Sachsen überaltert! Viele Abgänge, aber kaum Nachwuchs

Dresden - Was sich hinter dem Begriff "demografischer Wandel" verbirgt, muss man niemandem mehr erklären. Die Bedrohung ist real: Deutschland vergreist. Die Auswirkungen sind in Gesellschaft und Wirtschaft bereits spürbar. Viele Sachsen blicken sorgenvoll voraus. Sie fragen sich: Wie soll der Laden bloß weiterlaufen?

Daniel Fischer (44, r.), Frank Ueberschaer (42, l.) und Ronald Peichl (59, M.) sind fleißige Vonovia-Handwerker, die sich über neue Kollegen freuen würden. Das Unternehmen sucht in Dresden Mitarbeiter.
Daniel Fischer (44, r.), Frank Ueberschaer (42, l.) und Ronald Peichl (59, M.) sind fleißige Vonovia-Handwerker, die sich über neue Kollegen freuen würden. Das Unternehmen sucht in Dresden Mitarbeiter.  © Steffen Füssel

Der demografische Wandel ist eine unverrückbare Tatsache. Das muss man akzeptieren. Die nüchterne Analyse offenbart, dass der Arbeitsmarkt aktuell wohl die größten Umbrüche erlebt.

In Sachsen gehen jedes Jahr zwischen 20.000 und 30.000 mehr Menschen in den verdienten Ruhestand, als Jüngere nachrücken.

Bis zum Jahr 2030 (gemessen ab 2020) nimmt so die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren um rund 176.000 ab.

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"Das entspricht in diesem Zeitraum einem Rückgang um 7,2 Prozent. Jeder Vierzehnte im arbeitsfähigen Alter geht bis 2030 verloren", berichtet Frank Vollgold, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit der Regionaldirektion Sachsen.

Die Altersabgänge führen besonders in den Landkreisen Bautzen, Görlitz und im Vogtland zu Verwerfungen. Am dramatischsten ist davon aber das Erzgebirge betroffen.

Viele offene Arbeitsstellen

Diese Grafik zeigt eine Bevölkerungsvorausberechnung für Sachsen. In dieser Variante geht man davon aus, dass bis 2035 die Lebenserwartung für Männer auf 80,2 Jahre und die für Frauen auf 85,5 Jahre steigt.
Diese Grafik zeigt eine Bevölkerungsvorausberechnung für Sachsen. In dieser Variante geht man davon aus, dass bis 2035 die Lebenserwartung für Männer auf 80,2 Jahre und die für Frauen auf 85,5 Jahre steigt.  © Grafik: https://www.bevoelkerungsmonitor.sachsen.de/

Vollgold: "Dort geht jeder Sechste dem Arbeitsmarkt verloren." Die Städte Dresden und Leipzig hingegen profitieren in der Prognose von einem Bevölkerungswachstum.

Nach Jahrzehnten mit hoher Arbeitslosigkeit herrschen jetzt rosige Zeiten für Arbeitssuchende. Immer mehr Stellen bleiben lange unbesetzt, weil Unternehmen keinen Ersatz für gut Ausgebildete finden, die in Ruhestand gehen oder sich umorientieren.

Die Vonovia als Dresdens größter Wohnungsvermieter spürt das auch. Aktuell sucht das Unternehmen in Elbflorenz für seine Handwerker-Brigaden Elektriker, Installateure, Maler, Mitarbeiter für den Garten- und Landschaftsbau sowie Kundenbetreuer. Unternehmenssprecher Matthias Wulff:

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"Vonovia hat gerade insgesamt 43 Stellen in Dresden ausgeschrieben."

Fehlende Kräfte in der Pflege

Frank Vollgold (42) ist Sprecher der Agentur für Arbeit.
Frank Vollgold (42) ist Sprecher der Agentur für Arbeit.  © Steffen Füssel

Dass im Freistaat flächendeckend ein Mangel an Fachkräftemangel herrscht, sieht Frank Vollgold nicht. Er erkennt aber wohl Fachkräftelücken in Bereichen wie Energietechnik, Sanitär & Heizung, Mechatronik und Automatisierungstechnik.

Nahezu leergefegt ist der Arbeitsmarkt im Bereich der Pflege. "Der Bedarf an sozialen Dienstleistungen in unserer alternden Gesellschaft steigt stetig. Wer eine nachhaltige, sinnstiftende Tätigkeit sucht, wird mit offenen Armen bei uns empfangen", sagt Igor Ratzenberger (55).

Der Dresdner betreibt fünf Pflegeeinrichtungen und ist der Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste.

Igor Ratzenberger hat über 800 Pflegeeinrichtungen in Sachsen im Blick, wenn er sagt: "Wir könnten sofort 10.000 Mitarbeiter einstellen, wenn es sie nur gäbe."

Lest am Montag auf TAG24, welche Lösungen das Problem beheben könnten.

Titelfoto: Montage: Grafik: https://www.bevoelkerungsmonitor.sachsen.de/, Steffen Füssel

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