Ab in die Provinz! Wenn Behörden umziehen, wird das verdammt teuer

Dresden - Heraus aus der Metropole, hinein in die Fläche! Das war einmal die Devise sächsischer Staatsregierungen, wenn es um neue Dienstsitze von Landesbehörden ging. Seit Jahresbeginn arbeitet der Sächsische Rechnungshof nun von Döbeln aus - gegen den langjährigen Widerstand vieler Mitarbeiter. Als Nächstes muss die Landesuntersuchungsanstalt in die Provinz.

Umzug geschafft: Landesrechnungshof-Präsident Jens Michel (56, r.) zeigte am Montag Finanzminister Hartmut Vorjohann (60, CDU) und Reinhardt Falk (l.) vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement sein neues Domizil in Döbeln.
Umzug geschafft: Landesrechnungshof-Präsident Jens Michel (56, r.) zeigte am Montag Finanzminister Hartmut Vorjohann (60, CDU) und Reinhardt Falk (l.) vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement sein neues Domizil in Döbeln.  © Dietmar Thomas

Schon unter Kurt Biedenkopf (1930-2021, CDU) achtete die Staatsregierung darauf, dass möglichst viele Regionen etwas vom großen Behördenkuchen abbekamen. So wurde das neue Landesamt für Statistik 1992 nicht in Dresden, sondern in Kamenz aufgebaut.

Das im selben Jahr beschlossene Gerichtsorganisationsgesetz sorgte dafür, dass das Oberverwaltungsgericht in Bautzen angesiedelt wurde. Landesarbeits- und Landessozialgericht bekamen ihren Sitz in Chemnitz, in Leipzig wurde das Finanzgericht angesiedelt und 1993 der Sächsische Verfassungsgerichtshof.

Dann rückte "Restsachsen" wieder aus dem Fokus der Dresdner Staatslenker. Bis zum Jahr 2012 - da brachte das damals schwarz-gelbe Kabinett "Tillich II" ein neues Standortegesetz auf den Weg. Auf dessen Grundlage bekam als Erstes die Sächsische Aufbaubank 2021 ihren neuen Sitz in Leipzig.

Wie viele noch? Staatsanwaltschaften brechen unter Akten zusammen
Sachsen Wie viele noch? Staatsanwaltschaften brechen unter Akten zusammen

Mit 165 Millionen Euro überschritt der "Palazzo Prozzo" der Staatsbänker die ursprünglich kalkulierten Baukosten um fast 100 Millionen und führte so den Kosteneinsparungsgedanken der Väter des Standortegesetzes ad absurdum.

Claudia Kucklick ist Präsidentin des Landessozialgerichts, das seit 1992 seinen Sitz in Chemnitz hat.
Claudia Kucklick ist Präsidentin des Landessozialgerichts, das seit 1992 seinen Sitz in Chemnitz hat.  © Uwe Meinhold

Sachsen-Behörden in die Provinz: Das Umzugs-Karussell dreht sich weiter

In der Landesuntersuchungsanstalt wertet ein Mitarbeiter Bakterienkolonien aus. Der Dresdner Teil der Behörde wechselt bis 2029 nach Bischofswerda.
In der Landesuntersuchungsanstalt wertet ein Mitarbeiter Bakterienkolonien aus. Der Dresdner Teil der Behörde wechselt bis 2029 nach Bischofswerda.  © Kristin Schmidt

Beanstandet wurde der Protzbau auch vom Landesrechnungshof, der nun als zweite Superbehörde in die Provinz musste. Zunächst gegen den Willen der Mitarbeiter, die anfangs gegen ihren geplanten Umzug von Leipzig nach Döbeln (vergeblich) klagten.

Seit vergangener Woche sitzen die 160 Landesrechner im neuen Domizil, einer umgebauten Regimentskaserne von 1888 - und könnten sich fachlich gleich damit befassen. Denn auch dieser Behördenbau wurde mit 23 Millionen Euro weit teurer als geplant (17 Millionen).

Als nächste Behörde ist die Landesuntersuchungsanstalt an der Reihe. Für sie wird in einem Bischofswerdaer Gewerbegebiet ein kompakter Super-Dienstsitz errichtet. Bis 2029 soll die Dresdner Behörde dorthin umgezogen sein.

Abstau beginnt noch dieses Jahr: Trinkwassertalsperre wird für 30 Millionen Euro saniert
Sachsen Abstau beginnt noch dieses Jahr: Trinkwassertalsperre wird für 30 Millionen Euro saniert

Die Baukosten-Obergrenze liegt bei 226 Millionen Euro - noch.

Titelfoto: Dietmar Thomas

Mehr zum Thema Sachsen: