr die 35-Jährige fort, "die könnte in einem Jahr oder drei Jahren Anlass dafür sein, dass die Dich und mich jagen".

Ergänzend muss hinzugefügt werden: Die AfD ist keine direkte Nachfolge-Partei der NSDAP. Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht die gesamte Partei jedoch ausdrücklich als rechtsextremistischen Verdachtsfall an. Die Jugendorganisation der AfD, die "Junge Alternative für Deutschland", wird vom Verfassungsschutz sogar als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft, ebenso der Landesverband Thüringen (Anm. d. Red.).

Titelfoto: Montage: Screenshot/Youtube/Teufels Küche

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