Tomaten mit Salzwasser zu gießen, macht sie aromatischer: Wahr oder Mythos?

Es ist eigentlich schon kein Geheimtipp mehr: Man kann Tomaten mit Salzwasser gießen. Aber bringt das wirklich was?

Weitere Tipps und Anleitungen findest Du übrigens unter: Gartenpflege.

Darf man Tomaten wirklich mit Salzwasser gießen?  © Bildmontage: 123RF/nightlyviolet, 123RF/liudmilachernetska

Seit einigen Jahren sorgt ein Gartentrend für Diskussionen: Tomaten mit Salzwasser gießen. Ausgelöst wurde dieser Ansatz durch italienische Wissenschaftler im Jahr 2008. Sie zeigten, dass Kirschtomaten der Sorte Naomi aromatischer und reicher an Antioxidantien wurden, wenn sie mit leicht salzhaltigem Wasser gegossen wurden.

Vor allem bei Wasserknappheit könnte man in bestimmten Regionen das Leitungswasser zum Gießen mit etwas Meerwasser anreichern.

Seitdem gehen die Meinungen auseinander. Für die einen ist es ein genialer Trick für intensiveren Geschmack, andere kritisieren mögliche Schäden an Pflanze und Boden.

Ist es nun also ratsam, seine Tomaten mit Salzwasser zu gießen? Welche Nachteile und Risiken hat diese Bewässerung?

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Was passiert, wenn man Tomaten mit Salzwasser gießt?

Ein hoher Salzgehalt (Chloridgehalt) verändert die osmotischen Verhältnisse zwischen Wurzeln und dem Boden, sodass den Wurzeln eher Wasser entzogen als von ihnen aufgenommen wird. Dadurch kommt es zu Trockenstress.

Als Stressreaktion bildet die Pflanze zum Schutz mehr Antioxidantien (Lycopin, Flavonoiden und Vitamin C). Diese Substanzen schützen Zellen vor oxidativem Stress und tragen gleichzeitig zu Farbe und Aroma der Früchte bei.

Durch weniger Wassereinlagerungen in kleinen Tomaten ist Zucker, der sich einlagert, konzentrierter.

Salz hat außerdem Einfluss auf den Stoffwechsel. Die Pflanze stellt das Wachstum ein und konzentriert sich stattdessen mehr auf die Reifung.

Dadurch werden Tomaten nicht so groß wie gewohnt, jedoch meist aromatischer.

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Vorteile der Bewässerung mit Salzwasser

Tomaten mit Salzwasser zu gießen, kann also folgende Vorteile haben:

  • festeres Fruchtfleisch
  • geschmacksintensive Tomaten
  • gesündere Früchte durch mehr Antioxidantien
Wurden Tomaten mit Salzwasser gegossen, können sie gesünder und aromatischer sein.  © 123RF/andersonrise

Risiken und Nachteile von gesalzenem Gießwasser

Die Bewässerung mit salzhaltigem Wasser bringt nicht nur Vorteile, sondern birgt auch folgende Risiken:

  • Quantität: gegossene Tomaten werden nicht so groß, Ernte kann generell geringer ausfallen
  • langfristig starke Belastung für Boden
  • Gefahr vertrockneter Pflanzen durch Salzgehalt
  • versalzener Boden schadet Mikroorganismen
  • Bodenfruchtbarkeit kann extrem sinken

Das betrifft nicht nur die jeweiligen Tomatenpflanzen, sondern langfristig auch Folgekulturen.

So kann man eine Tomate mit Salz gießen

Ist man sich der Risiken bewusst, sind unterschiedliche Auffassungen nachvollziehbar. Unter bestimmten Umständen kann der Versuch, mithilfe von Salzwasser aromatischere Tomaten zu ziehen, jedoch sinnvoll sein. Auf folgende Dinge sollte man achten.

Für wen ist das Gießen mit Salzwasser geeignet?

Mit Blick auf die genannten Risiken ist die Bewässerung mit Salzwasser nur bei Tomatenpflanzen im Kübel geeignet. Durch die Kultivierung im Topf und durch einen Untersetzer gelangt das Salz nicht in den Boden.

So wird die Erde nur für die jeweilige Saison beeinträchtigt und eine langfristige Versalzung des Bodens kann verhindert werden.

Die verbrauchte, versalzene Erde sollte anschließend nicht auf dem Kompost entsorgt werden.

Im Kübel kann man Tomaten mit Salzwasser gießen, ohne den umliegenden Boden zu beschädigen.  © 123RF/cameramuse

Welche Tomaten vertragen Salzwasser?

Nicht alle Tomatenpflanzen reagieren gleich auf den künstlichen Stress durch Salz. Die Sorte Camone oder die RAF-Tomate vertragen einen höheren Salzgehalt beispielsweise relativ gut. Aber auch Kirschtomaten wie die Sorte Naomi wurden erfolgreich verwendet.

Tomaten mit Salzwasser gießen: Anleitung

Tomatenpflanzen im Topf kann man mit einer sehr schwach konzentrierten Salzlösung gießen. So geht man vor:

1. Schritt: Pro Liter Wasser höchstens ein Gramm Meersalz hinzugegeben. Das entspricht etwa einem gestrichenen Teelöffel auf fünf Liter Wasser.

2. Schritt: Topf auf einen Untersetzer stellen, damit Wasser nicht durch das Ablaufloch in den Boden gelangt.

3. Schritt: Gießwasser niemals auf die Blätter, sondern direkt auf die Erde einer Tomate gießen.

Wichtige Tipps, wenn man eine Tomate mit Salzwasser gießen will:

  • am besten morgens vor der prallen Sonne wässern
  • regelmäßig, aber nicht zu oft gießen: erst, wenn Blätter langsam welk werden
  • durchdringend gießen

Tomaten sind Starkzehrer. Vergiss daher nicht, sie gelegentlich zu düngen - beispielsweise mit Brennnesseljauche.

Lesetipp: Ob man abgestandene Biere zum Düngen verwenden kann, steht übrigens unter: Bier als Dünger.

Warum schmecken meine Tomaten nicht? Alternativen zum Salzwasser

Der Geschmack von Tomaten hängt von der jeweiligen Sorte ab. Beim eigenen Anbau sind es aber häufig auch andere Faktoren. Anstatt Schäden durch Salz zu riskieren, kann man Pflege und Standortbedingungen optimieren.

Licht

Zum einen brauchen Tomaten ausreichend Wärme und vor allem Licht. Bekommen sie dieses nicht, bildet sich weniger Zucker und Aroma.

Nährstoffe

Außerdem sind Tomaten Starkzehrer, sie brauchen also viele Nährstoffe. Man darf sie allerdings auch nicht überdüngen. Vor allem zu viel Stickstoff sorgt für eine verstärkte Laubbildung und Vernachlässigung der Früchte.

Wasser

Wenn übermäßig gegossen wird, kann sich Wasser einlagern, sodass Früchte weniger geschmacksintensiv sind. Gerade vor der Ernte sollte man nicht zu viel gießen.

Reife

Gehe zudem sicher, dass Tomaten reif sind, bevor Du sie erntest. Zu früh gepflückt haben sie ihr Aroma meist nicht vollständig entwickeln können.

Tomaten brauchen viel Sonne für Fotosynthese sowie die Zucker- und Aromabildung.  © 123RF/darklightphotography

Fazit

Wer Tomaten mit Salzwasser gießen will, sollte sich der Risiken bewusst sein. Salz führt langfristig zu starken Schäden des Bodens sowie der Pflanzen.

Entscheidend ist jedoch, wie und wie hoch dosiert mit dem angereicherten Wasser gegossen wird.

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