Klima-Aktivisten verschanzen sich hinter brennender Barrikade: Rangeleien mit Polizeikräften

Lützerath - Unmittelbar vor dem Braunkohledorf Lützerath ist es am Montag zu kleineren Rangeleien zwischen Polizisten und Klimaaktivisten gekommen.

Die Aktivisten griffen beim Kampf gegen die Räumung des Braunkohledorfs zu drastischen Mitteln.
Die Aktivisten griffen beim Kampf gegen die Räumung des Braunkohledorfs zu drastischen Mitteln.  © Henning Kaiser/dpa

Die Aktivisten hätten Böller, Flaschen und Steine auf die Polizei geworfen, berichteten dpa-Reporter vor Ort. Ein Polizeisprecher sagte, es werde wegen der Böller- und Steinwürfe ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet.

Zuvor hatten sich Aktivisten auf der Zufahrtsstraße nach Lützerath hinter einer brennenden Barrikade positioniert. Ein Aktivist des Bündnisses "Letzte Generation" klebte seine linke Hand auf der Straße fest. Ein Aktivist, der auf einem sogenannten "Tripod", einem Dreifuß, gesessen hatte, verletzte sich nach Polizei-Angaben beim Absteigen ohne äußere Einwirkung am Fuß.

Die Polizei führt seit Montag nach eigenen Angaben vorbereitende Arbeiten für die geplante Räumung von Lützerath Mitte Januar aus.

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Das Dorf in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden. In den Häusern leben allerdings Aktivisten, die um den Ort kämpfen wollen.

"Die Kohle unter Lützerath muss im Boden bleiben", sagte Antje Bussberg von der Initiative "Alle Dörfer Bleiben" am Montag. "Jeder Mensch, der sich einen Nachmittag lang ernsthaft mit den Ursachen der Erderhitzung beschäftigt, weiß: Jede weitere Tonne Kohle, die verbrannt wird, gefährdet unser Überleben auf diesem Planeten. Darum werden wir die Abbaggerung Lützeraths nicht tatenlos mit ansehen."

Es kam zu Rangeleien zwischen Klimaaktivisten und Polizeikräften.
Es kam zu Rangeleien zwischen Klimaaktivisten und Polizeikräften.  © Thomas Banneyer/dpa
Polizisten drängten Aktivisten von einer Zufahrtsstraße zu dem Dorf.
Polizisten drängten Aktivisten von einer Zufahrtsstraße zu dem Dorf.  © Henning Kaiser/dpa

Räumung von Lützerath wahrscheinlich noch im Januar

Die Polizei bereitet die geplante Räumung des Dorfes Lützerath vor.
Die Polizei bereitet die geplante Räumung des Dorfes Lützerath vor.  © Thomas Banneyer/dpa

Dagegen teilte der Energiekonzern RWE mit: "Die Inanspruchnahme der ehemaligen Siedlung in diesem Winter ist notwendig, um inmitten der Energiekrise eine sichere Versorgung der Kraftwerke zu gewährleisten." Die Rechtmäßigkeit sei durch die Gerichte abschließend bestätigt. "Alle ursprünglichen Bewohner von Lützerath haben den Ort verlassen", so RWE.

Der für die Räumung zuständige Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach wandte sich am Montag in einem Brief direkt an die Aktivisten. "Ich wünschte, die Räumung von Lützerath hätte sich vermeiden lassen. Aber sie ist - nach allem was ich weiß - leider unvermeidlich", schrieb er. Auch er teile die Sorge vor einer weiteren Erderwärmung und vor den Folgen, wenn es nicht gelinge, das völkerrechtlich vereinbarte 1,5-Grad-Ziel einzuhalten.

Ob die Kohle unter Lützerath abgebaut werde, entscheide aber nicht die Polizei. "Die Umsetzung dieser fachlich und rechtsstaatlich zustande gekommenen Entscheidung zu verweigern, würde demokratische, rechtsstaatliche Grundregeln infrage stellen und willkürlichen, sachfremden Entscheidungen Tür und Tor öffnen", so Weinspach.

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Die Polizei setze auf Deeskalation und Transparenz. "Wir werden Zwangsmittel nur einsetzen, wenn es im Sinne eines verhältnismäßigen und konsequenten Einschreitens oder zur Verfolgung von Straftaten nicht anders möglich ist", sicherte Weinspach zu. "Ich appelliere, den Protest gegen eine Räumung nicht mit der Begehung von Straftaten zu verbinden."

Parents for Future fordern Stopp der Räumung

Schwere Räumfahrzeuge werden eingesetzt, um die Barrikaden zu entfernen.
Schwere Räumfahrzeuge werden eingesetzt, um die Barrikaden zu entfernen.  © Thomas Banneyer/dpa

Vor der demnächst geplanten Räumung des Dorfes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier hat die Organisation Parents vor Future die Politik zum Umdenken aufgefordert. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (45, Grüne) und der Energiekonzern RWE sollten Lützerath erhalten und die Kohle unter dem Dorf im Boden lassen - "zum Schutz der Kinder in aller Welt", forderte die Organisation in einer Mitteilung am Montag.

Im Tagebau Garzweiler II sei genug förderbare Kohle vorhanden, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Alle Maßnahmen für eine bevorstehende Räumung müssten ausgesetzt werden.

Zuvor war es in dem Örtchen zu kleineren Rangeleien zwischen Polizisten und Klimaaktivisten gekommen. Die Aktivisten warfen Böller, Flaschen und Steine, zudem hatten sie sich auf der Zufahrtsstraße nach Lützerath hinter einer brennenden Barrikade positioniert.

Laut Polizeisprecher soll ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet werden. Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden.

Originalmeldung vom 2. Januar, 11.37 Uhr; zuletzt aktualisiert um 15.11 Uhr

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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