Der Traum vom roten Wellensittich - Darum bleibt er ein Mythos

Hin und wieder tauchen in den sozialen Medien Bilder von leuchtend roten Wellensittichen auf. Da stellt sich doch die Frage: Gibt es das wirklich, einen Wellensittich in Rot? Allein die Vorstellung ist faszinierend: Ein kleiner, roter Papagei - quirlig, bunt, exotisch. Doch was ist dran am Mythos vom "roten Wellensittich"?

Hilfreiche Beiträge rund um die Ziervögel gibt es unter Kleintiere.

Gibt es rote Wellensittiche?

Die Farbvielfalt der Wellensittiche ist sehr groß.
Die Farbvielfalt der Wellensittiche ist sehr groß.  © 123rf/pazemin

Der Glaube an rote Wellensittiche stammt in der Regel aus bearbeiteten Fotos im Internet oder unglaubwürdigen Anzeigen. Besonders auf Social-Media-Plattformen kursieren regelmäßig Bilder, auf denen Wellensittiche in einem kräftigen Rot erscheinen.

Dabei handelt es sich jedoch entweder um gefälschte oder gefilterte Fotos, falsch deklarierte Vogelarten oder sogar künstlich eingefärbte Tiere.

In ihrem natürlichen Lebensraum in Australien besitzen alle Wellensittiche eine grün-gelbe Farbe, wodurch sie optimal vor Raubtieren getarnt sind. Alle anderen Gefiederfarben sind durch Mutation entstanden. So gibt es die Ziervögel in zahlreichen Farbabstufungen und Varianten, die sich immer auf die Grundfarben Grün, Gelb, Blau und Weiß aufbauen.

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Von Natur aus gibt es jedoch keine roten Wellensittiche. Sie besitzen genetisch nämlich gar keine Anlage für rote Farbpigmente.

Welche Farben gibt es bei Wellensittichen wirklich?

Wellensittiche der Blaureihe und der Grünreihe.
Wellensittiche der Blaureihe und der Grünreihe.  © 123RF/mackoflower

Wellensittiche bilden innerhalb der Federn die Farbstoffe Psittacin und Melanin (Eumelanin, Phäomelanin). Während Psittacin die Federn gelb macht, sorgt Melanin für blaue, braune, schwarze oder graue Federn.

Teilt man die Farbschläge der Ziervögel grob ein, lassen sich vor allem folgende Farbreihen nennen:

  • Grünreihe: Hellgrün, Graugrün, Olivgrün, Dunkelgrün, Gelb
  • Blaureihe: Hellblau, Dunkelblau, Violett, Mauve, Grau, Anthrazit, Weiß
  • Sonderfarben: z. B. Lutino, Albino, Rainbow, Opalin, Spangle, Zimt

Während bei grün-gelben Wellensittichen die grünen Federn aus einer Mischung des blauen und gelben Gefiederfarbstoffes entstehen, besitzen die blau-weißen Wellensittiche den gelben Farbstoff gar nicht und sind daher entsprechend blau und weiß gefärbt.

Neben den jeweiligen Farben gibt es noch weitere Merkmale, um die Farbschläge der Vögel genauer zu beschreiben. Dazu gehören unter anderem die Intensität bzw. der Dunkelfaktor und die Wellenzeichnung des Gefieders.

Aber: Bei einigen Sittichen sorgt Mutation dafür, dass das dunkle Eumelanin durch das wärmere, braun-gelblich schimmernde Phäomelanin ersetzt wird. Dadurch wirkt die Zeichnung im Gefieder heller und leicht rötlich. Diese Farbvariante nennt man Falbe.

Verwechslung mit anderen Vogelarten

Diese Vögel sehen Wellensittichen ähnlich: Lori, Rosellasittich, Rosakakadu, Königssittich (von li. oben nach re. unten).
Diese Vögel sehen Wellensittichen ähnlich: Lori, Rosellasittich, Rosakakadu, Königssittich (von li. oben nach re. unten).  © Fotomontage: 123rf/aussieflash, 123rf/pazemin, 123rf/fotmike, 123rf/artistrobd

Wer glaubt einen vermeintlich roten Wellensittich in freier Natur gesehen zu haben, der irrt sich schlichtweg und verwechselt ihn mit einer anderen Vogelart.

Eine Verwechslung besteht (insbesondere für Laien) zum Beispiel mit einer der folgenden Vögel:

  • Bourkesittich
  • Königssittich
  • Glanzsittich
  • Lori
  • Rosakakadu
  • Prachtrosella
  • Unzertrennliche

Diese Arten haben mehr oder weniger rote Färbungen im Gefieder und sehen Wellensittichen recht ähnlich.

Gibt es Zuchtversuche für rote Wellensittiche?

Züchter haben in den letzten Jahrzehnten viele faszinierende Farbschläge hervorgebracht, aber keinen roten. Der Grund: Wellensittiche besitzen keine roten Farbzellen.

Selbst durch gezielte Kreuzung mit rötlich gefärbten Bourkesittichen ist es bis heute (Stand: November 2025) nicht möglich, einen roten Wellensittich zu züchten.

Vermutlich ist das auch gut so. Denn manche Mutationen bringen gesundheitliche Risiken mit sich. Beispielsweise reagieren Albinos und Lutinos sehr empfindlich auf Sonne.

Ein hypothetisch roter Farbschlag würde möglicherweise genetische Defekte begünstigen. Ein Grund, warum seriöse Züchter nicht auf rote Wellensittiche hinarbeiten.

Kann man einen Wellensittich rot färben?

Anders als beispielsweise Flamingos können Wellensittiche ihr Gefieder nicht durch Futter einfärben. Zwar nehmen sie mit der Nahrung Carotinoide auf, die bei Flamingos für die rosa Färbung sorgen, doch können diese Farbstoffe bei Sittichen nicht in die Federn eingelagert werden.

Und: Auch wenn es theoretisch möglich wäre, ist es in Deutschland gemäß § 3 Tierschutzgesetz verboten, die Ziervögel mit Farbstoffen wie beispielsweise Lebensmittelfarbe einzufärben. Dieses Vorgehen ist tierschutzwidrig und kann gesundheitliche Folgen haben.

Fazit:

Echte rote Wellensittiche existieren nicht. Dennoch ist die Welt der möglichen Wellensittich-Farben sehr bunt und faszinierend.

Wer sich für außergewöhnlich gefärbte Vögel interessiert, findet zahlreiche Alternativen - von seltenen Farbschlägen bis hin zu anderen Vogelarten mit echtem roten Gefieder.

Titelfoto: 123rf/pazemin

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