Leipzig - Manche finden sie putzig. Andere nennen sie Plagegeister: Waschbären. Das Raubtier mit der Zorro-Maske hat sich rasant in Sachsen ausgebreitet. Im Jagdjahr 1992/93 wurden erstmals Waschbären in den sächsischen Wäldern geschossen - drei Exemplare.
Zehn Jahre später waren es 80. Im Jagdjahr 2024/25 sind knapp 27.000 Waschbären zur Strecke gebracht worden, berichtet der Landesjagdverband.
Der Waschbär ist in Sachsen nicht heimisch. Er wurde im 20. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa importiert - zur Pelzherstellung. Durch Auswilderung und Flucht aus Farmen gelangte die Population in die Natur.
Waschbären sind inzwischen hierzulande zu Problembären mutiert. Der anpassungsfähige, geschickte und intelligente Allesfresser erschließt sich extrem erfolgreich nahezu jede Nahrungsquelle.
"Die Tiere sind erfinderisch, kooperieren im Familienverband, sind geduldig und lernfähig. Deshalb können sie zu simple Hindernisse oft leicht überwinden", berichtet René Sievert (53), Vize-Chef des Naturschutzbundes in Sachsen.
Die Tiere sind eine echte Gefahr für heimische Ökosysteme
Der Waschbär plündert zur Brutzeit Vogelnester, frisst wandernde Amphibien zur Laichzeit, besetzt Höhlen, die für heimische Arten wie den Waldkauz dann nicht mehr verfügbar seien.
Auch Fledermäuse, Eichhörnchen und viele andere Tiere stehen auf seinem Speiseplan.
Lokal können Waschbären dafür sorgen, dass mühsam aufgepäppelte Vogel- und Amphibienvorkommen zusammenbrechen.
"Menschlicher Frevel am Tierwohl und an der heimischen Fauna ist der eine Grund für die heutige Situation und die negativen Folgen für das Ökosystem", sagt René Sievert.
Der zweite Grund: Heimischen Ökosystemen fehlt heute oft die Robustheit und Widerstandsfähigkeit, auf invasive Arten wie den Waschbären zu reagieren.