Eine ganze Stadt in Trauer: Große Anteilnahme nach dem Tod der drei Kinder

Meißen - Nach dem Tod von drei Kindern am zweiten Adventssonntag in Meißen haben viele Menschen ihre Anteilnahme bekundet.

Anett Möllendorf (53) und Jennifer Schelle (29) sind fassungslos.
Anett Möllendorf (53) und Jennifer Schelle (29) sind fassungslos.  © Eric Münch

Vor der Haustür wurden Plüschtiere, Kerzen und Blumensträuße niedergelegt. In dem Mehrfamilienhaus hatte ein Vater seine drei Kleinkinder (1, 2 und 3 Jahre alt) getötet.

Meißens OB Olaf Raschke (61) zeigt sich tief geschockt und traurig: "Wir sprechen der betroffenen Familie unser Beileid aus und wünschen ihr viel Kraft in dieser dunklen Zeit." Das große Mitgefühl der Bevölkerung sei ein "Zeichen der Hoffnung, dass die Stadtgesellschaft in schweren Stunden zusammenhält".

In der Tat: Im Minutentakt pilgern Einheimische zum Ort des Unglücks in die Kurt-Hein-Straße.

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Ob im Café an der Ecke, im Biomarkt oder in der Reinigung: Wohl niemand hatte das Grauen kommen sehen, bei dem Vater Peter B. (37) sich nach der Ermordung seiner Kinder schließlich selbst gerichtet hatte.

Menschen halten vor der Haustür inne, zünden Kerzen an. Jugendliche stellen zwei Engel ab, machen ein Selfie und gehen schweigend. Schnell füllt sich eine bunt erleuchtete Insel aus Kuscheltieren, Engeln, Kerzen.

"Es ist doch bald Weihnachten. Das ist unbegreiflich", schluchzt Anett Möllendorf (53), selbst elffache Oma, unter Tränen. Ihre Freundin Jennifer Schelle (29), dreifache Mama, hofft, "dass dieses Kerzlein etwas Gutes tut".

Auch die unmittelbare Nachbarin Rosita Porßberger (58) und Juliane A. (40) zündeten Kerzen an, stellten drei kleine Engel "zur Hilfe" vor die Tür, hinter der drei Kleinkinder vom eigenen Vater ermordet worden sind.
Auch die unmittelbare Nachbarin Rosita Porßberger (58) und Juliane A. (40) zündeten Kerzen an, stellten drei kleine Engel "zur Hilfe" vor die Tür, hinter der drei Kleinkinder vom eigenen Vater ermordet worden sind.  © Eric Münch

Reagierte das Jugendamt zu spät?

Drei kleine Engel und drei kleine Kerzen für die verstorbenen Kinder: Die Anteilnahme der Anwohner der Kurt-Hein-Straße und der Bürger Meißens ist ungebrochen.
Drei kleine Engel und drei kleine Kerzen für die verstorbenen Kinder: Die Anteilnahme der Anwohner der Kurt-Hein-Straße und der Bürger Meißens ist ungebrochen.  © Eric Münch

Eine weitere Nachbarin trifft ein. Rosita Porßberger (58) wohnt keine 30 Meter von der Wohnung entfernt: "Ich habe an dem Abend Fernsehen geschaut. Da muss es passiert sein. Das ist so schrecklich."

Juliane A. (40) bleibt beinahe eine Stunde am Ort, spricht mit anderen Menschen, kann einfach nicht gehen: "Mein Kind ist zwei. Ich habe drei Engel hingestellt, damit sie auf die Kinder aufpassen. Wenn ich mir vorstelle ..." - dann bricht sie in Tränen aus.

Eine Frau kommt aus dem Haus, in dem die Mutter (37) mit ihren verbliebenen Kindern wohnt, sucht das Gespräch: "Sie wollte sich längst trennen, hat Anträge eingereicht, nichts hat das Jugendamt gemacht", poltert sie.

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Eine weitere Nachbarin verlässt kurze Zeit später das Haus, in dem der Vater seine Kinder getötet hat: "Mein Sohn ist drei, hat mit den Kindern der Familie regelmäßig auf dem Spielplatz getobt. Längst wollte die Mama den Kontakt zum Mann unterbinden, weil viel Gewalt im Spiel war, aber das Amt hat einfach zu spät gehandelt."

Doch zu solchen Vorwürfen halten sich die Behörden bedeckt. Nachfragen beim Jugendamt scheinen unerwünscht. Eine Sprecherin teilt nur lapidar mit: "Das Landratsamt Meißen erteilt grundsätzlich zu direkt personenbezogenen Fragen aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskünfte."

Titelfoto: Eric Münch

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