Ab in die Provinz! Wenn Behörden umziehen, wird das verdammt teuer
Dresden - Heraus aus der Metropole, hinein in die Fläche! Das war einmal die Devise sächsischer Staatsregierungen, wenn es um neue Dienstsitze von Landesbehörden ging. Seit Jahresbeginn arbeitet der Sächsische Rechnungshof nun von Döbeln aus - gegen den langjährigen Widerstand vieler Mitarbeiter. Als Nächstes muss die Landesuntersuchungsanstalt in die Provinz.

Schon unter Kurt Biedenkopf (1930-2021, CDU) achtete die Staatsregierung darauf, dass möglichst viele Regionen etwas vom großen Behördenkuchen abbekamen. So wurde das neue Landesamt für Statistik 1992 nicht in Dresden, sondern in Kamenz aufgebaut.
Das im selben Jahr beschlossene Gerichtsorganisationsgesetz sorgte dafür, dass das Oberverwaltungsgericht in Bautzen angesiedelt wurde. Landesarbeits- und Landessozialgericht bekamen ihren Sitz in Chemnitz, in Leipzig wurde das Finanzgericht angesiedelt und 1993 der Sächsische Verfassungsgerichtshof.
Dann rückte "Restsachsen" wieder aus dem Fokus der Dresdner Staatslenker. Bis zum Jahr 2012 - da brachte das damals schwarz-gelbe Kabinett "Tillich II" ein neues Standortegesetz auf den Weg. Auf dessen Grundlage bekam als Erstes die Sächsische Aufbaubank 2021 ihren neuen Sitz in Leipzig.
Mit 165 Millionen Euro überschritt der "Palazzo Prozzo" der Staatsbänker die ursprünglich kalkulierten Baukosten um fast 100 Millionen und führte so den Kosteneinsparungsgedanken der Väter des Standortegesetzes ad absurdum.

Sachsen-Behörden in die Provinz: Das Umzugs-Karussell dreht sich weiter

Beanstandet wurde der Protzbau auch vom Landesrechnungshof, der nun als zweite Superbehörde in die Provinz musste. Zunächst gegen den Willen der Mitarbeiter, die anfangs gegen ihren geplanten Umzug von Leipzig nach Döbeln (vergeblich) klagten.
Seit vergangener Woche sitzen die 160 Landesrechner im neuen Domizil, einer umgebauten Regimentskaserne von 1888 - und könnten sich fachlich gleich damit befassen. Denn auch dieser Behördenbau wurde mit 23 Millionen Euro weit teurer als geplant (17 Millionen).
Als nächste Behörde ist die Landesuntersuchungsanstalt an der Reihe. Für sie wird in einem Bischofswerdaer Gewerbegebiet ein kompakter Super-Dienstsitz errichtet. Bis 2029 soll die Dresdner Behörde dorthin umgezogen sein.
Die Baukosten-Obergrenze liegt bei 226 Millionen Euro - noch.
Titelfoto: Dietmar Thomas