Experten warnen: Hunde hassen Umarmungen

Das Internet ist voller Bilder von glücklichen Menschen, die ihre - situativ unglücklichen Hunde - fest umarmen. Denn Experten sind sich einig: Hunde hassen Umarmungen. TAG24 erklärt, warum die vermeintlich süßen Fotos in unserer Handygalerie Stress bei unseren geliebten Vierbeinern auslösen.

Warum soll man Hunde nicht umarmen?

Umarmungen lösen oft Stress bei Hunden aus.
Umarmungen lösen oft Stress bei Hunden aus.  © 123rf/alorien27

Hunde sind süße Wesen, die uns Freude schenken und so unglaublich weich sind - fast wie Plüschtiere. Deshalb umarmen, drücken und knuddeln wir sie täglich mehrfach. Und sie scheinen es zu genießen, denn sie lassen es zu, hecheln friedlich und schlecken uns manchmal sogar das Gesicht vor Freude. Richtig?

Weit gefehlt, denn Untersuchungen zeigen, dass Hunde Umarmungen überhaupt nicht genießen. Der US-amerikanische Psychologe und Hundefreund Stanley Coren beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Verhalten der Tiere und kam zu einem eindeutigen Ergebnis:

Wer seinem Hund Zuneigung zeigen möchte, sollte ihn streicheln, nette Worte sagen oder ihm ein Leckerli geben. Umarmungen lösen hingegen kein Wohlgefühl bei den Fellnasen aus.

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Weitere interessante Fakten über Hunde und ihr Verhalten findet Ihr im Hunderatgeber von TAG24.

Studie zeigt: Hunde hassen Umarmungen

Auswertungen von Selfies mit Hunden haben gezeigt: Hunde hassen Umarmungen.
Auswertungen von Selfies mit Hunden haben gezeigt: Hunde hassen Umarmungen.  © 123rf/antoniodiaz

US-Psychologe Stanley Coren widmete sich einer Studie, in der er der Frage "Mögen Hunde Umarmungen?" auf den Grund ging. Hierfür wertete er 250 zufällig ausgewählte Bilder im Internet aus, auf denen ein Mensch zu sehen ist, der einen Hund umarmt. Fotos mit zusätzlichem Stressfaktor für den Hund, wie das Hochheben des Vierbeiners, flossen nicht in die Studie mit ein. Für diese Auswertung war es wichtig, dass die Tiere bei der Umarmung auf dem Boden saßen oder standen.

250 Bilder, auf denen Kopf, Gesicht und Körper des Hundes gut erkennbar waren, gaben Aufschluss darüber, wie sich die Vierbeiner in der gut gemeinten Umklammerung ihrer Menschen fühlten. Das Hauptaugenmerk richtete Coren auf die körperlichen Signale der umarmten Hunde.

Fazit der Studie:

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82 Prozent der umarmten Hunde zeigten mindestens ein Zeichen für ihr Unwohlsein (eine Auflistung findet Ihr weiter unten). Bei zehn Prozent der Tiere war eine neutrale Gestik und Mimik zu beobachten und nur acht Prozent schienen die Umarmung zu genießen.

Warum Umarmungen bei Hunden Stress auslösen

Hunde reagieren oft mit Stress auf die Umarmungen ihrer Menschen.
Hunde reagieren oft mit Stress auf die Umarmungen ihrer Menschen.  © 123RF/sementsovalesia

Hunde sind zwar soziale Wesen, die Nähe suchen und diese genießen können, menschliche Umarmungen lösen hingegen überwiegend Stress bei den Tieren aus. Denn das Festhalten des Hundes bewirkt eine Situation, der der Hund nicht entfliehen kann. Das wiederum kann zu Angst und Aggression führen.

Angst kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Manche Hunde wollen sich mit starken Körperbewegungen aus der Umarmung befreien und andere knurren oder beißen sogar zu. Um seinem Hund also nicht das Gefühl zu geben, ihn "gefangenzuhalten", sollten wir von festen Umarmungen absehen.

Hunde sind keine Menschen und wollen auch manchmal nicht wie solche behandelt werden. Schaut man sich Zuneigung unter Hunden an, so erkennt man schnell, dass Umarmungen vollkommen konträr zur Hundenatur sind. Sie schlecken sich gegenseitig ab und liegen eng beieinander, um sich Zuneigung zu schenken. Umklammern sie sich gegenseitig am Hals, ist das hingegen Spiel oder Kampf.

Hunde wollen nicht umarmt werden: Verhalten und Anzeichen

Hunde tolerieren das Umarmen und hoffen, dass es schnell überstanden ist.
Hunde tolerieren das Umarmen und hoffen, dass es schnell überstanden ist.  © 123RF/lenta06

Oft deuten wir die Körpersprache unseres Hundes falsch. Das kommt besonders gern bei Umarmungen vor, denn wir neigen dazu, unsere treuen Vierbeiner zu vermenschlichen. Umarmungen tun Menschen gut, also genießen es Hunde ebenso? Leider nein.

An folgenden Verhaltensweisen könnt Ihr erkennen, dass Euer Hund die Umarmung zwar toleriert, aber überhaupt nicht genießt:

  • Weit aufgerissene Augen, sodass das Weiß rund um den Augapfel zu sehen ist
  • vollständiges Schließen der Augen
  • Gesenkte oder an den Kopf gedrückte Ohren
  • Wegdrehen des Kopfes
  • Gähnen
  • Lecken der Lefzen
  • Lecken des Gesichtes des Menschen
  • Hecheln

Stellt Ihr diese Verhaltensweisen an Eurem Hund während einer Umarmung fest, lasst von ihm ab und zeigt ihm eine artgerechte Zuneigung.

Streicheln statt umarmen: So zeigt man Hunden seine Liebe

Hunde genießen sanfte Berührungen weit mehr als kräftige Umarmungen.
Hunde genießen sanfte Berührungen weit mehr als kräftige Umarmungen.  © 123RF/evanezhina

Es ist für Hundehalter enorm wichtig, sich mit der Körpersprache ihres Lieblings eingehend zu beschäftigen. Nur so können die tierischen Signale richtig gedeutet und Emotionen und Bedürfnisse richtig eingeordnet werden.

Um seinem Hund Wertschätzung, Liebe und Zuneigung zu schenken, sind Streicheleinheiten oder das ein oder andere Leckerli sehr effektiv. Wichtig ist, dass sich der Hund immer in einer autarken Position befindet. Das bedeutet, er muss stets die Möglichkeit haben, sich der Situation entziehen zu können. Umarmungen bedeuten ein temporäres Gefangensein, Streicheln, Leckerlis und liebe Worte lassen dem Hund hingegen seine Freiheit.

Fazit:

Hunde drücken Sympathie und Zusammengehörigkeit mit dem sogenannten Kontaktliegen aus. Möchte Eure Fellnase also Seite an Seite mit Euch ruhen, lasst es zu und genießt das Kuscheln auf Hundeart. So kommt Ihr Eurem pelzigen Liebling bedeutend näher, weil er es wirklich genießen kann.

Titelfoto: 123rf/alorien27

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