Betrugsvorwurf in schwerer Zeit: Darts-Star wird beschuldigt, Leiden nur vorzutäuschen

Niederlande - Mittlerweile gehört Gian van Veen (23) zu den Darts-Shootingstars und 20 besten Spielern der Welt, doch vor wenigen Jahren hätte seine Karriere beinahe ein jähes Ende gefunden. Der aktuelle PDC-Jugendweltmeister litt unter Dartitis - auch wenn ihm das auf der Challenge Tour offenbar nicht jeder abnehmen wollte.

Gian van Veen (23) steht aktuell auf Platz 18 der PDC-Weltrangliste, doch das war vor wenigen Jahren noch nicht abzusehen.
Gian van Veen (23) steht aktuell auf Platz 18 der PDC-Weltrangliste, doch das war vor wenigen Jahren noch nicht abzusehen.  © David Inderlied/dpa

Wie der Niederländer im "Tops and Tales"-Podcast verriet, machte ihm um 2020 und 2021 die mentale Blockade zu schaffen, die unter Pfeilwerfern gemeinhin als Dartitis bezeichnet wird.

Während einer Partie sei ein Gegner sogar sauer auf ihn geworden, weil er so schlecht gespielt habe. Demnach vermutete der Kontrahent, dass der "Giant" mit Absicht verlieren wollte.

"Ich war in Tränen aufgelöst und habe mir mitten im Barnsley Metrodome die Augen ausgeheult, weil ich so sehr zu kämpfen hatte. Und mein Gegner warf mir dann noch vor, dass ich betrügen würde - es war herzzerreißend", erinnerte sich der 23-Jährige.

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Im Oxford English Dictionary wird Dartitis als "Zustand der Nervosität, der einen Spieler davon abhält, den Dart während des Wurfs zum richtigen Zeitpunkt loszulassen" definiert.

Die Gründe können vielfältig sein, eine anerkannte Krankheit ist Dartitis noch nicht. Laut neuesten Studien könnte es sich aber um eine Form der fokalen Dystonie - auch Musiker- oder Beschäftigungskrampf genannt - handeln.

Gian van Veen überwindet Dartitis

Gian van Veen (23) hat die Dartitis inzwischen besiegt.
Gian van Veen (23) hat die Dartitis inzwischen besiegt.  © David Inderlied/dpa

Inzwischen haben schon zahlreiche Spieler zugegeben, unter dem Phänomen zu leiden oder gelitten zu haben, darunter Eric Bristow (†70), Mervyn King (59), Mensur Suljovic (53), Nathan Aspinall (34) - und van Veen.

"Ich hatte in dieser Woche so große Schwierigkeiten", beschrieb der Holländer die Zeit. "Es fing gerade erst an bei mir, und ich spielte so langsam. Es war wirklich schlimm."

Der UK-Open-Viertelfinalist ging der Sache auf den Grund und erkannte so die Ursache. "Bei mir war es eine Angststörung. Ich hatte Angst zu verlieren. Angst davor, was die Leute von mir denken könnten, wenn ich schlecht spiele."

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Der Druck sei immer größer geworden, auch die sozialen Medien hätten nicht geholfen. Doch irgendwann akzeptierte van Veen den Zustand - und entwickelte sich sogar weiter.

"Das Komische ist, dass ich dadurch am Ende besser gespielt habe", erörterte der Niederländer. "Ich habe die Dartitis angenommen und bin einfach damit umgegangen, während ich gespielt habe. Irgendwann wurde ich besser, und mein Selbstvertrauen stieg. Ich kam an einen Punkt, an dem ich dachte: Was interessiert mich, was alle denken?"

Rund vier Jahre später krönte sich van Veen zum Jugendweltmeister, heute gehört er zur absoluten Darts-Elite.

Titelfoto: David Inderlied/dpa

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