Grünen-Politiker bei rechter Buchmesse angegriffen: Täter soll vorbestrafter Neonazi sein

Von Inga Jahn, Tamina Porada

Halle (Saale) - Rund 700 Personen nahmen am Samstag bei Kundgebungen und einem Aufzug unter dem Motto "Rechte Buchmesse stoppen" teil. Am Abend wurde bekannt, dass im Umfeld der Demonstrationen ein Grünen-Politiker angegriffen wurde.

Rund 350 Einsatzkräfte der Polizei waren vor Ort.
Rund 350 Einsatzkräfte der Polizei waren vor Ort.  © Sebastian Willnow/dpa

Bisher leitete die Polizei eigenen Angaben zufolge sieben Ermittlungsverfahren ein, darunter vier Körperverletzungsdelikte.

Ein 38-jähriger Mann habe etwa im Bereich des Messegeländes den Grünen-Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel angegriffen, der laut Polizei Schmerzen im Brustbereich davontrug.

Cornelia Lüddemann, Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, verurteile den tätlichen Angriff auf Striegel, der sich demnach "in Ausübung seiner parlamentarischen Arbeit in Halle vor Ort befand".

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"Für den Angriff wurde das Privileg der Pressefreiheit missbraucht, um in die Versammlung gegen die rechte Buchmesse zu gelangen und dort rechte Gewalt ausüben zu können. Dieser Missbrauch kann und darf nicht hingenommen werden", so Lüddemann.

Bei den Protesten gab es keine weiteren Verletzten

Am Sonntag wird die Buchmesse fortgesetzt.
Am Sonntag wird die Buchmesse fortgesetzt.  © Sebastian Willnow/dpa

In ihrer Pressemitteilung teilten die Grünen weiterhin mit, dass es sich bei dem 38-Jährigen um einen amtsbekannten Nazi, Kampfsportler und vorbestraften rechtsextremen Hooligan handeln soll.

Der mutmaßlich Beschuldigte war wohl Gründer und führendes Mitglied der rechtsextremen Hooligan-Gruppe "Blue White Street Elite", die 2008 durch das Innenministerium in Sachsen-Anhalt verboten wurde.

Weitere Verletzte während der Protestaktionen habe es nicht gegeben, so ein Polizeisprecher gegenüber der deutschen Presseagentur. An einem weiteren Aufzug am Samstagabend in Halles Innenstadt hätten rund 85 Menschen teilgenommen, wie es hieß. Es habe keine Störungen gegeben. Insgesamt war die Polizei mit etwa 350 Einsatzkräften aus Halle und Berlin präsent.

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Die Buchmesse "SeitenWechsel" wurde von der Dresdner Buchhändlerin und Verlegerin Susanne Dagen ins Leben gerufen.

Dagen hatte die Veranstaltung als "geistige Notwehr" bezeichnet, da aus ihrer Sicht vor allem die großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig in den vergangenen Jahren "politisch immer enger" geworden seien. Vor allem in Dresden ist Dagen politisch aktiv, sitzt dort als Mitglied der AfD-Fraktion im Stadtrat.

Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa

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