KI überwacht, dass Arzt nichts im Bauch vergisst: Zwickauer Erfindung gegen üble OP-Pannen
Zwickau - Es klingt wie ein Albtraum, und doch passiert es in Deutschland jedes Jahr rund tausendmal: Nach einer Operation bleibt Material im Körper des Patienten zurück: Tupfer, Bauchtücher, ja sogar Instrumente. Nun schlägt die Wissenschaft in Zwickau zurück - mit künstlicher Intelligenz!

An der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) läuft derzeit ein Projekt, das die Abläufe im OP-Saal revolutionieren könnte.
"Wir entwickeln hier ein digitales Assistenzsystem, das den Überblick behält", erklärt Uwe Seidel (62) vom Hamburger OP-Ausstatter MEDIK Hospital Design.
Gemeinsam mit einem WHZ-Team tüftelt das Unternehmen an einem System, das mithilfe von Kamera und KI das zählt, was sonst im Stress untergehen kann. Denn obwohl es längst Pflicht ist, jedes Teil im OP laut und doppelt zu zählen, kommt es immer wieder zu Fehlern.
"Gerade bei langen Eingriffen mit wechselnden Teams wird es schnell unübersichtlich", erklärt Seidel. Die Folge: Material bleibt drin, Patienten müssen erneut operiert werden.
WHZ-Wissenschaftlerin Amelie Pester: "Die KI soll in Echtzeit anzeigen, ob was fehlt"


Genau das will das Projekt verhindern. Eine smarte Kamera über dem OP-Tisch erkennt, was da liegt – von der Schere bis zum Bauchtuch. "Die KI soll in Echtzeit anzeigen, ob was fehlt", erklärt WHZ-Wissenschaftlerin Amelie Pester (24). "Wenn etwas nicht stimmt, schlägt das System Alarm."
Die KI wird mit Tausenden Bildern gefüttert, auf denen OP-Materialien in verschiedenen Lagen und Lichtverhältnissen zu sehen sind.
"Wir bringen der KI bei, was ein Tupfer ist – auch wenn er vollgesogen und kaum noch zu erkennen ist", sagt Florian Rudek (37) aus dem WHZ-Team, der auch an dem 1,5-Millionen-Euro-Projekt mitarbeitet.
Das Zwickauer Heinrich-Braun-Klinikum will dem Forscherteam in Kürze reale Umgebungen zur Verfügung stellen. Auch das Uni-Klinikum in Zürich hat bereits Interesse an den Ergebnissen signalisiert.
Titelfoto: Sven Gleisberg