Stichwahl in Thüringen: AfD will ins Landratsamt, FDP und SPD werben für CDU-Mann

Sonneberg - In Südthüringen wäre ein AfD-Politiker fast zum ersten Landrat Deutschlands gewählt worden. Dabei wird die Thüringer AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Nun soll eine Stichwahl entscheiden - es gibt bereits erste Wahlempfehlungen.

AfD-Politiker Robert Sesselmann (50) erhielt 46,7 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Damit wäre er fast zum ersten Landrat Deutschlands gewählt worden.
AfD-Politiker Robert Sesselmann (50) erhielt 46,7 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Damit wäre er fast zum ersten Landrat Deutschlands gewählt worden.  © dpa/Martin Schutt

Nach der Landratswahl in Sonneberg ist zunächst offen, ob die Linken für die Stichwahl in zwei Wochen den CDU-Bewerber Jürgen Köpper (57) unterstützen werden.

„Das legen wir ganz in die Autonomie des Kreisverbandes", sagte die Landesvorsitzende der Linken, Ulrike Grosse-Röthig (44), der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge werde eine Entscheidung dazu am Montag fallen. Zuvor hatten SPD und FDP bereits eine Wahl Köppers empfohlen.

Bei der Wahl in dem südthüringischen Landkreis hatte der AfD-Bewerber Robert Sesselmann (50) am Sonntag nach dem vorläufigen Ergebnis fast die Hälfte der Stimmen erhalten und wäre beinahe zum ersten AfD-Landrat Deutschlands gewählt worden. Sesselmann erhielt 46,7 Prozent der abgegeben Stimmen.

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Der CDU-Kandidat Jürgen Köpper erreichte 35,7 Prozent. Damit wird es in zwei Wochen zu einer Stichwahl zwischen Sesselmann und Köpper kommen. Sie ist für den 25. Juni geplant. Nur 49,1 Prozent der Wahlberechtigten hatten im ersten Durchgang ihre Stimme abgegeben.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) hatte sich über die Wahlbeteiligung enttäuscht geäußert. "Die Hälfte, die nicht hingegangen ist, trägt auch ein Stück Mitverantwortung dafür, dass der AfD-Kandidat beinah aus dem Stand 50 Prozent gekriegt hat", betonte Ramelow am Sonntagabend.

Der Thüringer AfD-Co-Vorsitzende Stefan Möller (48) kündigte noch am Wahlabend an, die AfD werde "alle Kräfte mobilisieren, um einen Erfolg auch in der Stichwahl zu ermöglichen". "Die Stichwahl kann ein Wendepunkt nicht nur für den Landkreis Sonneberg, sondern für unser ganzes Land werden", so Möller.

CDU-Chef Mario Voigt: "Sind überzeugt, dass Köpper diese Wahl gewinnt"

CDU-Kandidat Jürgen Köpper (57) kam auf 35,7 Prozent der Stimmen.
CDU-Kandidat Jürgen Köpper (57) kam auf 35,7 Prozent der Stimmen.  © IMAGO/Jacob Schröter

Thüringens CDU-Chef Mario Voigt (46) zeigte sich zuversichtlich, dass der CDU-Kandidat als Sieger aus der Stichwahl hervorgehen wird. "Wir sind überzeugt, dass Jürgen Köpper diese Wahl gewinnt", erklärte Voigt.

Ein Grund für das Wahlergebnis in der ländlich geprägten Region ist laut der Landesvorsitzenden der Linken, Ulrike Grosse-Röthig, dass sich viele Menschen dort abgehängt fühlten. "Da ist viel Entfernungsgefühl von Politik."

Diesen Menschen biete die AfD einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen, die tatsächlich aber keine Probleme lösten. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, gegen dieses seit Jahrzehnten gewachsene Gefühl anzukämpfen, das oft keine objektive Grundlage habe. "Das ist nix was gestern passiert ist – und das ist nichts, was wir morgen ändern können",

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In Thüringen werden Landräte für die Dauer von sechs Jahren gewählt. In Sonneberg wurde die Wahl nun außerplanmäßig nötig, weil der 2018 gewählte Landrat Hans-Peter Schmitz (65, parteilos) aufgrund einer langwierigen Erkrankung in den Ruhestand versetzt wurde.

Damals hatte der von Linken und SPD unterstütze Schmitz die meisten Stimmen erhalten und kam auf 37,6 Prozent. Der damalige CDU-Bewerber Danny Dobmeier hatte 32,5 Prozent erreicht, Sesselmann, der damals auch schon angetreten war, 29,8 Prozent. Die Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang lang 2018 bei 48,4 Prozent.

Bei der aktuellen Landratswahl erhielt die gemeinsame Kandidatin von Linken und Grünen, Nancy Schwalbach (52), 4,4 Prozent der abgegeben Stimmen bekommen. Die Kandidatin der SPD, Anja Schönheit (44), kam auf einen Wert von 13,3 Prozent.

Titelfoto: dpa/Martin Schutt

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