"Mr. Irrelevant" in der NFL: Darum wollen etliche Neulinge diesen Titel bekommen!

San Francisco - Es klingt wie ein Scherz. Ein Schmäh-Name. "Mr. Irrelevant". Wer in der NFL diesen Namen erhält, wurde als letzter Spieler beim aktuellen Draft gewählt. Doch der Titel ist begehrter als man denkt.

Brock Purdy, der dritte Quarterback der San Francisco 49ers, wurde - wegen der Verletzungen der beiden anderen QBs - vom "Mr. Irrelevant" zum Playoffs-Ermöglicher.
Brock Purdy, der dritte Quarterback der San Francisco 49ers, wurde - wegen der Verletzungen der beiden anderen QBs - vom "Mr. Irrelevant" zum Playoffs-Ermöglicher.  © Steph Chambers / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Und ja, auch ich lebte in der völlig falschen Illusion, dass ein Spieler, der von allen zur Verfügung stehenden Kandidaten den letzten Neulingsvertrag bei einem Profiteam bekommt, alles andere als ein Hoffnungsträger sein kann.

Wer wird schon gerne als letzter ins Team gewählt? Die Antwort ist einfach: Jeder, der bei den letzten Anwärtern dabei ist.

Aktuell macht der 22 Jahre alte Brock Purdy, der "Mr. Irrelevant" der San Francisco 49ers in der NFL von sich reden. Denn Purdy war zu Beginn der Saison der dritte Quarterback - was in der Regel so viel bedeutet wie: Anwärter auf Bankwärmer des Jahres.

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Doch nachdem sich im Laufe der Saison die beiden ersten Quarterbacks Tray Lance und Jimmy Garoppolo verletzt hatten, stand plötzlich dieser Youngster auf dem Feld - und gewinnt die Spiele.

Unter anderem gewann er gegen die Tampa Bay Buccaneers - ja, die Mannschaft, bei der "The G.O.A.T." Tom Brady (45) spielt - und den Divisions-Rivalen, die Seattle Seahawks. Letzte Nacht gewann er als erster Rookie-Quarterback sein drittes Starting-Spiel in Folge gegen die Washington Commanders mit 37:20.

Ungewöhnlich für einen Spieler, den bis zuletzt - vermeintlich - niemand wollte? Weniger als man denkt. Und daher werden diese Spieler seit 1976 besonders geehrt.

Denn der Titel "Mr. Irrelevant" ist mit einigen Vorzügen verbunden, die allen anderen Draft Picks verwehrt bleiben. Und die haben es in sich.

Strand-Babes, Award-Parodie und Disneyland für den Irrelevanten

"Mr. Irrelevant" von 2020, Tae Crowder (l.) nahm letzte Nacht unter anderem Boston Scott (r.) von den Philadelphia Eagles ins Visier und steht bereits als Playoffs-Teilnehmer fest.
"Mr. Irrelevant" von 2020, Tae Crowder (l.) nahm letzte Nacht unter anderem Boston Scott (r.) von den Philadelphia Eagles ins Visier und steht bereits als Playoffs-Teilnehmer fest.  © AL BELLO / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Der Gedanke dahinter: Es ist nicht relevant, dass dieser Spieler nicht eher gewählt wurde. Auf die Idee, den letzten Pick zu einer umjubelten Position zu machen, hatte der frühere Profi-Wide-Receiver Paul Salata Mitte der 70er Jahre.

Dazu gibt es eine ganze Menge Annehmlichkeiten. Vom Trip nach Disneyland, über Einladungen in exklusive Golfclubs und einer Segelregatta bis hin zum einwöchigen Aufenthalt an kalifornische Newport Beach, um dort (und so wird es in etwa auch beworben) mit schönen Frauen abzuhängen - mal ehrlich: Welcher Anfang 20-Jährige würde dazu "nein" sagen?

Und er bekommt die "Lowsman Trophy" verliehen - eine Parodie auf die "Heisman Trophy", die jährlich an der herausragendsten College-Spieler vergeben wird. Man nimmt alles von vorne bis hinten mit Humor.

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Der beste Beweis jedoch dafür, dass ein "Mr. Irrelevant" sehr relevant sein kann, war 1994 Marty Moore, der sein erstes Jahr mit einem Super-Bowl-Ring beendete.

Auch Tae Crowder, aktuell starting Linebacker bei den New York Giants, war vor zwei Jahren noch "Mr. Irrelevant", gewann letzte Nacht gegen den aktuellen Liga-Primus aus Philadelphia mit 40:34 und hat bereits mit den Giants einen Platz in den Playoffs sicher.

Titelfoto: Steph Chambers / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

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