Welches Tier lebt am kürzesten? Die überraschende Lebensdauer der Eintagsfliege
Eintagsfliegen werden nur einen Tag alt, deswegen auch der Name, oder? TAG24 verrät, ob es sich um einen Mythos handelt und welches Tier am kürzesten lebt.
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Eintagsfliegen sind wohl die bekanntesten unter den kurzlebigsten Tieren der Welt.
Mit dem menschlichen Lebenszyklus kann man die Leben all dieser Tiere kaum vergleichen.
Sie sind nämlich so kurz, dass sie ihre Nachkommen nicht aufwachsen sehen und keine verschiedenen Jahreszeiten erleben. Dafür brauchen sie aber auch nicht viel zum Leben - kaum Nester und Nahrung. Zudem nehmen sie dramatische Entwicklungen der Welt nicht wahr.
So vielfältig wie die Tierwelt (optisch) ist, so unterschiedlich sind auch die Lebensweisen und -dauern verschiedener Tiere.
Welches Tier lebt am kürzesten? Wie alt wird eine Eintagsfliege wirklich? Und welche kurzlebigen Haustiere gibt es? Die passenden Antworten gibt's im Folgenden.
Top 5: Tiere mit der kürzesten Lebensdauer
Carpe diem! Die folgenden Lebewesen nutzen ihr kurzes Leben echt effizient. Aber gibt es wirklich Tiere, die nur einen Tag leben, wie es die Eintagsfliege suggeriert?
Platz 1: Bauchhärlinge haben den kürzesten Lebenszyklus
Bauchhärlinge (Gastrotricha) oder auch Flaschentierchen sind winzige vielzellige Lebewesen, die weltweit in Süßwassergewässern und Meeren vorkommen. Sie sind nur 0,06 bis 1,5 Millimeter lang und scheinen mit den Rädertierchen sowie Platt- und Fadenwürmern verwandt zu sein.
Lebenszyklus: 3 bis 21 Tage
Etwa zwei Tage nachdem ein Muttertier Eier gelegt hat, schlüpfen Nachkommen. Nach zwei weiteren Tagen ist auch die Entwicklung zum adulten und fortpflanzungsfähigen Tier abgeschlossen, ohne zunächst ein Larvenstadium zu durchlaufen.
Einige Arten werden daher nur drei Tage alt, andere können 21 Tage alt werden.
Damit über längere Trocken- und Kälteperioden nicht ganze Populationen aussterben, können Flaschentierchen alternativ Dauereier ablegen.
Platz 2: Gallmücken leben nicht viel länger
Auch Gallmücken (Cecidomyiidae) erreichen kein hohes Alter. Dank der 6000 Arten sind die kurzlebigen Insekten weltweit zu finden. Sie sind zwar mit den bekannten Stechmücken verwandt, sind mit einer Körperlänge von bis zu vier Millimetern jedoch kleiner und stechen keine Menschen.
Lebenszyklus: manchmal 4 Tage
Gallmücken existieren fast ihr ganzes Leben in Larvenform. Als Imago, die voll entwickelte Adultform, verbringen sie kaum Zeit und fressen kaum.
Während das Larvenstadium einiger Arten je nach Umweltbedingungen auch eine bis drei Wochen andauern kann, gibt es schnelllebige Arten, die selten und in warmem Klima ihren gesamten Lebenszyklus - vom Ei bis zum Tod - in vier Tagen durchlaufen.
Häufiger werden sie jedoch zwei bis vier Wochen alt.

Übrigens: Adulte Hausmücken, auch Gemeine Stechmücken, leben wenige Wochen. Männchen werden dabei nicht so alt wie Weibchen.
Platz 3: Fruchtfliege
Nervige, etwa 2,5 Millimeter lange Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) kennen sicherlich die meisten. Hinter ihrer unauffälligen Fassade versteckt sich mehr als man ihnen anrechnet, denn sie zählen sogar zu den am besten untersuchten Organismen der Welt. Ihre Lebensdauer ist mit der von Menschen kaum vergleichbar.
Wie man Fruchtfliegen und Co. bekämpft, steht übrigens unter: kleine Fliegen in der Wohnung.
Lebenszyklus: 10 Tage bei Männchen
Ihre Entwicklung ist durch äußere Bedingungen wie Temperatur beeinflusst. Bei 25 Grad Celsius schlüpft eine Larve schon nach etwa 22 Stunden und macht sich auf die Nahrungssuche. Aufgrund von konstantem Wachstum häutet sie sich nach 24 Stunden.
So durchläuft sie innerhalb von neun Tagen drei Larvenstadien und ein viertägiges Puppenstadium, um sich zu einer flugfähigen Fliege zu entwickeln. Weitere zwölf Stunden später ist sie geschlechtsreif.
Abhängig von den Bedingungen leben die Fliegen zwei bis acht Wochen. Männchen werden in der Regel allerdings nur zehn Tage alt.

Platz 4: Eviota sigillata - Das kurzlebigste Wirbeltier
Abgesehen von Fliegen und Vielzellern fällt ein kleiner Meerwasserfisch mit seiner kurzen Lebenserwartung auf. Die Grundel-Art Eviota sigillata gilt als das Wirbeltier mit der kürzesten Lebensdauer.
Lebenszyklus: knapp 60 Tage
Der etwa ein bis zwei Zentimeter lange Fisch soll ein durchschnittliches Höchstalter von 59 Tagen erreichen.
Nachdem sie drei Wochen als Fischlarven im offenen Ozean leben, erreichen diese Lebewesen innerhalb von zwei Wochen Geschlechtsreife und leben dann noch etwa dreieinhalb Wochen zur Fortpflanzung.
Ihr Lebensdauer wurde anhand von Ohrensteinen (Otholithen), also kalkhaltigen Strukturen im Innenohr ermittelt.

Wissenswert: Das kurzlebigste Landwirbeltier ist die Chamäleon-Art Furcifer labordi, die eine Lebensdauer von etwa vier bis fünf Monaten hat.
Platz 5: Eintagsfliege: Lebensdauer - Stunden oder Wochen?
Von den Eintagsfliegen gibt es etwa 3000 Arten. Die adulten Exemplare einiger Arten leben wirklich nur einige Stunden bis maximal einen Tag - gerade ausreichend lange, um sich zu paaren und Eier abzulegen. Diese ausgewachsenen Fliegen fressen daher gar nichts. Bestimmte Arten werden aber auch einen bis vier Tage alt.
Der Titel als Tier mit der kürzesten Lebensdauer ist jedoch umstritten, denn ganz uneingeschränkt verdienen sie den Rekord nicht. Das Larvenstadium ihrer Entwicklung dauert nämlich eine ganze Weile an.
Aufgrund der monate- bis jahrelangen Entwicklung im Wasser ist die Gesamtlebensdauer also nicht so gering, wie man aufgrund des Namens annimmt.

Übrigens: Übliche Stubenfliegen leben meist bis zu vier Wochen lang. Weibchen werden aber auch zehn Wochen alt.
Warum variiert die Lebensdauer von Lebewesen so stark?
Die Lebensdauer von Lebewesen wird von genetischen Faktoren, Stoffwechselrate, Fortpflanzungsstrategie und ökologischen Einwirkungen beeinflusst.
Größe und Stoffwechsel
Eine erkennbare Tendenz ist beispielsweise die Größe: Je kleiner ein Lebewesen ist, desto kürzer scheint die Lebensdauer. Stoffwechsel, Atmung und Herzschlag sind bei diesen Tieren schneller. Das verbraucht mehr Energie, wodurch Zellen schneller altern.
Fortpflanzungsstrategien
Arten, die sich nach der r-Strategie fortpflanzen, zeigen eine hohe Reproduktionsrate, also viele Nachkommen, ohne eine Absicherung der Versorgung. Das sind häufig Mikroorganismen, Insekten, Krebse, Mäuse und kleine Vögel.
K-Strategen sind dagegen Arten, die dafür sorgen, dass der Nachwuchs an der Kapazitätsgrenze bleibt, dieser dann jedoch höhere Überlebenschancen hat. Dazu zählen oft größere Lebewesen wie viele Säugetiere und Vögel.
Äußere Einflüsse
Ausschlaggebend sind aber auch der Druck durch Fressfeinde, Umweltbedingungen sowie Nahrungsverfügbarkeit.
FAQ zu kurzlebigen Tieren
Leben Eintagsfliegen wirklich nur einen Tag?
Erwachsene Eintagsfliegen leben tatsächlich nur einige Stunden bis einen Tag. Als Larven leben sie allerdings zuvor bereits einige Monate bis sogar zwei Jahre, was in Rekordlisten manchmal nicht einbezogen wird.
Welches Haustier lebt am kürzesten?
Kurzlebige Haustiere sind beispielsweise Farbratten (anderthalb bis drei Jahre), Hamster (zwei bis vier Jahre), Mäuse (zwei bis drei Jahre) und bestimmte Fische wie Guppys (zwei bis drei Jahre) und Platys (drei bis vier Jahre).
Fazit
Nicht die Eintagsfliegen, sondern die Bauchhärlinge landen auf Platz eins. Die Antwort auf die Frage, welches Tier am kürzesten lebt, mag vielleicht unerwartet sein, die kürzeste Lebensdauer schockiert dagegen vermutlich weniger.
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