Schlimmstes Verbrechen der Geschichte? Aufschrei nach Holocaust-Aussage von AfD-Spitzenkandidat
Magdeburg - Der AfD-Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund (35), hat mit einer Aussage über den Holocaust eine Welle der Empörung losgetreten.
Gemeinsam mit einem Reporter des Magazins "Politico" spazierte Siegmund durch die Landeshauptstadt Magdeburg und erzählte von seinen Plänen als möglicher neuer Ministerpräsident.
Mit jüngsten Umfragewerten von 40 Prozent stehen seine Chancen im Vorfeld der Landtagswahlen am 6. September dabei nicht schlecht. Siegmunds Ziel sei eine Alleinregierung der AfD.
Im Zuge des Gesprächs, das am Freitagmorgen veröffentlicht wurde, wurde der AfD-Politiker auf die Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) angesprochen. Für Siegmund der "Tiefpunkt unserer Geschichte".
Den Holocaust als schlimmstes Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu bezeichnen, wollte Siegmund dabei nicht: "Das maße ich mir nicht an zu bewerten, weil ich die gesamte Menschheit nicht aufarbeiten kann und aus allen Verbrechen dieser Menschheit natürlich lernen muss."
Nicht wenige sahen in dieser Aussage eine Verharmlosung des Holocaust, etwa der Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens Christian Wagner. Er schrieb in einem Beitrag auf X: "Die AfD ist die Partei der institutionalisierten Holocaust-Verharmlosung. Der Geschichtsrevisionismus gehört zu ihrer ideologischen DNA."
Aus Geschichte lernen: Ulrich Siegmund hält AfD-Verbot für "Katastrophe"
Im Zuge des Interviews tätigte Siegmund weitere Aussagen, die den Politico-Reporter stutzig werden ließen.
Das vom Netzwerk "Correctiv" aufgedeckte "Remigrations-Treffen" in Potsdam bezeichnete der AfD-Spitzenkandidat als "Potsdamer Kaffeekränzchen"; in Bezug auf die verbotene SA-Parole "Alles für Deutschland" erklärte Siegmund, dass er es "schlimmer" finde, dass die Aussage "Deutschland verrecke" dagegen nicht unter Strafe stehe.
Auch, wenn Siegmunds "Anheizer" auf Wahlkampfveranstaltungen ein lautes "Sieg" rufe und die Menge daraufhin mit "Mund" antworte, sehe er darin kein Problem: "Was ist denn an meinem Namen falsch?"
Grundsätzlich sprach sich Siegmund dafür aus, den Blick nach vorne und nicht zurückzuwerfen. Er würde sich darüber freuen, wenn "man wirklich mal aus der Geschichte lernen würde". Die Debatte über ein AfD-Verbot sei für Siegmund dagegen ein Zeichen, dass dies aktuell nicht der Fall sei.
"Wir sind jetzt gerade schon wieder kurz davor, genau die ersten Schritte in eine antipolitische Einstellung zu gehen. Wenn ich beispielsweise die umfragenstärkste Kraft verbieten möchte, dann gehe ich in den Bereich, dass man hier Demokratie nicht wieder gleichsam herstellt. Das ist eine Katastrophe."
Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa

