Anbieter pleite, Tausende Kündigungen, hohe Preise: Auf Sachsens Energiemarkt ist die Hölle los

Sachsen - Die Strommarkt-Misere hat auch im Freistaat heftige Auswirkungen. Denn durch die Pleite von Billigstrom- und -gas-Anbietern rutschten Tausende sächsische Haushalte in die teurere kommunale Grundversorgung.

Der Billigstrom-Anbieter "Stromio" (l. das Firmengebäude im nordrhein-westfälischen Kaarst) kündigte im Dezember seinen Kunden die Verträge.
Der Billigstrom-Anbieter "Stromio" (l. das Firmengebäude im nordrhein-westfälischen Kaarst) kündigte im Dezember seinen Kunden die Verträge.  © Henning Kaiser/dpa-Bildfunk

Rückblick: Im Sommer 2021 explodierten die Preise für Gas und Kohle, letztere wird in Kraftwerken in Strom umgewandelt. Zudem stiegen in der EU die Kosten für CO2-Emissionszertifikate massiv, um mindestens das Sechsfache, an.

In Dresden verkündete "Dreischtrom" Anfang Dezember seine Insolvenz. Der Billigstrom-Anbieter "Stromio" kappte seinen Kunden kurz vor Weihnachten die Lieferverträge.

"Von 'Stromio' haben wir circa 1300 Stromkunden in die Grund- und Ersatzversorgung übernommen", erklärt Astrid Eberius (51), Sprecherin des kommunalen Chemnitzer Versorgers "eins". Dieser nahm von Oktober bis Ende 2021 insgesamt 1430 Strom- und 3130 Gaskunden neu auf - meist von Discountern.

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"Seit September sind circa 10.000 Kunden neu in unsere Grundversorgung gekommen", sagt Frank Viereckl (50), Sprecher der Stadtwerke Leipzig. Diese bilden nun knapp 4,6 Prozent der 218.000 Stromkunden.

Frank Viereckl (50) ist Pressesprecher der Stadtwerke Leipzig.
Frank Viereckl (50) ist Pressesprecher der Stadtwerke Leipzig.  © PR/LVV
Dass der Strom nach einer Zwangskündigung einfach wegbleibt, braucht niemand zu befürchten: Danach springen automatisch die kommunalen Grundversorger ein (Symbolbild).
Dass der Strom nach einer Zwangskündigung einfach wegbleibt, braucht niemand zu befürchten: Danach springen automatisch die kommunalen Grundversorger ein (Symbolbild).  © allOver-MEV/imago
Durch die gestiegenen Energie- und Emissionspreise beendeten auch Gas-Discounter (wie gas.de) Kundenverträge. Gas wird oft zum Heizen verwendet (Symbolbild).
Durch die gestiegenen Energie- und Emissionspreise beendeten auch Gas-Discounter (wie gas.de) Kundenverträge. Gas wird oft zum Heizen verwendet (Symbolbild).  © Hauke-Christian Dittrich/picture alliance/dpa
Der in Kohlekraftwerk Lippendorf erzeugte elektrische Strom, der durch die Überlandleitungen unter anderem nach Leipzig fließt, wird immer teurer.
Der in Kohlekraftwerk Lippendorf erzeugte elektrische Strom, der durch die Überlandleitungen unter anderem nach Leipzig fließt, wird immer teurer.  © Hendrik Schmidt/picture alliance/dpa-Zentralbild
In die teurere Grundversorgung gerutscht? Es lohnt sich, jetzt einen neuen Anbieter für Gas und Strom zu suchen (Symbolbild).
In die teurere Grundversorgung gerutscht? Es lohnt sich, jetzt einen neuen Anbieter für Gas und Strom zu suchen (Symbolbild).  © Sascha Steinach/imago images

Auch Dresden von Strommarkt-Misere betroffen

Nora Weinhold (39) ist Sprecherin des Dresdner Großversorgers SachsenEnergie und von dessen Tochterunternehmen Drewag/Stadtwerke Dresden.
Nora Weinhold (39) ist Sprecherin des Dresdner Großversorgers SachsenEnergie und von dessen Tochterunternehmen Drewag/Stadtwerke Dresden.  © Juliane Mostertz/SachsenEnergie

In Dresden gibt es wohl ähnlich viele Betroffene, schildert Drewag- und SachsenEnergie-Sprecherin Nora Weinhold (39): "Aufgrund von Kündigungen und Insolvenzen anderer Versorger liegt die Anzahl dieser Kunden bei 5000 bis 10.000. Sowohl für die Gas- als auch für die Strom-Grundversorgung." SachsenEnergie ist mit insgesamt 600.000 Kunden der größte kommunale Versorger Ostdeutschlands.

Durch die automatische Grundversorgung bleibt zwar niemand im Dunkeln sitzen. Doch an entsprechenden Angeboten für die Zwangs-Neukunden hapert es noch - die Kosten könnten sogar weiter steigen.

"Neue Kunden bedeuten, dass eine zusätzliche Menge an Erdgas beschafft werden muss und das zu den leider aktuell sehr hohen Preisen", schildert "eins"-Sprecherin Eberius. Derzeit kostet der jährliche "eins"-Strom-Grundversorgungspreis einen Single-Haushalt mit 1000 Kilowattstunden 846,91 Euro, eine Kleinfamilie mit 1800 kWh Verbrauch 1431,92 Euro.

Der vor einem Jahr gegründete Dresdner Versorger SachsenEnergie (hier der Firmensitz am Friedrich-List-Platz) ist der größte kommunale im Osten, die Drewag ist ein Tochterunternehmen.
Der vor einem Jahr gegründete Dresdner Versorger SachsenEnergie (hier der Firmensitz am Friedrich-List-Platz) ist der größte kommunale im Osten, die Drewag ist ein Tochterunternehmen.  © Steffen Füssel
Astrid Eberius (51) ist Sprecherin von "eins".
Astrid Eberius (51) ist Sprecherin von "eins".  © Eins Energie
Der kommunale Chemnitzer Versorger "eins" zog Mitte Oktober in seinen neuen Firmensitz in der Johannisstraße um.
Der kommunale Chemnitzer Versorger "eins" zog Mitte Oktober in seinen neuen Firmensitz in der Johannisstraße um.  © Kristin Schmidt

Wer in die Grundversorgung gerutscht ist, sollte entweder Strom sparen oder auf einen günstigeren Tarif wechseln. Portale wie www.strom-guenstiger.de bieten Vergleiche sowie Übersicht. Achtung: Zu billige Anbieter könnten die nächsten Pleitegeier sein.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/picture alliance/dpa-Zentralbild, Sascha Steinach/imago images

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