Atomkraftwerk an Tschechen-Grenze geplant: Wie gefährlich ist das AKW für Sachsen?

Tušimice/Erzgebirge - Atomstrom direkt vor Sachsens Haustür! Tschechien plant den Bau eines sogenannten Mini-Atomkraftwerks - kurz hinter der Grenze. Kritik kommt von den Grünen. Doch was sagt die sächsische Regierung zum tschechischen AKW-Projekt - wie gefährlich ist eine solche Anlage?

Näher als vielen lieb ist: In Tušimice, nur 17 Kilometer von der sächsischen Grenze, soll ein neues Atomkraftwerk gebaut werden – auf dem Gelände eines Kohlekraftwerks.
Näher als vielen lieb ist: In Tušimice, nur 17 Kilometer von der sächsischen Grenze, soll ein neues Atomkraftwerk gebaut werden – auf dem Gelände eines Kohlekraftwerks.  © Haertelpress

Während Deutschland der Atomkraft wortwörtlich den Stecker gezogen hat, setzt unser Nachbarland weiter auf Kernenergie. Derzeit liegen Pläne für ein Mini-Atomkraftwerk in Tušimice (bei Chomutov) auf dem Tisch. Das Kraftwerk wäre nur etwa 17 Kilometer Luftlinie zur tschechisch-sächsischen Grenze entfernt.

Der Landtagsabgeordnete Thomas Löser (53, Grüne) hakte nun bei der sächsischen Regierung nach - wie positioniert sich Schwarz-Rot?

Fakt ist: Sachsen kann Tschechien bei der Energiepolitik nichts vorschreiben! "Zunächst ist zu betonen, dass die Tschechische Republik als Nationalstaat eine eigenständige und unabhängige Energiepolitik betreibt, die sich in den europäischen Rechtsrahmen einfügt. Auf diese hat weder die Bundesrepublik Deutschland noch der Freistaat Sachsen mittel- oder unmittelbaren Einfluss", so die Antwort der Staatskanzlei auf die Kleine Anfrage der Grünen.

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Doch ganz untätig ist der Freistaat nicht: Beim sogenannten "Scoping-Verfahren" will das sächsische Umweltministerium (SMUL) eine fachliche Beurteilung abgeben. Ob es eine abschließende Stellungnahme zum Umweltbericht gibt, will die sächsische Regierung zu gegebener Zeit entscheiden.

Das AKW soll nur wenige Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze errichtet werden.
Das AKW soll nur wenige Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze errichtet werden.  © Uwe Meinhold
Thomas Löser (53, Grüne) wollte von der Staatsregierung wissen, wie sicher das Mini-AKW in Tschechien eingeschätzt wird.
Thomas Löser (53, Grüne) wollte von der Staatsregierung wissen, wie sicher das Mini-AKW in Tschechien eingeschätzt wird.  © Thomas Türpe

Gefahr durch Mini-AKW in Tschechien? Das sagt die Sachsen-Regierung

Die Gefahr, dass radioaktive Stoffe aus dem geplanten Mini-AKW austreten, wird als sehr gering eingeschätzt.
Die Gefahr, dass radioaktive Stoffe aus dem geplanten Mini-AKW austreten, wird als sehr gering eingeschätzt.  © Sina Schuldt/dpa

Bei dem AKW-Projekt in Tschechien schrillen bei Thomas Löser die Alarmglocken. Daher wollte der Grünen-Politiker von der Staatskanzlei wissen, welche Gefahr von einer solchen Anlage ausgehe.

Die Antwort: "Der Betrieb von Kernkraftwerken ist grundsätzlich mit einem inhärenten, aber sehr geringen Risiko einer Havarie mit der Folge der Freisetzung radioaktiver Stoffe verbunden."

Man habe volles Vertrauen in die tschechischen Behörden, heißt es. Diese verfügten über eine "sehr hoch entwickelte Sicherheitskultur" – genauso wie die Betreiber der Atomkraftwerke selbst. Seit Jahrzehnten laufe in Tschechien alles sicher, daran werde sich auch mit dem neuen Mini-AKW nichts ändern - so die Einschätzung der Staatsregierung.

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Bei dem geplanten Mini-Atomkraftwerk handelt es sich nicht um ein klassisches, großes AKW - vielmehr soll die sogenannte "Small Modular Reactor" (SMR)-Technologie zum Einsatz kommen. Heißt: Die Reaktoren sind deutlich kleiner als in herkömmlichen AKWs, können zudem außerhalb vorgefertigt werden.

Bis die erste Anlage ans Netz geht, wird es allerdings noch eine Weile dauern: Erst zwischen 2034 und 2038 soll das AKW, wenn es denn tatsächlich gebaut wird, die ersten Wohnungen mit Strom versorgen.

Titelfoto: Bildmontage: Sina Schuldt/dpa, haertelpress, Thomas Türpe

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