Avocado ziehen: Vom Kern zum Bäumchen zur Frucht?

Wolltest Du schon mal Deine eigene Avocado ziehen, aber hast es immer gelassen, weil Du dachtest, dass es eh nicht funktioniert? Dann wirst Du jetzt eines Besseren belehrt und darfst dies als ein Zeichen sehen. TAG24 erklärt Dir, wie's geht.

Noch einen Avocadokern übrig? Mit diesem kannst Du eine Avocado-Pflanze selber ziehen.
Noch einen Avocadokern übrig? Mit diesem kannst Du eine Avocado-Pflanze selber ziehen.  © 123rf/laurashop

Avocados gelten als Superfood und sind immer noch voll im Trend. Kein Wunder: Sie sind vielseitig einsetzbar - ob im Salat, als Guacamole, als Brotaufstrich oder als Maske für Haut und Haar.

Wer nun jedoch eine Alternative zu den importierten Avocados im Supermarkt sucht, wird in seinem Enthusiasmus gleich einmal gebremst, denn Früchte trägt nicht jede Pflanze per se und bis zum ersten Ertrag kann es zehn Jahre dauern. Aber mehr dazu später.

Generell ist das Avocado-Ziehen aus Kernen langfristig möglich. Abgesehen davon sind sie aber auch als exotische Zimmerpflanze sehr dekorativ und außerdem interessant zu beobachten. Willst Du eine Avocado-Pflanze selber ziehen, lies weiter.

Wie Du einen Avocadokern einpflanzen und daraus eine Avocado ziehen kannst, erfährst Du nun.

Weitere Tipps und Ideen zur Zimmerbegrünung findest Du im Zimmerpflanzen-Ratgeber.

Infos für Schnellleser:

  • Avocados lassen sich in Erde oder einfach nur in Wasser ziehen.
  • Um Avocados selber zu ziehen, benötigt man ein warmes, sonniges Plätzchen und etwas Geduld.
  • Avocados tragen als Zimmerpflanzen häufig keine Früchte, da sie bestäubt werden müssen und dafür eine weitere Avocado-Pflanze benötigt wird.

Avocado ziehen | Anleitung

Um ein Avocadobäumchen aus einem Kern zu ziehen, brauchst Du - natürlich - einen Kern. Idealerweise startest Du gleich mit zwei oder mehreren Kernen, da einer nicht immer gleich erfolgreich Wurzeln und Trieb bildet. So ersparst Du Dir Enttäuschung und hast im besten Fall gleich mehrere Pflanzen, die Du später auch für die Bestäubung verwenden kannst.

Den Kern erhältst Du idealerweise aus einer möglichst reifen Avocado, die Du daran erkennst, dass sie sich weich anfasst und eindrücken lässt, sich der Stiel aber auch leicht entfernen lässt oder die Stelle, wo sich der Stiel mal befunden hat, braun ist.

Diese schneidest Du vorsichtig auf und entfernst den Kern mit einem Löffel, ohne ihn zu beschädigen. Der Kern muss anschließend gereinigt und abgetrocknet werden. Du kannst auch das dünne Häutchen um den Kern, auch bekannt als Samenhülle, entfernen.

Um aus diesem Kern eine Avocadopflanze zu ziehen, gibt es zwei Methoden:

  • Avocado ziehen im Wasser: Bei dieser dauert es länger, bis sich etwas tut. Dafür lässt sich die Entwicklung mitverfolgen, was es für sehr Ungeduldige vielleicht etwas einfacher macht. Zudem mag es etwas unkomplizierter sein, da die Pflanze nicht direkt gegossen werden muss oder zu viel gegossen werden kann.
  • Avocado ziehen in Erde: In der Erde bilden sich schneller Wurzeln und Triebe. Diesen Prozess kann man allerdings nicht ganz so gut nachverfolgen. Beim Gießen muss außerdem etwas aufgepasst werden, um den Kern ausreichend feucht zu halten, ohne die Erde zu durchnässen, was für einige vielleicht schwer einzuschätzen ist. Für diese Methode kannst Du die folgenden ersten fünf Schritte überspringen und mit Schritt sechs beginnen.
Aller Anfang ist schwer: Bevor sich etwas tut, vergehen einige Wochen. Ungeduldige sehen erste Fortschritte früher, wenn sie ihre Avocado im Wasser ziehen.
Aller Anfang ist schwer: Bevor sich etwas tut, vergehen einige Wochen. Ungeduldige sehen erste Fortschritte früher, wenn sie ihre Avocado im Wasser ziehen.  © 123RF/juliaap

Schritt 1 bis 5 - oder: Avocado ziehen im Wasser

Schritt 1 - Kern vorbereiten: Um eine Avocado in Wasser zu ziehen, benötigt man zuerst drei oder vier Zahnstocher. Diese sticht man, gleichmäßig um den Kern verteilt, vorsichtig einige Millimeter tief in den Kern hinein. Mit dieser Konstruktion kannst Du nun eine Avocado ziehen.

Ohne Zahnstocher ist es jedoch ebenfalls möglich: Nutze ein kleines Schnapsglas, auf dem der Kern liegen kann oder verwende ein im Handel erhältliches Aufzucht-Set.

Schritt 2 - Kern ins Wasser: Durch diese Konstruktion kann man den Kern nun auf ein Wasserglas stellen. Der eiförmige Kern sollte dabei mit der Spitze nach oben zeigen, während mit der unteren, stumpferen Seite etwa ein Drittel des Kerns im Wasser hängt.

Schritt 3 - Wärme und Wasser: Das Glas sollte an einen hellen warmen Ort gestellt werden. Dort kann der Kern zu keimen beginnen. Um Fäulnis oder Schädlinge zu vermeiden, sollte regelmäßig, etwa alle fünf bis sieben Tage, das Wasser gewechselt werden. Achte auch darauf, dass der Wasserstand nicht zu sehr sinkt und der Kern oder gar die Wurzeln im Trockenen hängen.

Schritt 4 - Warten: Warte nun vier bis acht Wochen, bis sich Wurzeln und Trieb bilden. Keine Sorge, falls es noch länger dauert. Einige brauchen etwas Zeit, gib also noch nicht zu früh auf.

Der Vorteil des Kultivierens in Wasser ist, dass Du folgendes beobachten kannst: Die Kernspitze trocknet langsam aus und es entsteht ein Riss, der sich mit der Zeit bis zum Boden zieht. Aus diesem wächst eine Wurzel gerade nach unten.

Avocado aus Kern ziehen: Schmeiße den Kern nicht weg!
Avocado aus Kern ziehen: Schmeiße den Kern nicht weg!  © 123RF/liudmilachernetska

Schritt 5 - Trieb kürzen: Erreicht der Trieb aus der Spitze des Kerns nach wenigen Monaten eine Höhe von 15 Zentimetern, kann er halbiert werden, sofern noch einige Augen am Trieb verbleiben. Das lässt die Pflanze kräftiger wachsen und sich dichter und buschiger verzweigen.

Schritt 6 und 7 - oder: Avocado ziehen in Erde

Schritt 6 - Kern einpflanzen: Haben sich fünf oder sechs Blätter entwickelt, kannst Du die Zahnstocher entfernen und Deine Pflanze mit dem Avocadokern einpflanzen.

Pflanze den Kern etwa zu einem Drittel bis zur Hälfte in Anzuchts- oder Aussaaterde. Die Erde muss nun immer feucht gehalten werden. Gieße die Pflanze daher, wenn nötig, oder halte sie mit einem Sprüher feucht. Vergewissere Dich, dass der Topf ein Abtropfloch hat, sodass überschüssiges Wasser abfließen kann und keinen Schimmel bildet. Lass die Pflanze weiterhin an einer warmen und hellen Stelle stehen.

Beginnst Du mit diesem Schritt und pflanzt den Avocadokern direkt in die Erde, kannst Du auch die Keimlinge unterstützen und für ein ideales Klima von etwa 25 Grad sorgen, indem Du

  • ein Zimmergewächshaus benutzt
  • vorsichtig eine Folie über die Pflanze spannst, mit der Du ein Gewächshaus simulierst (lüfte diese jedoch täglich), oder
  • den Kern vor dem Einpflanzen in feuchtes Küchenpapier einwickelst, in eine wiederverschließbare Plastiktüte ins Warme legst und wartest, bis sich Keime bilden


Schritt 7 - Pflanze kürzen: Wenn die Pflanze eine Höhe von etwa 30 Zentimeter erreicht hat, kannst Du sie erneut halbieren, um eine buschige Verzweigung zu erhalten.

Avocado selber ziehen | Pflege

Hast Du Deine Avocadopflanze einmal eingepflanzt, solltest Du sie weiterhin pflegen, sodass sie wachsen und gedeihen kann.

Gießen

Dazu gehört natürlich, dass Du sie weiterhin regelmäßig gießen solltest, vor allem dann, wenn die oberen zwei Zentimeter Erde trocken sind. Das lässt sich testen, indem man seinen Finger in Erde steckt. Feuchte Erde bleibt an ihm kleben, trockene nicht.

Düngen

Düngen solltest Du Deinen Schützling zum ersten Mal nach ungefähr sechs Monaten. Dafür kannst Du ungefähr alle zwei bis drei Wochen eine kleine Menge Flüssigdünger ins Gießwasser geben und die Pflanze somit verdünnt düngen. Später kannst Du das Bäumchen direkt mit unverdünntem Flüssigdünger düngen, jedoch nur noch alle fünf, sechs Wochen. Im Winter, ungefähr von Oktober bis Februar, kannst Du eine Düngepause machen.

Schneiden

Bonsai-Besitzer:innen kennen das bereits: Für einen buschigen, verzweigten Wuchs benötigt auch die Avocadopflanze einen Rückschnitt. Trimme die Triebe und Nebentriebe, indem Du etwa einen Zentimeter von den Spitzen abschneidest. Für ein rundes Erscheinungsbild schneide den Trieb über einem Auge, das nach außen zeigt.

Stutzt Du die Triebe und Äste nicht, bleibt es bei sehr wenigen Ästen.

Avocado ziehen und schneiden: Für einen verzweigten Wuchs muss das Bäumchen geschnitten werden.
Avocado ziehen und schneiden: Für einen verzweigten Wuchs muss das Bäumchen geschnitten werden.  © 123RF/marinissimus

Standort

Aufgrund ihrer Herkunft in Südamerika bevorzugt die Avocadopflanze warme und sonnig helle Standorte. Ein gut gewachsenes Avocadobäumchen kannst Du im Sommer daher auch raus in die Sonne an einen windgeschützten Ort stellen.

Sobald die Temperaturen nachts wieder auf weniger als zehn Grad sinken, gehört das Bäumchen allerdings wieder nach drinnen, wo es an einem leicht kühleren, aber hellen Ort überwintern kann.

Auch ein Gewächshaus oder Wintergarten eignet sich hervorragend für Deine Avocado.

Avocadokern einpflanzen | Wissenswertes und weitere Tipps

Wenn Du ein Avocado-Bäumchen selber ziehen willst oder bereits tust, hast Du vielleicht noch weitere Fragen. Die wichtigsten Fragen werden nun geklärt.

Avocado selber ziehen: Wie groß kann der Baum werden?

Draußen in seinem eigentlichen und ursprünglichen Umfeld kann ein ausgewachsener Avocadobaum bis zu 15 bis 20 Meter groß werden. Aber keine Sorge - im Haus wird dieser in der Regel nicht größer als anderthalb Meter.

Wächst die Pflanze schnell und die Wurzeln scheinen den größten Teil des Topfes eingenommen zu haben, sollte die Pflanze umgetopft werden.

Wie lange dauert es, bis Früchte an einer Avocado wachsen?

Blüten und Früchte bilden sich erst nach circa zehn Jahren. Dabei können Früchte jedoch nur unter der Bedingung entstehen, dass eine Bestäubung stattfand. Problematisch ist dabei zum einen, dass die Pflanze sich nicht selbst bestäubt, und die Bestäubung nicht unkompliziert ist, da die Pflanze zwittrig ist. Die Blüten durchgehen weibliche und männliche Stadien, was man an der Aufstellung der Staubblätter erkennt.

Möchte man eines Tages Früchte ernten, ist es ratsam, mindestens zwei Pflanzen aus den Kernen verschiedener Sorten zu haben. Gängig sind dabei die Sorten Fuerte und Hass.

Da sie im Haus nicht von Insekten bestäubt werden können, muss man die Bestäubung mit einem Pinsel selbst übernehmen und vorsichtig die Pollen einer Pflanze im männlichen Stadium auf die Blütennarben einer anderen Pflanze im weiblichen Stadium verteilen. Die Schwierigkeit besteht darin, die männlichen und weiblichen zu unterscheiden, was durch das zeitversetzte Öffnen und Schließen der Pflanze erschwert wird.

Zudem benötigt der Avocadobaum viel Sonne, von der er gerade einmal im Sommer ausreichend bekommt. Daher ist meistens künstliches Sonnenlicht erforderlich.

Um Früchte zu produzieren, müssen die Blüten befruchtet werden. Gibt es keine Insekten, die das machen, muss man das als Hobby-Gärtner selbst mit einem Pinsel machen.
Um Früchte zu produzieren, müssen die Blüten befruchtet werden. Gibt es keine Insekten, die das machen, muss man das als Hobby-Gärtner selbst mit einem Pinsel machen.  © 123RF/martinleber

Was bedeuten gelbe Blätter bei der Avocadopflanze?

Gelbe Blätter an Deiner Avocadopflanze können zum einen darauf hindeuten, zu viel gegossen worden zu sein. Reflektiere oder beobachte daher Deine Gießgewohnheiten und gehe außerdem sicher, dass der Topf eine ausreichende Drainage ermöglicht und keine Staunässe oder Schimmel entsteht.

Bist Du Dir sicher, dass Du die Pflanze nicht zu sehr gießt, können die gelben Blätter allerdings auch für zu viel Kalk sprechen. In diesem Fall kannst Du die Avocado noch mit eisenhaltigem Dünger retten.

Warum werden Blätter der Avocadopflanze braun und fallen aus?

Deine Avocado wird braun und verliert ihre Blätter? Keine Sorge: Zu einem gewissen Grad ist das normal und gehört dazu. Handelt es sich dabei jedoch auch um junge Blätter oder betrifft es einen großen Teil der Pflanze, dann ist sie vermutlich zu trocken. Gieße oder besprühe die Pflanze häufiger oder sorge generell für eine höhere Luftfeuchtigkeit im Raum.

Fazit:

Wer eine Avocado ziehen möchte, benötigt etwas Geduld. Hat der Avocadokern einmal gekeimt und gewurzelt, ist die Avocado jedoch eine relativ robuste Pflanze. Je nach Platz, Motivation und Fingerspitzengefühl ist sie eine tolle Zimmerpflanze oder nach ein paar Jahren sogar ein ertragbringendes Bäumchen.

Titelfoto: 123rf/laurashop

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