Mutig oder gefährlich: Können Kaninchen schwimmen?

Kaninchen sind für ihre Neugier und ihren sanften Charakter bekannt. Doch wie steht es um ihre Schwimmkünste? Im Internet kursieren etliche Videos, in denen Kaninchen im Wasser zu sehen sind. Doch was steckt wirklich dahinter? Können Kaninchen schwimmen und ist das überhaupt gut für sie?

Erfahre noch mehr über die flauschigen Langohren im Kleintierratgeber.

Kaninchen können schwimmen, aber sollten sie es auch?

Kaninchen sind sehr wasserscheue Tiere.
Kaninchen sind sehr wasserscheue Tiere.  © 123RF/iwayansumatika

Grundsätzlich können Kaninchen schwimmen. Zumindest sind sie rein anatomisch dazu in der Lage, sich für eine kurze Zeit über Wasser zu halten und schwimmähnliche Bewegungen auszuführen.

Aber nur weil sie es können, heißt das noch nicht, dass sie es wollen oder sollten. Anders als Hunde oder Katzen schwimmen Kaninchen nicht aus einem natürlichen Instinkt, sondern vielmehr aufgrund einer Notfallsituation.

Selbst in freier Wildbahn gehen die Tiere nur dann ins Wasser, wenn es absolut nötig ist, wie etwa bei der Flucht vor einem Raubtier.

Paddelt bzw. schwimmt ein Kaninchen im Wasser ist das also kein Zeichen von Spaß, Neugier oder einer beliebten Freizeitbeschäftigung, sondern purer Stress.

So können Kaninchen schwimmen

Kaninchen sind nicht dafür geschaffen, länger im Wasser zu überleben. Sie schwimmen nur, wenn sie gar keine andere Wahl haben.

Mit richtigem Schwimmen hat das allerdings wenig zu tun. Vielmehr halten sie sich bloß mit schnellen, paddelnden Bewegungen aller vier Gliedmaßen eine Zeit lang über Wasser.

Während sie sich dabei vor allem mit ihren kräftigen Hinterläufen Auftrieb verschaffen, nutzen sie ihre Vorderpfoten, um das Gleichgewicht zu halten.

Warum Wasser für Kaninchen Stress bedeutet

Kaninchen springen eher übers Wasser, als dass sie hindurchgehen.
Kaninchen springen eher übers Wasser, als dass sie hindurchgehen.  © 123rf/mikelane45

Kaninchen haben ihren natürlichen Lebensraum meist in trockenen Feldern und Wäldern, wo sie ausreichend Futter und Schutz finden. Nasse Orte und überschwemmte Gebiete meiden sie.

Außerdem sind die Langohren Fluchttiere, die sich auf festen Boden unter ihren Füßen verlassen. Im Wasser finden sie jedoch keinen Halt und rutschen weg. Besonders dann, wenn der Wasserkontakt plötzlich oder intensiv erfolgt, kann er zu akutem Stress führen.

Typische Anzeichen für Angst und Panik bei Kaninchen:

  • weit aufgerissene Augen

  • ausbleibendes Blinzeln

  • starkes, schnelles Atmen

  • Zittern am ganzen Körper

  • hektische Bewegungen

  • starre Muskeln

Im Extremfall verfällt ein Kaninchen in eine Schockstarre oder sein empfindliches Herz-Kreislauf-System versagt. Das Tier kann infolgedessen untergehen sowie vor Angst sterben.

Gründe, warum Schwimmen für Kaninchen gefährlich ist

Riskant oder mutig? Das Kaninchen könnte abrutschen und ins Wasser fallen.
Riskant oder mutig? Das Kaninchen könnte abrutschen und ins Wasser fallen.  © 123rf/snr

Ein schwimmendes Kaninchen sieht für Außenstehende vielleicht niedlich aus, das von Natur aus wasserscheue Tier ist dabei allerdings einigen Risiken ausgesetzt.

Unterkühlung

Saugt sich das Fell der Langohren mit Wasser voll, hat das Auswirkungen auf ihre Körpertemperatur - sie sinkt rapide ab. Die Unterkühlung führt häufig zu Erkältungen und kann sogar den Stoffwechsel verlangsamen sowie die Durchblutung stören.

Ertrinken

Nasses, vollgesogenes Fell wird immer schwerer und zieht die Tiere nach unten. Sie gelangen über kurz oder lang unter Wasser und ertrinken dann schnell.

Schmerzen

Beim Schwimmen überstrecken Kaninchen stark ihren Hals, was zu schmerzhaften Verspannungen im Nacken führen kann. Zusätzlich kann die angespannte Haltung starke Rückenschmerzen auslösen.

Verletzungsgefahr

Auf nassem, rutschigen Untergrund haben die Tiere keinen sicheren Stand. Müssen sie zudem noch vor Fressfeinden flüchten, können sie sich schnell verletzen.

Im Übrigen kann bereits ein Erlebnis dieser Art langfristigen Stress, Angst und bleibendes Misstrauen zur Folge haben.

Gut zu wissen: Kaninchen müssen nicht gebadet werden, da sie sich im Rahmen der Fellpflege gut selbst reinigen können. Welche Ausnahmen es gibt, steht unter: Darf man Kaninchen baden?

Gibt es gesundes Schwimmen für Kaninchen?

Hin und wieder gibt es Beiträge darüber, dass ein Kaninchen scheinbar freiwillig ein Wasserbad nimmt. Das geschieht jedoch weniger aus Spaß, sondern eher aus einem der folgenden Gründe.

  • Abkühlung, insbesondere bei sehr hohen Temperaturen

  • einfachere Reinigung ihres Fells

  • Hineinfallen aus Neugier

  • Linderung gesundheitlicher Probleme wie Gelenkschmerzen oder einem Parasitenbefall

Im Zweifel ist es ratsam, einen fachkundigen Tierarzt oder eine entsprechende Expertin aufzusuchen.

Lesetipp: Wertvolle Tipps zur Außenhaltung von Langohren stehen übrigens unter: Kaninchen draußen halten.

Erste Hilfe, wenn ein Kaninchen ins Wasser fällt

Ein warmer Platz zum Trocknen ist für nasse Kaninchen wichtig.
Ein warmer Platz zum Trocknen ist für nasse Kaninchen wichtig.  © 123RF/liudmilachernetska

Bemerkt man, dass ein Kaninchen ins Wasser gefallen ist, ist sofortige Hilfe nötig. Dabei sollte man aber selbst möglichst ruhig bleiben und hektische Bewegungen vermeiden, um das Tier nicht zusätzlich zu stressen.

#1. Dem Kaninchen einen Ausstieg anbieten. Ist es allein nicht mehr in der Lage, diese Hilfe zu benutzen, holt man es aus dem Wasser. Dabei sollte man das Kaninchen möglichst nicht am Nacken packen.

#2. Das nasse Tier in ein weiches Tuch einwickeln und vorsichtig trocknen. Rubbeln sollte dabei vermieden werden, da die Haut der Langohren sehr empfindlich ist.

#3. Anschließend wird das Kaninchen in einen warmen, zugluftfreien Raum gesetzt, bis es vollständig getrocknet ist.

#4. Die folgenden Tage sollte der Zustand des Tieres gut beobachtet werden - insbesondere die Atmung. Im Zweifel sollte man fachärztlichen Rat einholen.

Achtung! Vom Trocknen mittels Föhn oder Heizlüfter wird dringend abgeraten. Das Kaninchen kann dabei nicht nur zusätzlich in Panik verfallen, sondern auch Verbrennungen davontragen.

Kurz und knapp: Häufige Fragen zum Thema "Kaninchen und Wasser"

Gibt es Kaninchen, die Wasser mögen?

Das ist zwar äußerst selten, aber ja, die gibt es. Eine Ausnahme ist beispielsweise das in Nordamerika heimische Sumpfkaninchen. Es gilt als guter Schwimmer und ist häufig in diversen Gewässern unterwegs.

Vertragen Kaninchen Regen?

Ein kurzer Regenschauer wird den Langohren in der Regel nicht schaden, längerer Kontakt sollte jedoch vermieden werden. Meist suchen die Tiere bereits instinktiv einen schützenden Unterschlupf auf.

Sollte man Kaninchen bei Hitze mit Wasser abkühlen?

Ein Wasserbad zur Abkühlung kann zwar helfen, sollte jedoch gut durchdacht sein. Der Badeplatz muss so gestaltet sein, dass sich ein Kaninchen jederzeit selbst aus dem Wasser bewegen kann. Dafür eignet sich z. B. eine flache Mulde, ausgelegt mit rutschfester Folie, einem sicheren Ein- und Ausstieg und nur mit soviel Wasser gefüllt, dass das Tier darin noch sicher stehen bzw. den Kopf über Wasser halten kann. Auf keinen Fall sollte man das Kaninchen zwingen ins Wasser zu gehen oder es hineinsetzen.

Können Hasen oder Kaninchen besser schwimmen?

In der Regel haben Hasen stärkere Hinterbeine als Kaninchen und können sich daher kräftemäßig vermutlich etwas länger über Wasser halten. Weite Strecken oder aus purer Freude schwimmen jedoch weder Hasen noch Kaninchen.

Wenn möglich, meiden Kaninchen Gewässer.
Wenn möglich, meiden Kaninchen Gewässer.  © 123RF/wirestock

Fazit: Kaninchen sollten nicht schwimmen müssen

Auch wenn sie sich im Notfall eine kurze Zeit über Wasser halten können, sollten Kaninchen nicht schwimmen müssen. Das kühle Nass bedeutet für sie keineswegs Freude, sondern Stress. Obendrein birgt es Gefahr sowie gesundheitliche Risiken.

Um seinem Kaninchen etwas Gutes zu tun, sorgt man für eine trockene, warme und sichere Umgebung mit ausreichend Platz zum Hoppeln, gesundem Futter und liebevoller Pflege.

Titelfoto: 123RF/iwayansumatika

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