Schock-Studie offenbart: Deutsche hadern mit Demokratie-Verständnis

Berlin - Es steht nicht gut um das öffentliche Bild der Demokratie in Deutschland! Nach den schwierigen Corona-Jahren sind die Deutschen müde und suchen nach Halt. Das politische System ist in den Augen vieler Bundesbürger dringend reformbedürftig. Pessimismus und Populismus nehmen zu.

Symbolträchtiger Ort der Macht: Etwa die Hälfte der Deutschen stehen den politischen Entscheidungsträgern und Institutionen skeptisch gegenüber.
Symbolträchtiger Ort der Macht: Etwa die Hälfte der Deutschen stehen den politischen Entscheidungsträgern und Institutionen skeptisch gegenüber.  © Silke Brüggemeier/dpa

Das Handelsblatt schlägt Demokratie-Alarm und beruft sich mit seinen niederschmetternden Ergebnissen auf eine aktuelle Studie von Allensbacher.

In einer Befragung zum Freiheitsindex Deutschland 2022 gaben lediglich 12 Prozent der Teilnehmer an, sehr zufrieden mit der Demokratie im Land zu sein. Fast doppelt so viele (21 Prozent) äußersten sich nicht zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland.

Erschreckend: Die Tendenz der vergangenen Jahre spricht eine eindeutige Sprache - und lässt den Pessimismus wachsen.

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Nach dem Corona-Jahr 2021 war das Freiheitsgefühl der Deutschen sogar auf einen historischen Tiefststand gesunken. Zumindest in puncto Freiheitsgefühl zeigte die Kurve ab 2022 nach oben. Sie stieg von katastrophalen 36 Prozent auf nunmehr 45 Prozent, was in erster Linie auf das Aufheben der öffentlichen Corona-Restriktionen zurückzuführen ist. Die Tatsache, dass sich nach wie vor weniger als die Hälfte der Bundesbürger unfrei fühlten, muss als Alarmsignal interpretiert werden.

Ganz düster hingegen sieht es bezüglich der freien Meinungsäußerung aus: Nur knapp die Hälfte der Bundesbürger (48 Prozent) ist davon überzeugt, dass es im Land eine freie Meinungsäußerung gibt. Dieser Wert sah vor einigen Jahren mit immerhin 60 Prozent noch spürbar positiver aus.

Vertrauen in Institutionen bröckelt

Mächtiges Symbol der Freiheit: Die Freiheitsstatue thront hinter dem spektakulären Sonnenuntergang. Wenn es um das Freiheitsgefühl der Deutschen geht, herrscht Misstrauen.
Mächtiges Symbol der Freiheit: Die Freiheitsstatue thront hinter dem spektakulären Sonnenuntergang. Wenn es um das Freiheitsgefühl der Deutschen geht, herrscht Misstrauen.  © Julia Nikhinson/dpa

Laut der Allensbacher Studie trauen die Deutschen lediglich der Wissenschaft (83 Prozent), den Krankenhäusern (78 Prozent), mittleren und kleinen Unternehmen (77 Prozent) sowie der Polizei (77 Prozent).

Ein maximal durchschnittliches Vertrauen herrscht in Bezug auf Schulen (65 Prozent), die Landesregierung des Bundeslandes (54 Prozent), Ämtern und Behörden vor Ort (51 Prozent), dem Bundestag (50 Prozent) und der Bundesregierung (48 Prozent).

Mit einer recht großen Skepsis stehen die Deutschen den Medien, also Fernsehen, Radio und Zeitungen (42 Prozent) gegenüber. Große Unternehmen (39 Prozent) sind ebenso im schwachen Bereich angesiedelt.

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Ganz schlecht ist es um das Vertrauen der Deutschen in die Parteien (24 Prozent) und in große börsennotierte Unternehmen (21 Prozent) bestellt.

Die veröffentlichten Ergebnisse des Freiheitsindexes spiegeln den Zustand eines gespaltenen Landes wider. Zwar sind Zahlen und Tendenzen umkehrbar, doch verdeutlicht die Studie allemal, dass das Demokratie-Verständnis der Deutschen beträchtlich ins Wanken geraten ist und mehr denn je auf Messers Schneide steht - und damit auch die Demokratie selbst...

Titelfoto: Silke Brüggemeier/dpa

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